Was Sie bei einer Blockade des ISG tun können

Eine Blockade des Iliosakralgelenks ist häufig ein Auslöser für Rückenschmerzen. Übungen oder Wärme helfen oft, um diese Blockade zu lösen. Bei dauerhaften Beschwerden führt jedoch meist kein Weg an einer OP vorbei.

Blitzartige Stiche oder andauerndes Ziehen – Blockaden können unangenehme Rückenschmerzen verursachen. Die meisten Menschen denken bei diesen plötzlich auftretenden Beschwerden sofort an einen Bandscheibenvorfall. Jedoch sind Schmerzpunkt und Ursprungsquelle nicht immer identisch. Denn die Ursache der Symptome, die vor allem auf Probleme mit den Bandscheiben hinweisen, muss nicht zwingend mit den kleinen Stoßdämpfern im Rücken in Verbindung stehen, sondern kann vielmehr auch aus der Hüfte kommen. Konkreter: aus dem Iliosakralgelenk.

Instabile Schnittstelle

Als wichtige Verbindung zwischen dem unteren Teil der Wirbelsäule und dem schaufelförmigen Darmbein des Beckens hält das Iliosakralgelenk, kurz ISG, täglich enormen Belastungen stand. Im Gegensatz zu klassischen Kugelgelenken wie in Armen oder Beinen handelt es sich beim ISG jedoch um eine flache Gelenkspalte mit geringerem Bewegungsspielraum. Oftmals auch als Kreuz-Darmbein-Gelenk bezeichnet, übernimmt das ISG als eine Art Pufferzone eine wichtige stabilisierende Funktion, ähnlich einer Bandscheibe, indem es einwirkende Kräfte abfedert und an die Wirbelsäule weiterleitet.

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In einigen Fällen gerät das Iliosakralgelenk jedoch in schmerzhafte Schieflage. So kann unter Umständen bereits ein unachtsamer Tritt ins Leere das Konstrukt ins Wanken bringen. Ebenso gelten permanent schlechte Haltung, Beinlängendifferenzen oder sportliche Überbelastung sowie rheumatische Veränderungen als mögliche Auslöser. Sie können Bänder, Sehnen und Muskeln aus dem Gleichgewicht bringen und damit zu einer Instabilität des Iliosakralgelenks führen, das sich daraufhin verkantet und schmerzhaft blockiert. dpa/dpa-infografik GmbH Prinzipiell kann jeder Probleme mit dem Iliosakralgelenk bekommen. Allerdings sind Sport-Muffel häufiger betroffen.

Häufige Symptome

Leidtragende berichten klassischerweise von tief sitzenden Beschwerden kurz über dem Gesäß oder von anhaltenden Schmerzen, die tief im Hüftgelenk beginnen und bis ins Bein ausstrahlen. Vor allem beim Wechsel vom Sitzen zum Stehen, vom Liegen in die aufrechte Position oder beim Bücken, Heben und Beinanziehen spüren Betroffene das unangenehme Ziehen in der Verbindung von Darm- und Kreuzbein. Oftmals legen sich akute Beschwerden von selbst, da der Körper leichte Dysbalancen kompensiert. Doch im Laufe der Zeit unterliegt das ISG den Folgen eines permanenten Ungleichgewichts.

ISG-Experte und iFuse-Anwender Michael Breitenfelder ist Facharzt für Orthopädie (Zusatzbezeichnung Chirotherapie) und als Leiter des von der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft zertifizierten Wirbelsäulenzentrums am St. Marienkrankenhaus in Ludwigshafen am Rhein tätig.

Selbstständig ISG-Blockaden lösen

Bei leichten Beschwerden können Betroffene bereits mit körperlicher Bewegung selbst Abhilfe schaffen. Mediziner raten in diesen Fällen vor allem zu Aktivitäten wie Joggen, Schwimmen, Radfahren oder zu ausgedehnten Spaziergängen. Durch diese leichten Bewegungsarten lösen sich oftmals schmerzhafte Blockaden und Patienten stärken zudem ihre Muskulatur im Beckenbereich.

