Warum wir manchen Menschen mehr vertrauen als anderen

Wir verlassen uns darauf, dass der Mitreisende im Zug kurz auf unsere Tasche aufpasst, dass eine neue Katzensitterin gut auf die Samtpfoten Acht gibt oder der Taxifahrer uns sicher an unser Ziel bringt. In vielen Situationen unseres Alltags vertrauen wir auch Fremden.

Das scheint auf den ersten Blick ziemlich unvernünftig zu sein – doch wir alle tun es jeden Tag. Und wir benötigen es. Vertrauen fungiert als Schmiermittel in der Gesellschaft und ermöglicht es uns, dass wir miteinander agieren und kooperieren können. Doch warum vertrauen wir eigentlich und woran lassen sich vertrauenswürdige Menschen erkennen.

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Vertrauen ist immer auch ein Risiko

"Vertrauen ist immer ein Wagnis. Ich gebe die Kontrolle ab und verlasse mich darauf, dass sich der andere mir gegenüber freundlich verhält", sagte Psychologin Isabel Thielmann gegenüber "Spektrum". Wer vertraut, wagt also etwas und nimmt das Risiko in Kauf, dass sein Vertrauen missbraucht wird. Trotzdem sei es sehr wichtig, dass wir anderen Menschen vertrauen. "Wer nicht vertrauen kann, hat mehr Probleme. Wenn ich mich nie auf andere verlasse, kann ich kaum soziale Bindungen aufbauen und handle mir damit Nachteile ein."

In der Forschung gibt es zwei mögliche Erklärungen dafür, warum wir auch Fremden vertrauen. Zum einen liegt es am gegenseitigen Nutzen – wir nehmen also an, dass es für beide Seiten von Vorteil ist und zum anderen vertrauen wir anderen Menschen, weil wir glauben, dass es von uns erwartet wird.

In einer Studie aus dem Jahr 2018 haben Forschende gezeigt, dass wir Menschen eher als vertrauenswürdig einstufen, wenn sie uns äußerlich ähneln. Ebenso sind es bestimmte Eigenschaften, die vertrauenswürdige Personen auszeichnen. Dazu gehören:

Konsequenz – jemand hält sich an das, was er verspricht.

Entscheidungen und Motive – sie werden transparent dargestellt.

Kooperativität – auf die Vorschläge von anderen einzugehen.

Selbstlosigkeit –  das Interesse von anderen über das eigene zu stellen.

Gewissenhaftigkeit – eine Person erledigt Aufgaben stets sorgfältig.

Verträglichkeit – Menschen, die verträglich sind, sind meist sehr hilfsbereit und sind sehr altruistisch eingestellt.

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Vertrauenswürdigkeit und Schuldgefühle

Außerdem haben Forschende herausgefunden, dass unser Schuldgefühl ein wichtiger Faktor für die Vertrauenswürdigkeit einer Person ist. Genauer gesagt, geht es um die Tendenz, Schuldgefühle bei einem Fehlverhalten zu erwarten. Das Team um die Wissenschaftlerin Emma Levine bezeichnet dies als Schuldanfälligkeit. Diese Tendenz sei ein starker Prädikator für vertrauenswürdige Personen. Die Wissenschaftler:innen schreiben: "Bei der Entscheidung, wem man vertrauen soll, sollte man den Schuldanfälligen vertrauen."

Eine vertrauenswürdige Person lässt sich also ein Stück weit an ihren Eigenschaften erkennen. Doch kann es je nach Situation auch wichtig sein, die Absichten einer Person zu beurteilen und ihre Kompetenz abzuschätzen.

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