Mein liebes Tagebuch

Jetzt wird’s ernst: Die Bürokratiemonster sind für den Abschuss freigegeben. Die ABDA jagt sie, sogar mit einer eigenen Arbeitsgruppe, und die Politik will ihnen den Garaus machen, sie packt den Bürokratie-Besen aus. Ob das alles reichen wird? Sicher nicht, unser ABDA-CEO Schmitz will daher die Monster zusammen mit einer Rechnung über mehr Honorar und ein Entgelt fürs Lieferengpasssmanagement in ein Paket packen, es gut verschnüren und an die Politik schicken. Ob das ankommt? Da feiern wir doch erstmal das einmillionste E-Rezept – gut Ding braucht eben Weile. Nur eins geht schneller in Deutschland: das Apothekensterben. Aber unsere Präsidentin ist überzeugt: Die Politik will die Apotheken nicht dezimieren. Und die ABDA schon gar nicht. Wir sollten einfach selbstbewusster sein! Meint die ABDA. 

16. Januar 2023

E-Rezepte werden noch lange nicht bundesweit und flächendeckend ausgestellt – aber immer wieder gibt es neue Ärgernisse zur Frage, wie denn nun eigentlich E-Rezepte ausgestellt und in der Apotheke eingelöst werden können und sollen. Papierausdrucke wollen die Ärzte nicht (zu hohe Druckerkosten), die Smartphone-Methode mit der Gematik-App läuft noch kaum, da viele Menschen noch kein NFC-fähiges Smartphone haben und die Krankenkassen mit der PIN nicht überkommen. Und am Königsweg, dem Einsatz der elektronischen Gesundheitskarte mit PIN, wird noch gebastelt. Doch jetzt meldet sich die Compugroup Medical (CGM) und bietet eine Lösung an: Mit „Clickdoc E-Rezept“ können Ärzte ihren Patienten doch die Zugangsdaten für ihre Verordnungen schicken. Moment mal, mein liebes Tagebuch, wie soll denn das gehen? Eigentlich ist doch vorgesehen, dass alle E-Rezepte über die offizielle Gematik-App laufen sollen. Eigentlich, aber es gibt doch auch „Clickdoc E-Rezept“, das Zauberwort der Compugroup, das diesen etwas anderen Weg ermöglichen soll. Und das geht so: Der Arzt stellt das E-Rezept wie gewohnt aus, die Verordnung wird auf dem Server der Gematik hinterlegt. Und dann übermittelt der Arzt, die Ärztin mit nur einem Klick einen Code für das E-Rezept als SMS oder E-Mail an den Patienten, an die Patientin, die dann über diesen Code mit dem Smartphone oder per Computer das E-Rezept an die Apotheke weiterreichen können. Und klar, die Patienten können diesen Code natürlich auch einer Versandapo übermitteln. Mein liebes Tagebuch, irgendwie fühlt sich das so an, als ob hier durch die Hintertür doch wieder ein anderer Übertragungsweg aufgemacht wird. Angeblich sei diese Vorgehensweise mit der Gematik und den Datenschützern abgestimmt, lässt Compugroup wissen. Die Ärzte übermitteln ja nur die Zugangsinformationen eines E-Rezepts an die Clickdoc-App der CGM. Aber, mein liebes Tagebuch, genau dies sollte doch eigentlich nicht so laufen. Auch die ABDA zeigt sich skeptisch:  Bei der Ausstellung von E-Rezepten sollen die Zugangsdaten nur direkt an den Patienten übermittelt werden dürfen und zwar über die Dienste der Telematik-Infrastruktur. Beim Clickdoc-Weg wird dagegen ein zusätzlicher Übertragungsweg für den Token angeboten. Mein liebes Tagebuch, ob dieser Clickdoc-Weg Bestand haben wird, wird noch zu prüfen sein.

