Macht Einkaufen glücklich? Wie Shopping auf das Glücksempfinden wirkt – Heilpraxis
So beeinflussen Einkäufe das Wohlbefinden
Es scheint sich tatsächlich positiv auf das Wohlbefinden auszuwirken, wenn Menschen auf Einkaufstour gehen und schöne Dinge für sich kaufen. Dies gilt sowohl für den Einkauf im Internet als auch für Einkäufe in realen Geschäften. Es kann für eine Verbesserung des Wohlbefindens sogar bereits ausreichen, nach schönen Produkten zu suchen, ohne diese überhaupt zu kaufen.
Jeder kennt wahrscheinlich die Freude, die der Kauf einer Kleinigkeit für sich selbst mit sich bringt. Da stellt sich die Frage, hilft uns Einkaufen wirklich, uns besser zu fühlen? „Die Forschung legt nahe, dass es tatsächlich einen großen psychologischen und therapeutischen Wert hat, wenn man einkauft – natürlich nur, wenn man es in Maßen tut“, erklärt hierzu der klinische Psychologe Dr. Scott Bea von der Cleveland Clinic.
Auswirkungen von Online-Käufen auf Wohlbefinden
Dabei ist es egal, ob Sie Artikel online kaufen oder einen Einkaufbummel durch reale Geschäfte machen, Sie erhalten einen psychologischen und emotionalen Schub, so der Experte weiter. Sogar ein Schaufensterbummel oder das Stöbern im Internet könne das Gehirn beflügeln.
Einkaufen gibt ein Gefühl der Kontrolle zurück
Untersuchungen haben gezeigt, dass das Treffen von Einkaufsentscheidungen dazu beitragen kann, das Gefühl der persönlichen Kontrolle über unsere Umgebung zu stärken, erläutert Dr. Bea. Es könne auch Gefühle der Traurigkeit vermindern.
Einkaufen reduziert Traurigkeit
Bei einer im „Journal of Consumer Psychology” veröffentlichten Studie aus dem Jahr 2014 wurde beispielsweise festgestellt, dass Einkaufen die Menschen nicht nur sofort glücklicher macht, sondern auch anhaltende Traurigkeit bekämpfen kann.
Laut dieser Studie ist Traurigkeit im Allgemeinen mit dem Gefühl verbunden, dass Situationen die Kontrolle über die Ergebnisse in unserem Leben haben und das Leben nicht in unseren eigenen Händen liegt. Die Wahlmöglichkeiten und Ergebnisse, die mit dem Akt des Einkaufens verbunden sind, können das Gefühl der persönlichen Kontrolle und Autonomie wiederherstellen, erläutert Dr. Bea.
Einkaufen vermittelt ein Gefühl der Kontrolle
Bei einer weiteren Studie der University of Michigan aus dem Jahr 2014 stellte sich heraus, dass der Kauf von Dingen, die einem persönlich gefallen, bis zu 40-mal effektiver sein kann, um ein Gefühl der Kontrolle zu vermitteln, als nicht einzukaufen. Außerdem zeigte sich, dass Personen, die wirklich Dinge einkauften, dreimal weniger Traurigkeit empfanden, verglichen mit Menschen, die nur stöberten.
„Die Studie legt nahe, dass, wenn Sie das Gefühl haben, dass die Dinge nicht so laufen, wie Sie wollen, es sich wie eine positive persönliche Leistung anfühlen kann, genau das zu bekommen, was Sie möchten”, erklärt Dr. Bea in einer Pressemitteilung der Cleveland Clinic.
Einkaufen hilft positive Ergebnisse zu visualisieren
Neue Gerüche und farbenfrohe Schaufensterauslagen schaffen sensorische Erfahrungen, die uns von unserer eigenen Realität ablenken können, wenn auch nur für eine kurze Zeit. Dies überträgt sich auch auf das Internet. Online-Produkte können unsere Vorstellungskraft anregen, während wir uns in zufriedenstellende Umgebungen hineinversetzen, fügt der Psychologe hinzu. Einkaufen und die damit verbundene sensorische Stimulation bringe uns dazu, positive Ergebnisse zu visualisieren.
Dopamin wird bereits vor dem Kauf ausgeschüttet
Wie Dr. Bea betont, kann schon das bloße Stöbern, Scrollen in Internetshops oder ein Schaufensterbummel (ohne etwas zu kaufen) die Stimmung positiv beeinflussen. Es ist die einfache Erwartung einer möglichen Belohnung oder eines Leckerbissens, die Dopamin freisetzt – den Hormon-Neurotransmitter in Ihrem Gehirn, der dafür sorgt, dass Sie sich gut fühlen.
Dopamin steigert Ihr Verlangen, weiterhin nach Dingen zu suchen, die Ihnen ein gutes Gefühl geben, weshalb Einkaufen so geeignet dafür ist. „Manche Menschen denken, dass das Dopamin freigesetzt wird, wenn man tatsächlich eine Belohnung erhält oder einen Artikel kauft, aber es beginnt schon vor dem Kauf, da man sich an all den Möglichkeiten erfreut”, berichtet der Experte.