Eigenmobilisation für zu Hause

Um das wenig bewegliche Kreuz-Darmbein-Gelenk zusätzlich zu unterstützen, können Betroffene daheim auf spezielle Übungen zurückgreifen:

Dazu in gerader Position auf den Rücken legen, Arme zur Seite ausstrecken, sodass die Handinnenflächen nach oben zeigen. Den Fuß des rechten Beins auf Höhe des linken Kniegelenks abstellen und sich von der Hüfte abwärts nach links drehen. Dabei versuchen, die Schultern auf dem Boden liegen zu lassen. Jetzt mit der linken Hand das rechte Knie greifen und sanft weiter seitlich Richtung Fußboden drücken. Den Kopf zur rechten Seite drehen und die Dehnung etwa 20 Sekunden halten. Anschließend die Übung mit dem linken Bein ausführen und möglichst täglich wiederholen.

Linderung der ISG-Blockade durch leichte Therapien

Lösen sich Gelenkblockaden nach wenigen Wochen ohne aktive Einflussnahme nicht, greifen speziell ausgebildete Mediziner, Physiotherapeuten, Chiropraktiker oder Osteopathen zu der sogenannten Manualtherapie. Bei dieser Behandlung drücken und dehnen Spezialisten das Gelenk in seine ursprüngliche Position, um Patienten Linderung zu verschaffen.

Wärmepflaster oder -salben, Infrarotlampen sowie Körnerkissen regen daneben die Durchblutung an, damit sich die strapazierte Muskulatur entspannt. Anschließend versuchen Mediziner mithilfe von schmerzstillenden Arzneimitteln das normale Gangbild wiederherzustellen, da Patienten unter Schmerzen oftmals eine Fehlhaltung einnehmen. Allerdings helfen bei besonders schweren Blockaden weder Wärmemaßnahmen noch entsprechende Medikamente.

Abhilfe bei starker Verkantung

Um beständige Gelenkblockaden in den Griff zu bekommen, gehen Mediziner daher einen Schritt weiter. Unter Röntgenkontrolle spritzen sie gezielt ein Lokalanästhetikum in den Bandapparat oder die Gelenkspalte, damit Schmerzrezeptoren kurzfristig ausgeschaltet werden, um eine schmerzfreie Bewegung zu ermöglichen. Auch die Nervenverödung stellt eine wirkungsvolle Möglichkeit dar, um Betroffenen Erleichterung zu verschaffen. Bei dieser führen Ärzte unter örtlicher Betäubung eine feine Sonde direkt zum gereizten Nerv und unterbrechen durch Hitze die Weiterleitung quälender Impulse. Das Verfahren lindert Symptome bis zu einem Jahr.

Dauerhafte Beschwerdefreiheit

Bleiben allerdings alle konservativen Maßnahmen wirkungslos, ziehen Mediziner einen operativen Eingriff in Betracht. Früher gehörte die Versteifung des beanspruchten Segmentes mit starren Schraubsystemen zum Behandlungskonzept. Heutzutage profitieren Patienten dagegen von den Möglichkeiten der modernen Chirurgie und können durch spezielle Dreiecksimplantate aus Titan ihre gelenkartige Verbindungsstelle schonend stabilisieren.

In einem etwa 30-minütigen schlüssellochchirurgischen Eingriff setzen Fachärzte die kleinen Implantate in die Verbindungsstelle zwischen Darm- und Kreuzbein. Aufgrund der dreieckigen Form und porösen Oberflächenbeschaffenheit heilen die Titanstäbchen schnell ein und verwachsen mit dem umliegenden Knochen, was zu einer stetigen Schmerzreduktion führt. Innerhalb weniger Wochen kehren Patienten schmerzfrei in ihren gewohnten Alltag zurück. Sowohl gesetzliche als auch private Krankenkassen übernehmen die Kosten für diese Behandlung.

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