 

17. Januar 2023

Das Apotheken-Software- und IT-Haus Noventi steht, nun ja, nicht direkt vor einem „Reset“, um in der IT-Sprache zu bleiben, aber vor einer radikalen Strategiewende: Die Spitze wurde bereits ausgetauscht, es folgt ein Personalabbau und eine Straffung des Sortiments – nicht alle Warenwirtschaftssysteme, die die Noventi im Angebot hat, werden wohl weitergeführt werden. Und es wird für die Noventi-Kunden zu Kostenerhöhungen kommen. Das Unternehmen, zu dem mit der VSA einer der größten Rezeptabrechner gehört, korrigiert frühere Fehlentscheidungen und will zusätzlich mit frischem Geld seine Zukunft sichern. Um möglichen Unruhen, die solche Umbaumaßnahmen bei den Kunden auslösen könnten, zu begegnen, wird gerne der Hinweis gestreut, dass die Noventi und ihre Rezeptabrechner ja doch „standeseigen“ seien, was  beruhigend sein soll. Ein Beitrag auf DAZ.online beschäftigt sich mit der Frage: Was heißt eigentlich „standeseigen“? Das bedeutet, dass die verfasste Apothekerschaft in Form von Verbänden und Kammer ganz oder teilweise der Eigentümer solcher Unternehmen ist. Ein Beispiel  dafür ist Avoxa, eine wirtschaftende Tochter der ABDA. Außer den standeseigenen Unternehmen gibt es auch die apothekereigenen Unternehmen, zum Beispiel der  genossenschaftlich organisierte Pharmagroßhändler Noweda. Oder eben die Noventi. Alleinaktionär der Noventi ist der Förderverein Süddeutscher Apotheken (FSA), beim dem nur Apothekeninhaberinnen und -inhaber Mitglied werden können, die eine Geschäftsbeziehung zur Noventi haben. Klar, das nennt man apothekereigen. Damit aber nicht genug, und jetzt wird’s spannend: Es gibt da nämlich noch wirtschaftliche Verflechtungen zwischen dem Noventi-Eigentümer FSA und den Apothekerverbänden. So eine Verflechtung ist die Pharmafakt, eine Consulting-Firma, die mit Daten arbeitet, die bei der Rezeptabrechnung in den Apothekenrechenzentren gewonnen werden – in anonymisierter Form. Gesellschafter von Pharmafakt sind die Apothekerverbände der Länder Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen sowie die beiden Apotheken-Abrechnungszentren ARZ Haan und die VSA. Und schwups hängt alles mit allem zusammen. Und geht man den Verflechtungsfäden weiter nach, dann stößt man auch auf Verbindungen nach Nordrhein, denn das standeseigene Unternehmen ARZ Haan hat als Stammaktionäre die Norwima (eine100%ige Tochtergesellschaft des Apothekerverbandes Nordrhein), außerdem die Deutsche Apotheker- und Ärztebank e.G. und die RZV Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH. Aber es geht noch weiter: Da gibt es noch die B.A.G. Grundstücksverwaltungsgesellschaft, deren Gesellschafter neben dem FSA auch der Bayerische Apothekerverband und der Landesapothekerverband Baden-Württemberg sind. Wir erinnern uns: Die B.A.G. ermöglichte die Finanzspritze des FSA an die Noventi in Höhe von 20 Mio. Euro. Verfolgen wir die Verflechtungsstränge weiter, so stößt man auf  die Gesellschaft für zentrales Datenmanagement und Statistik im Gesundheitswesen, an der die Noventi laut Geschäftsbericht 40,1 Prozent hält; es ist ein Unternehmen mehrerer Rechenzentren, darunter auch standeseigene. Wenn Verbände und Wirtschaftsunternehmen verbandelt sind, finden sich, ganz klar, auch immer wieder dieselben Namen, die gewisse Funktionen in den standes- und apothekereigenen Unternehmen ausüben. So sitzen im Aufsichtsrat der Noventi und im Vorstand und in der Vertreterversammlung der FSA zahlreiche Apothekerinnen und Apotheker, die auch Mandatsträger bei Kammern und Verbänden sind. Beispiele gefällig? Gerne: Mathias Arnold, der ABDA-Vizepräsident und Vorsitzende des LAV Sachsen-Anhalt, ist auch FSA-Vorstand; Dr. Hans-Peter Hubmann, der Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbandes, ist Mitglied der Vertreterversammlung der Noventi, sein Stellvertreter ist Josef Kammermeier, der im Noventi Aufsichtsrat sitzt. Also, mein liebes Tagebuch, alles hübsch apothekereigen und fein mit der Standespolitik verwoben. Und so ergibt es sich nun mal, dass die Eigentümer in allen Fällen ein großes, ja sogar ein existenzielles Interesse daran haben, dass der Laden weiterläuft – und man bereit ist, zusätzliches Geld zu investieren (z. B. die Finanzspritze für die Noventi von FSA/B.A.G.). Denn als Mitglied von apotheker- oder standeseigenen Unternehmen arbeitet man doch auch mit dem einen oder anderen Produkt dieser Unternehmen – und das soll doch bitte auch weiterhin gut funktionieren. So läuft’s in der Welt.

