Mehr Sympathien für die Ampel als für Jamaika

Vor drei Tagen hat Deutschland einen neuen Bundestag gewählt. Nun geht es darum, wer die künftige Regierung stellen soll. Da die „großen“ Parteien nur noch jeweils etwa ein Viertel der Stimmen für sich gewinnen konnten, sind abgesehen von einer Neuauflage der Großen Koalition, die wohl niemand will, nur Dreierbündnisse möglich. Der Mehrheit der DAZ-Leserschaft wäre unserer nicht repräsentativen Umfrage zufolge eine Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen am liebsten.

Jahrzehntelang wurde Deutschland fast immer von einer „Volkspartei“, also CDU/CSU oder SPD, gemeinsam mit einem kleineren Partner regiert. Zunächst war das immer die FDP, 1998 kamen dann das erste Mal die Grünen ins Spiel. 2005 ging die Rechnung „ein großer plus ein kleiner“ dann nicht mehr auf, genau wie 2017 und nach der aktuellen Bundestagswahl 2021. Dass das bewährte Schema nicht mehr zuverlässig funktioniert, ist der Schwäche der „Großen“ geschuldet. Von Ergebnissen jenseits der 40 Prozent, die früher eher die Regel als die Ausnahme waren, können sie aktuell nur träumen. Die Regierungsbildung ist also komplexer geworden. Denn abgesehen von einer großen Koalition, die es in der Geschichte der Bundesrepublik bis 2005 übrigens nur einmal gab, seitdem aber dreimal, sind auch in diesem Jahr nur noch Regierungsbündnisse möglich, die aus mindestens drei Parteien bestehen. Nachdem sich Union und SPD nach den ersten Hochrechnungen ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten, konnte sich die SPD schließlich leicht absetzen. Sie ist dem vorläufigen amtlichen Endergebnis zufolge mit 25,7 Prozent der Zweitstimmen nun stärkste Kraft und wird 206 Sitze im Bundestag beanspruchen können. Die Union kommt lediglich auf 24,1 Prozent und somit 196 Sitze. Die Grünen erreichen 14,8 Prozent und kommen auf 118 Abgeordnete, für die FDP votierten 11,5 Prozent, was den Liberalen 92 Sitze verschafft. Die AfD kommt auf 10,3 Prozent und 83 Sitze. Die Linke erreicht zwar nur 4,9 Prozent der Zweitstimmen, erhält aber durch die Grundmandatsklausel dennoch 39 Sitze im Parlament.

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Demnach sind neben einer Wiederauflage der Großen Koalition, die wohl die wenigsten favorisieren, nur Regierungsbündnisse aus mindestens drei Parteien möglich. Derzeit scheinen vor allem zwei Koalitionen wahrscheinlich: „Jamaika“, also Union, FDP und Grüne unter Führung der Union, oder eine „Ampel“, SPD, FDP und Grüne unter Führung der SPD. Rein rechnerisch wären zudem noch eine Deutschland- sowie eine Kenia-Koalition möglich, also schwarz-rot-gelb beziehungsweise rot-schwarz-grün, sozusagen eine GroKo-plus. Für ein rot-rot-grünes Bündnis reicht es nicht.

Wir wollten von unseren Leser:innen wissen, welches Bündnis sie favorisieren: 

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Das Ergebnis – Ampel vor Jamaika, also lieber SPD als Union – überrascht etwas. Schließlich hatte die SPD in den vergangenen Jahren durchaus Vorstellungen vom Apothekenmarkt, die nicht allen gefielen. So scheiterte beispielsweise das vom damaligen Gesundheitsminister Hermann Gröhe nach dem EuGH-Urteil aufgegleiste Rx-Versandverbot an den Sozialdemokraten. Daher haben die Leser:innen, bei denen Apothekenthemen für die Wahlentscheidung wichtig sind, ihr Kreuz seltener bei der SPD gemacht als bei der Union. 

Eine Fortsetzung der großen Koalition wünschen sich deutlich weniger. Das unbeliebteste Bündnis wäre die „Kenia-Koalition“. Ein Kanzler Armin Laschet wäre nur bei Jamaika zu erwarten, bei allen anderen Bündnissen würde wohl die SPD den Kanzler stellen. Vielleicht ist auch das der Grund, warum einige DAZ-Leser:innen trotz grundsätzlicher Sympathien für die Union dieses Bündnis nicht wollen. Bei einer Umfrage für den ARD-Deutschlandtrend, wer nächster Bundeskanzler werden soll, lag Scholz in der Gunst der Bundesbürger:innen jedenfalls klar vor Laschet (62 Prozent versus 16 Prozent).

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