Patientenschulung: Blutdruck im Griff



Wer seine Werte regelmäßig selbst kontrolliert, kann eine Bluthochdruck-Erkrankung eher günstig beeinflussen. Patientenschulungen helfen dabei

Eigene Messungen des Blutdrucks können die Messungen des Arztes sinnvoll ergänzen

Meist wird er per Zufall entdeckt. Etwa während einer Routineuntersuchung beim Hausarzt. Bluthochdruck gilt deshalb unter Fachleuten als "stiller Killer". Er bereitet kaum Beschwerden, die Folgen für den Patienten zeigen sich oft spät – doch nicht selten dramatisch. Zum Beispiel wenn ein Herzinfarkt das Leben bedroht. Oder das Gehen schmerzt, weil Blutgefäße in den Beinen verstopft sind.

Deutsche Volkskrankheit

Dabei ist die sogenannte Hypertonie eine Volkskrankheit. In Deutschland hatten im Jahr 2016 rund 28 Prozent der Bevölkerung mit diesem Gesundheitsproblem zu kämpfen, wie die Barmer Krankenkasse jüngst mitteilte. Am häufigsten sind Menschen im Osten der Republik betroffen: In Sachsen-Anhalt diagnostizierten die Ärzte bei rund 35 Prozent der Bevölkerung zu hohe Werte, in Bremen dagegen bei etwa 24 Prozent.

Die Erkrankung aktiv angehen

Die gute Nachricht: Bluthochdruck lässt sich in der Regel durch Medikamente und einen gesunden Lebensstil stabilisieren. Wer gut über die Erkrankung informiert ist, kann ihren Verlauf ein Stück weit selbst beeinflussen.

Deshalb versucht Ines Petzold, ihren Patienten mehr Wissen zu vermitteln. Die Krankenschwester am Städtischen Klinikum Dresden-Friedrichstadt hat sich bei der Deutschen Hochdruckliga als Hypertonie-Assistentin ausgebilden lassen und klärt in speziellen Patientenschulungen über die Krankheit auf – und darüber, was Betroffene selbst tun können.

Was Betroffene tun können

Dazu gehört unter anderem die korrekte Selbstmessung. Denn die eigenen Werte regelmäßig zu kontrollieren kann die Messergebnisse des Arztes sinnvoll ergänzen. In den Kursen von Ines Petzold lernen die Teilnehmer das mit Rollenspielen. Sie ­ermitteln gegenseitig ihre Werte, lauschen dem Pochen des Drucks in ihren Blutgefäßen mit einem Stethoskop.

Viele nehmen dieses Geräusch zum ersten Mal in ihrem Leben real wahr. "Dadurch lernen sie, ein Gefühl für ­ihren Blutdruck zu entwickeln, auch wenn sie ihn nicht direkt spüren", sagt Krankenschwester Petzold. Die wichtigsten Regeln für eine fehlerfreie Messung: vor Beginn fünf Minuten ruhig sitzen und den Teil des Arms, an dem die Manschette sitzt, während der Messung auf Herzhöhe halten.

Individuelle Selbsttherapie

Bislang hat Petzold mehr als 400 Patienten geschult. "Die Menschen picken sich aus der Fülle von Möglichkeiten, über die wir sprechen, das heraus, was individuell für sie passt und was sie in ihrem Alltag umsetzen können." Auf diesen Seiten schildern vier Patientinnen, wie sie von der Schulung am Klinikum Dresden profitiert haben.

Ein großes Thema in den Seminaren sind auch die Ängste der Betroffenen. Angst etwa davor, dass der Blutdruck bei Belastung zu weit nach oben geht. Petzold versucht zu beruhigen: Es sei ganz natürlich, dass der Wert bei körperlicher Aktivität steige. Entscheidend sei, dass er einige Minuten nach der Belastung wieder nach unten gehe.

Tägliche Schwankungen

Manche Patienten steigern sich bei der Selbstmessung in übertriebenes Kontrollverhalten hinein, protokollieren zehn oder mehr Ergebnisse pro Tag und sind alarmiert, weil alle unterschiedlich ausfallen. Dabei ist es normal, dass der Blutdruck schwankt. "Er ist kein konstanter Wert. Seine Regulation erfolgt vielmehr flexibel und passt sich dem Leben mit seinen unterschied­lichen Anforderungen an", sagt Professor Christoph Herrmann- Lingen von der Universität Göttingen.

Der Psychokardiologe sieht im Selbstmessen eine Chance, sich bewusst zu machen, welche Faktoren den Blutdruck beeinflussen. Er rät, diesen nach einer Einweisung oder Schulung morgens und abends zu messen. Sei der Wert gut eingestellt, reiche es aus, ihn ein bis zwei Mal pro Woche zu kontrollieren.

Das richtige Messgerät

Wichtig ist, dass man den ermittelten Messwerten vertrauen kann. Hyper­tonie-Patienten sollten deshalb nur zertifizierte Geräte benutzen. Die Deutsche Hochdruckliga nennt geprüfte Produkte auf ihrer Online-Seite.

In der Mehrzahl handelt es sich dabei um Modelle, die am Oberarm angelegt werden. Eine häufige Fehlerquelle sind hier zu große oder zu enge Manschetten. In der Apotheke kann man sich zur optimalen Manschette beraten lassen.

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