„Apotheken werden ausgenutzt nach Strich und Faden“

Bei der Freien Apothekerschaft wächst die Wut auf die Politik – erst recht, seit ihre Vergütung durch den erhöhten Kassenabschlag gekürzt wurde. Daniela Hänel, erste Vorsitzende des Vereins, hält den Bundestagsabgeordneten vor, mitverantwortlich zu sein, wenn in ihren Wahlkreisen Apotheken schließen müssen.

Seit diesem Februar müssen die Apotheken eine deutliche Honorarkürzung hinnehmen: Sie haben den Krankenkassen zwei Jahre lang einen Rabatt von 2 Euro je Rx-Packung zu gewähren, 23 Cent mehr als bislang. Das ist fast ein Viertel der 8,35 Euro, die seit dem Jahr 2004 als Fixvergütung für die Apotheken festgeschrieben sind, wie die Freie Apothekerschaft betont. Ein Inflationsausgleich ist jedoch Fehlanzeige. Hingegen gibt es zahlreiche Aufgaben, die die Apotheken ohne Bezahlung erledigten – eine lange Liste dieser Tätigkeiten hat der Verein, der die Interessen von Apothekeninhaber:innen vertritt, im vergangenen Herbst vorgelegt. Schon seit Monaten schlägt man hier Alarm, schreibt Brandbriefe und macht Vorschläge, an welchen andere Stellen des Gesundheitswesens gespart werden könnte. 

Daniela Hänel, erste Vorsitzende der Freien Apothekerschaft, kann aus den politischen Entscheidungen nur einen Schluss ziehen: „Die Apotheken werden ausgenutzt nach Strich und Faden! Wenn man sich dann noch überlegt, dass es in allen Bereichen seit Jahrzehnten Tarif- und Diätenerhöhungen gibt und von den letzteren besonders die profitieren, die nun unsere Einnahmen weiter schmälern, dann steigt die Wut auf die für diese Politik Verantwortlichen.“ Sogar bei den Krankenkassen stiegen die Vorstandsgehälter jährlich – obwohl diese in der Spitze mit über 360.000 Euro schon exorbitant hoch seien, so Hänel.

Die Apothekerin aus Sachsen teilt auch gegen die Bundestagsabgeordneten vor Ort aus: Sie seien „besonders dafür mitverantwortlich, wenn in ihren Wahlkreisen Apotheken schließen müssen, Arbeitsplätze in der Folge verloren gehen und die Versorgung der Bürger, vorwiegend in den ländlichen Gebieten, deutlich schlechter wird“. Besonders enttäuscht sei ihr Verein über jene Abgeordneten, die sich vehement für eine Frauenquote einsetzten, aber durch ihre Abstimmung die Apothekenmitarbeiterinnen brüskierten, indem sie deren Kompetenz und Arbeitsplätze infrage stellten. Schließlich machten Frauen mit einem Anteil von 80 Prozent den Großteil des Apothekenpersonals aus.

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