Dr. Bea gibt auch ein Beispiel für die Freisetzung von Dopamin zu einem früheren Zeitpunkt des Einkaufens. Haben Sie jemals einen Online-Warenkorb gefüllt, ihn aber wieder verlassen, weil Sie sich schon relativ zufrieden fühlten? Dabei handelt es sich um eine solche Freisetzung von Dopamin zu einem früheren Zeitpunkt während des Einkaufsvorgangs. Man muss nicht immer etwas kaufen, um Freude zu empfinden, und auch nicht immer viel Geld ausgeben, um sich besser zu fühlen, betont Dr. Bea.
Online-Shopping kann auch auf andere Weise die Dopaminausschüttung anregen – nämlich beim Warten auf die Ankunft Ihres Pakets. Besonders Lieferungen, bei denen Ihnen nicht genau bekannt ist, was Sie genau geliefert bekommen, steigern die Vorfreude und setzen Dopamin frei, erläutert der Experte.
Auf Produkte sparen macht glücklich
Es kann auch psychologisch vorteilhaft sein, wenn Sie auf ein Produkt sparen, anstatt etwas sofort mit der Kreditkarte zu kaufen. Die Theorie der Vorfreude besagt, dass das Sparen auf eine Belohnung Ihnen etwas gibt, worauf Sie sich freuen können, was mit der Zeit zu Aufregung und einer Dopaminausschüttung führt, erklärt Dr. Bea.
Übertreiben Sie das Einkaufen nicht
Natürlich sollten Sie sicherstellen, dass Sie es mit dem Einkaufen nicht zu weit treiben. Denn für manche Menschen kann das Einkaufen zum Problem oder sogar zu einer wahren Sucht werden. „Einkaufen verwandelt sich von einem therapeutischen in ein problematisches, zwanghaftes Verhalten, wenn es zu einem Mittel wird, um mit Angst, Stress oder Verlust umzugehen und wenn es schwer zu kontrollieren ist“, so Dr. Bea. Zwanghaftes Kaufen haben in entwickelten Volkswirtschaften und durch die Entwicklung des Online-Shoppings deutlich zugenommen.
Menschen mit einem zwanghaften Kaufverhalten erleben häufige Kaufepisoden oder einen übermächtigen Drang Artikel zu kaufen. Dieses Verhalten ist mit Gefühlen der Wertlosigkeit und Machtlosigkeit verbunden und habe viele Gemeinsamkeiten mit anderen Impulskontrollstörungen wie Sexsucht und Spielsucht, fügt der Experte hinzu.
Es gebe auch Ähnlichkeiten zwischen zwanghaftem Einkaufsdrang und der Drogen- oder Alkoholsucht. Betroffene Personen können sogar wahre Blackout-Episoden erleben, bei denen Sie sich nicht mehr genau an ihre Einkäufe erinnern können, berichtet Dr. Bea. Sie sollten sich also Gedanken machen, wenn Sie Ihre Ausgaben nicht mehr unter Kontrolle haben.
Anzeichen für Kaufzwang
Wenn Sie Schwierigkeiten haben, dem Kauf von nicht benötigten Dingen zu widerstehen oder viel Zeit mit der Recherche nach Artikeln verbringen, die sie nur eventuell benötigen, deutet dies auf einen vorliegenden Kaufzwang hin. Auch finanzielle Schwierigkeiten aufgrund von unkontrolliertem Einkaufen und Probleme bei der Arbeit, in der Schule oder zu Hause, weil die Ausgaben außer Kontrolle geraten sind, können Anzeichen eines Kaufzwangs sein, warnt der Experte.
Suchen Sie sich Hilfe
Therapie und Selbsthilfegruppen können in solchen Fällen helfen. Menschen mit Kaufzwang werden am meisten davon profitieren, wenn sie lernen, was zu ihrem Verhalten geführt hat, berichtet Dr. Bea. Der Fokus sollte auf der Erforschung der zugrunde liegenden Ursachen liegen, gepaart mit der richtigen Art von Therapie.
Die Quintessenz ist, dass, obwohl Verhaltensweisen, die Aufregung erzeugen, uns Glücksgefühle vermitteln können, Mäßigung der Unterschied zwischen Glück und Zwanghaftigkeit ist, erläutert der Psychologe.
Auch Sport und gesunde Ernährung können glücklich machen
„Wenn Sie sich Sorgen machen, ein zwanghaftes Einkaufsverhalten zu entwickeln, versuchen Sie, Ihr Ziel der Kontrolle in die Aufregung eines neuen, positiven Verhaltens umzuwandeln – wie beispielsweise Sport zu treiben oder sich gesund zu ernähren. Sie werden überrascht sein, wie glücklich Sie sich fühlen können, wenn Sie auf diese positiven Ergebnisse hinarbeiten“, fügt der Experte hinzu. (as)
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