Forscher finden Ernährungsformel für langes Leben: Das gehört auf Ihren Teller

Forscher haben eine überraschende Erkenntnis aus der größten internationalen Ernährungsstudie gezogen: Rotes Fleisch und Milch sind viel besser als ihr Ruf. Für ein gesundes Herz und ein langes Leben gehören auch diese Lebensmittel auf den Speiseplan.

Du bist, was du isst! Dieses Sprichwort bestätigen Forscher immer wieder. Denn unser Gesundheitszustand hängt wesentlich mit unserer Ernährung zusammen. Bei der Frage, was genau auf unserem Teller landen sollte, sind sich Experten aber uneins.

Andrew Mente vom Population Health Research Institute in Hamilton, Ontario, kommt nach jahrelanger Forschung zu einer recht überraschenden Erkenntnis: Laut dem kanadischen Epidemiologen gehören auch rotes Fleisch und Milchprodukte auf den Speiseplan. Dabei verteufeln viele Ernährungswissenschaftler gerade diese Lebensmittel als ungesund.

Mente hat Ende August 2018 auf dem Europäischen Kardiologenkongress in München eine Art Ernährungsformel für ein langes Leben vorgestellt. Er hatte die herzgesunde und lebensverlängernde Ernährung auf der Daten-Basis der PURE-Studie zusammengestellt. Es handelt sich dabei um die größte bisher durchgeführte Studie zum Ernährungsverhalten: Rund 138.500 Teilnehmer in 21 Ländern wurden dafür im Schnitt 7,4 Jahre begleitet.

Ist rotes Fleisch doch gut fürs Herz?

Neben Milch und rotem Fleisch stehen überwiegend die Lebensmittel auf der Liste, die schon bisher als besonders gesund galten: Gemüse und Salat, Obst, Nüsse, Hülsenfrüchte und Fisch. Der Speiseplan für ein langes Leben, den Mente und sein Team ausgearbeitet haben, ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig:

  • 8 Portionen Früchte und Gemüse (täglich)
  • 2,5 Portionen Nüsse und Hülsenfrüchte (täglich)
  • 1,5 Portionen rotes Fleisch (täglich)
  • 3 Portionen Milchprodukte (täglich)
  • 2 mal Fisch (pro Woche).

Die tägliche Energiezufuhr sollte sich laut den Forschern aus 54 Prozent Kohlenhydraten, 28 Prozent Fett und 18 Prozent Protein zusammensetzen. 

Forscher griffen auf riesige Datenmenge zurück

Das Team hatte ein Punktesystem entwickelt, das die optimale Verteilung der Lebensmittel ermöglichen soll. Wer die höchste Punktzahl 35 erreicht, hat die besten Chancen auf ein langes Leben.

Die Gültigkeit ihres „PURE Healthy Diet-Score“ haben die Wissenschaftler an insgesamt 218.000 Personendaten überprüft. Neben der PURE-Studie nutzen sie die Zahlen aus drei weiteren Bevölkerungsstudien, die sich mit Herz-Kreislauf-Risiken beschäftigten.

In allen vier Studien konnten die Experten statistisch nachweisen, dass eine hohe Punktzahl im PURE-Score mit einem signifikant geringeren Sterberisiko einherging als eine niedrige Punktzahl. Das galt auch unter Berücksichtigung von Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, Rauchen, Bewegung oder Bildung. 

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Neue Untersuchung stellt bisherige Erkenntnisse infrage

Das Ergebnis wirft Fragen auf, inwieweit die Empfehlungen für eine herzgesunde Ernährung angepasst werden müssen – schließlich soll rotes Fleisch bislang keinesfalls täglich auf dem Speiseplan stehen. Auch Milchprodukte wie Butter und Käse sollten nach bisheriger Erkenntnis nur mäßig konsumiert werden. Sie gehen in Beobachtungsstudien mit einer erhöhten Sterblichkeit einher.

Andrew Mente argumentiert, dass die aktuellen Ernährungsempfehlungen auf Jahrzehnte zurückliegenden Studien basieren würden und sich nur mit der Ernährungsweise in Industriestaaten auseinandergesetzt hätten. In der PURE-Studie seien aber sowohl Länder eingeflossen, in denen ein Nahrungsüberangebot besteht, als auch solche, in denen ein Mangel herrscht. Er sagt: „In den von uns berücksichtigten Studien flossen auch Daten aus Südamerika, dem Mittleren Osten, Afrika und Südasien ein. Sie legen nahe, dass auch eine mäßige Aufnahme von Vollfett-Milchprodukten und unverarbeitetem Fleisch einen schützenden Effekt haben. Dagegen ist eine Ernährung mit viel Stärke schädlich.“

Kritik: „Die“ weltweit optimale Ernährung gibt es nicht

Kritiker der Mente-Analyse bezweifeln allerdings, ob es überhaupt Sinn macht, in Sachen Ernährung eine Empfehlung zu formulieren, die für alle Menschen weltweit Gültigkeit hat. Viel wahrscheinlicher sei, dass es „die“ optimale Ernährung nicht gibt, und sie vielmehr von Land zu Land und vielleicht sogar von Person zu Person unterschiedlich zu bewerten ist.

So erklärte etwa die Kardiologin Eva Prescott auf dem Kardiologenkongress: „Es ist gut möglich, das wir das Punktesystem der Ernährung nicht überall auf der Welt anwenden können. Es gibt einfach viel zu viele verschiedene Ernährungsweisen.“


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