Winterdepression oder nur trübsinnig – so erkennen Sie den Unterschied

Wenn der Wecker klingelt, auf dem Weg zur Arbeit oder auf dem Heimweg: Immer ist es dunkel. Der Winter kann gemütlich sein, aber bei manchen Menschen schlägt er auf die Stimmung. Schuld daran ist vor allem die Dunkelheit. Es gibt aber Hilfsmittel.

„Licht ist entscheidend für unsere Stimmung“, erklärt Kneginja Richter, Leiterin der Schlafambulanz an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Nürnberg. „Es sorgt für die Freisetzung verschiedener Hormone, die über unsere Gefühlslage entscheiden.“

Ist es dunkel, produziert der Körper Melatonin, ein Hormon, das müde macht und nachts für guten Schlaf sorgt. Wird es an trüben Wintertagen morgens nicht richtig hell und spielt sich das Leben vor allem im Haus ab, schüttet der Körper auch tagsüber das Schlafhormon aus. Man ist träge und schlapp.

Aufstehen, rausgehen

Wie sehr jemand auf das fehlende Tageslicht reagiert, ist unterschiedlich. Laut Umfragen klagen 20 bis 30 Prozent der Deutschen über Stimmungsschwankungen und schlechte Laune in der kalten Jahreszeit.

Allerdings: „Die meisten Depressionen im Winter sind keine Winterdepressionen“, sagt Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. „Größtenteils handelt es sich um klassische Depressionen, die im Winter auftreten.“

Die Winterdepression dagegen ist eine „Saisonal Abhängige Depression“ – eine Unterform der Erkrankung, die neben dem Zusammenhang zur Jahreszeit spezifische Merkmale hat: „Meistens kommt es statt Appetitmangel und Gewichtsverlust eher zu vermehrtem Appetit“, sagt Hegerl. „Außerdem leiden die Betroffenen hierbei nicht unter Ein- und Durchschlafstörungen. Sie schlafen eher mehr als sonst.“

Doch nicht alle Menschen, die im Winter diese Symptome spüren, haben eine Winterdepression. Anzeichen dafür können sein, dass sich die Betroffenen an nichts mehr erfreuen können und permanent erschöpft sind. Oft wird das begleitet von Schuldgefühlen und Hoffnungslosigkeit. Treten solche Symptome bei einem selbst oder Angehörigen auf, kann der Hausarzt oder in Notfällen ein Krankenhaus Hilfe leisten. Es gibt auch ein Info-Telefon zum Thema Depression, erreichbar unter der Nummer 0800/3344533.

Neben dem Lichtmangel kommen verschiedene andere Gründe für die miese Stimmung infrage: „Im Winter sind viele Menschen etwas melancholischer. Sie verbringen vielleicht mehr Zeit zu Hause und sind weniger durch Äußeres abgelenkt“, sagt Hegerl. „Vielleicht lassen sie das Jahr Revue passieren und sind nachdenklicher.“

Dem Experten zufolge kann es die negativen Gefühle auch verstärken, wenn man zu lange schläft oder zu viel Zeit im Bett verbringt. „Das macht viele Menschen träge und drückt die Stimmung“, sagt Hegerl. Um den Winterblues zu vertreiben, könne es deshalb helfen, den Wecker besonders früh zu stellen – auch wenn es paradox erscheint weniger zu schlafen, wenn man sich träge und antriebslos fühlt.

Lichttherapie

Helfen kann auch eine Lichttherapie. Eine spezielle Lampe, die sehr starkes und helles Licht abgibt, soll das trübe Gefühl vertreiben. „Den besten Effekt hat die Lichttherapie, wenn man sie direkt nach dem Aufwachen durchführt“, sagt Kneginja Richter. „Es ist aber auch möglich, die Lampe am Arbeitsplatz einzuschalten, am besten 60 Minuten täglich.“

Wer wie viel Licht abbekommt, hängt auch vom Wohnort ab. Am 21. Dezember, dem kürzesten Tag im Jahr, geht die Sonne in Sonthofen im Allgäu beispielsweise schon um 8.04 Uhr auf – in Flensburg erst um 8.44 Uhr. Und abends geht sie in Sonthofen um 16.30 unter – in Flensburg schon um 15.57 Uhr. Das sind insgesamt knapp eineinviertel Stunden Unterschied. Je länger der Tag, desto länger kann die Sonne scheinen – zumindest theoretisch.

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