Top-Forscher um Brinkmann erklären: 7 Maßnahmen führen uns aus der Pandemie

Deutschland ist mitten in der dritten Corona-Welle. Die Wissenschaftlerinnen und Forscher der No-Covid-Strategie machen dafür das Corona-Management der Regierung verantwortlich. Sie zeigen aber auch sieben Maßnahmen auf, die Deutschland aus der Pandemie führen können.

Notbremse ausgehebelt, Öffnungen trotz britischer Variante, Modellregionen – mit diesem "Mosaik an faulen Kompromissen" habe die Politik Deutschland in eine neue Pandemiewelle gesteuert. In einem Gastbeitrag für "ZEIT Online" haben die Wissenschaftler und Mediziner Melanie Brinkmann, Denise Feldner, Clemens Fuest, Maximilian Mayer, Elvira Rosert und Matthias F. Schneider neben Kritik allerdings auch sieben Maßnahmen zur erfolgreichen Pandemie-Bekämpfung präsentiert, fünf von ihnen betreffen die Ausweitung der Testaktivitäten. Die Autorinnen und Autoren gehören zu den Wissenschaftlerinnen und Medizinern, die die sogenannte No-Covid-Strategie entworfen haben.

"Wir werden nicht müde, auf einen besseren Weg aus der Pandemie hinzuweisen. Resignieren ist nicht. Wir müssen den Blick gemeinsam nach vorne richten", schreibt Virologin Brinkmann dazu auf Twitter.

Das Ziel: eine dauerhafte Niedriginzidenz. Denn, so erklären sie, auch die angestrebte Herdenimmunität durch eine Impfung von 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung werde aufgrund der ansteckenderen britischen Variante nicht mehr ausreichen.

Statt nun auf die notwendige Beschleunigung beim Impfen zu warten, empfehlen die Wissenschaftler einen raschen und konsequenten Lockdown, um die Inzidenzen kurzfristig zu senken, und folgende Maßnahmen: eine enorme Ausweitung der Testaktivitäten (in fünf Schritten), den Ausbau der digitalen Kontaktnachverfolgung und ein klares Signal an die Bevölkerung, wann ein Lockdown-Ende erreicht ist.  

Ausweitung der Testaktivitäten: 5 Schritte

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler setzen auf den Einsatz von Corona-Tests. Dabei zählen sie fünf Punkte auf:

Erstens: In bundesweiten Test-Wochen sollten sich alle Menschen im Abstand von zwei bis drei Tagen mittels Antigen-Schnelltests selbst testen oder in Testzentren per PCR testen lassen, schreiben die Autorinnen und Autoren in der "Zeit". In Hotspots sollten zudem mobile Teams konsequent alle Bewohnerinnen und Bewohner durchtesten. So könnten versteckte Infektionen erkannt werden.

Zweitens: Schulen, Kitas und Betriebe sollen unterstützt werden um individuelle Testsysteme entwickeln und aufbauen zu können. Ein wichtiger Schritt sei dabei die Kopplung von Test- und Präsenzpflicht. Heißt im Klartext: Zutritt nur mit (negativem) Test. Weitere Forderung: "Alle Personen, darunter insbesondere unvermeidbare Pendler, müssen dauerhaft Zugang zu mindestens drei Schnelltests pro Woche bekommen – je nach Infektionslage auch noch häufiger", schreiben die Autoren.

Drittens: Die Wissenschaftler setzen bei ihrer Strategie auch auf die Aufklärung der Bevölkerung. Das Gesundheitsministerium soll in einer mehrwöchigen Kampagne über das Testen informieren. Landräte und Bürgermeisterinnen sollen Info-Materialien zu Tests und Quarantäne in unterschiedlichen Sprachen erhalten.

Viertens: Auch an den Grenzen müsse anders getestet werden. "Einreisende nach Deutschland müssten vor ihrer Abreise einen PCR-Test machen lassen, nach ihrer Ankunft in Deutschland sofort in Quarantäne gehen und sich nach fünf Tagen erneut testen lassen", schreiben die Wissenschaftler. Für Berufspendler, Lieferanten und in Härtefällen könnten Ausnahmeregelungen gelten. Die aktuelle Regelung, die lediglich einen negativen Test vor der Abreise und eine Quarantäne nur für Einreisende aus Risikogebieten vorsieht, sei aus ihrer Sicht "nicht wirksam und daher untauglich". Einreisende sollten zudem keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Man könne dem Beispiel Taiwans folgen, die ein spezielles Taxi-System verfügten.

Fünftens: Für eine potentielle Isolation müssten ebenfalls Vorkehrungen getroffen werden. Dafür müssten "die arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen wie Lohnfortzahlung und Arbeitsplatzsicherheit so verändert werden, dass sich positiv getestete Personen und ihre Kontakte umgehend selbst isolieren können". Die Isolierten sollten zudem durch eine "Quarantänebegleitung" psychologisch unterstützt werden. Kirchengemeinden oder Vereine können hierbei helfen, so die Autoren. Zudem bräuchte es externe Unterbringungsangebote in Form von Quarantänehotels, wie sie in anderen Ländern längst üblich sind. Nur dann können sich auch Menschen, die in beengten Wohnverhältnissen leben, sicher isolieren.

Digitalisierung der Kontaktnachverfolgung vorantreiben und klares Lockdown-Ende festlegen

Zwei weitere Maßnahmen empfehlen die Wissenschaftler darüber hinaus. So müsse die digitale Kontaktnachverfolgung und Quarantäneanordnung drastisch verbessert werden. Zwar hätten mehr als 300 Gesundheitsämter die Software Sormas zum Kontaktpersonenmanagement installiert, doch nur ein Drittel der Ämter würde sie tatsächlich nutzen, kritisieren die Autoren. Man müsse das digitale Angebot entsprechend ausbauen und breiter vernetzen.

Und um der Lockdown-Müdigkeit der Bevölkerung entgegenzuwirken, empfehlen die Wissenschaftler noch einen wichtigen Aspekt: das Ende des Lockdowns sollte klar bestimmt werden. Die Verfechter der No-Covid-Strategie empfehlen hierfür eine Sieben-Tages-Inzidenz von unter 10. Es sollte zudem keine Corona-Fälle unbekannten Ursprungs geben. Schulen könnten zwar schon früher öffnen, allerdings nur mit systematischen Tests und einer deutlich niederigeren Inzidenz als der aktuellen.

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