Müssen das wirklich unter Kontrolle bekommen: Was wir über neue Corona-Variante wissen

Mutationen des Coronavirus lassen in Großbritannien und in Südafrika die Infektionszahlen rapide ansteigen. Grund ist eine Veränderung des sogenannten Spike-Proteins, das es dem Virus ermöglicht, sich leichter zu verbreiten.

Nach der Entdeckung einer neuen Variante des Coronavirus, die für einen starken Anstieg der Infektionszahlen im Süden Englands verantwortlich gemacht wird, hat die britische Regierung in London und weiteren Teilen Südostenglands eine Ausgangssperre verhängt. Die neue Virus-Mutation sei ersten Erkenntnissen zufolge "bis zu 70 Prozent ansteckender" als die bisher verbreitete Form, sagte Premierminister Boris Johnson am Samstag.

„Wir müssen das wirklich unter Kontrolle bekommen. Es ist ein langer Weg, bis das aus der Welt geschafft ist“, sagte Gesundheitsminister Matt Hancock indes dem Sender Sky News auf die Frage, ob die Menschen in betroffenen Gebieten sich auf eine längere Zeit mit strengeren Regeln einstellen sollten.

Bisher deute aber nichts darauf hin, "dass sie tödlicher ist oder eine schwerere Form der Krankheit verursacht", sagte Johnson weiter. Auch die Wirksamkeit von Impfstoffen werde durch den neuen Virus-Stamm nicht beeinträchtigt.

Der oberste Amtsarzt in England, Chris Whitty, hatte die Entdeckung des neuen Virus-Stamms am Samstag bestätigt und die Menschen zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen. Er habe auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) darüber informiert, teilte Whitty mit.

Auch der oberste wissenschaftliche Berater der Regierung, Patrick Vallance, sagte, die neue Virus-Variante breite sich rasch aus und führe zu einem starken Anstieg der Krankenhaus-Einweisungen.

Mutierter Virusstamm B.1.1.7 zwingt Großbritannien zum Handeln

Die weitreichenden Maßnahmen, die in weiten Teilen Großbritannien auch über die Weihnachtsfeiertage gelten werden, traf die Regierung auf Basis eines Berichts zehn führender Virologie-Experten des Landes. In ihrem Bericht heißt es, dass der neue Virusstamm mit seinen genetischen Veränderungen erstmal am 20. und 21. September in Kent und im Großraum London festgestellt wurde.

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Besonders, aus Sicht der Forscher, ist die hohe Anzahl an genetischen Veränderungen, die der neue Virusstamm B.1.1.7 aufweist. Von zentraler Bedeutung ist dabei eine Mutation des sogenannten Spike-Proteins. Dieses Protein benötigt das Virus, um an spezifische Rezeptoren auf der Oberfläche menschlicher Zellen zu binden und die Zellen zu infizieren. Die in diesem Fall entscheidende Mutation des Coronavirus benennen die Forscher als N501Y. Sie sorge dafür, dass sich das Virus deutlich schneller ausbreite.

Drosten und Lauterbach zeigen sich besorgt ob der Mutationen

Dabei stellen die Forscher fest, dass sich die mutierte Version deutlich leichter an die menschliche Zelle bindet und somit das Ansteckungsrisiko erhöht. Auch der deutsche Virologe Christian Drosten äußerte sich via Twitter zur Studie der britischen Forscher:

Die neue Viruslinie habe sich laut den Forschern innerhalb Großbritanniens „rasant“ ausgebreitet. Laut ihrer Analyse sei die Mutation in 75 Prozent aller genommen Proben festgestellt worden. In den vergangenen sieben Tagen hatten sich in Großbritannien mehr als 168.000 Menschen infiziert, was einem Inzidenzwert von mehr als 250 pro 100.000 Einwohner und Woche entspricht. Am Samstag vermeldetet die britische Regierung zudem 27.052 Neuinfektionen.

Besorgt zeigt sich auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Er warnt vor einem Teufelskreis im Zusammenhang von Mutationen des Coronavirus: "Mehr Ansteckungen führen zu mehr Mutationsgelegenheiten und damit zu mehr Mutationen, diese wiederum zu mehr Ansteckungen."

Ähnliche Virusmutation in Südafrika festgestellt

Doch nicht nur in Großbritannien, auch in anderen Regionen werden immer wieder neue Mutationen des Coronavirus entdeckt. So wurde in Südafrika jüngst eine ähnliche Mutation des Virus festgestellt, die von den Gesundheitsbehörden als mögliche Ursache für die dort ebenfalls stark steigenden Fallzahlen gesehen wird.

Allerdings handele es sich dabei um eine andere Virus-Mutation wie in Großbritannien, die jedoch eine ähnliche Veränderung des Spike-Proteins zeigen würde, wie die Virologin Emma Hodcroft von der Universität Basel feststellte. FOCUS Online/Wochit Nach Entdeckung neuer Corona-Variante: Lauterbach warnt vor weiteren Mutationen  

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