 

18. Januar 2023

Bürokratieabbau – dieser Wunsch steht bei uns Apothekers seit langem auf der Prioritätenliste ganz weit vorne! Wie oft wurde darüber schon in der Berufs- und Gesundheitspolitik gesprochen – außer der Bewegung von viel heißer Luft ist bisher nichts passiert. Vielleicht ändert sich in dieser Legislaturperiode doch noch was. Immerhin ist das Bundesgesundheitsministerium per Gesetz aufgefordert, bis Ende September 2023 Empfehlungen zum Bürokratieabbau im Gesundheitswesen vorzulegen. Selbst die Opposition hat sich den Bürokratieabbau auf die Fahnen geschrieben. In ihrer aktuell verabschiedeten Weimarer Erklärung der CDU heißt es: „Wir packen den Bürokratie-Besen aus“, und weiter: „Wir brauchen einen anderen Geist: Nicht Regeln verändern die Wirklichkeit, sondern Problemlösungen.“ Klingt gut. Also, diesen Schub von allen Seiten müssen wir nutzen. Die ABDA hat bereits angekündigt, hier tätig zu werden: Es soll eine Arbeitsgruppe gebildet werden, die Vorschläge für einen Maßnahmenkatalog macht. Ja, mein liebes Tagebuch, ist ja richtig: Wenn wir die Wörter Arbeitsgruppe und ABDA hören, dann schwant uns meist nichts Gutes, es kommen Erinnerungen an die Arbeitsgruppe Apothekenhonorar hoch, die viele Jahre ohne Ergebnis tagte. Aber es muss ja nicht immer so sein. In den vergangenen Jahren hat sich die ABDA bereits immer wieder mal mit diesem Thema befasst. Eine Erkenntnis war: Im Apotheken- und Arzneimittelrecht gibt es nun mal einige Aufwände, die nur mit Bürokratie zu handhaben sind und an denen man nicht vorbeikommt. Aber im Sozialrecht, da blitzt geradezu an jeder Ecke Entlastungspotenzial auf. Stichworte sind hier Importquote, Regelungen rund um die wirtschaftliche Arzneimittelabgabe, in der Hilfsmittelversorgung, bei der Präqualifizierung, bei den Abrechnungsverfahren und Retaxierung, um nur einige zu nennen – das muss alles auf die Liste. Die ABDA wurde übrigens auch vom Deutschen Apothekertag aufgefordert, für Entbürokratisierung zu sorgen. Also, mein liebes Tagebuch, hoffen wir, dass die ABDA-Arbeitsgruppe Bürokratieabbau, die voraussichtlich im Frühjahr an den Start geht, hochmotiviert und mit großem Elan an die Arbeit geht. Input soll auch von den ABDA-Mitgliedsorganisationen kommen, die LAK Baden-Württemberg hat bereits nach Bürokratie-Monstern gesucht. Und natürlich erwarten wir an der Basis, dass Zwischenergebnisse der Beratungen kommuniziert werden und wir über die Tätigkeit der Arbeitsgruppe transparent informiert werden.

 

19. Januar 2023

„Unser Gesundheitswesen ist für Krisen nicht gut gewappnet“ – das ist das Fazit des Gutachten des Sachverständigenrats für Gesundheit und Pflege. Klingt ehrlich gesagt nicht gut und ist es auch nicht. Die derzeitigen Krisen wie Corona, Krieg in Europa, Hitzewellen, Hochwasser, Energiekrise und unterbrochene Lieferketten machen auch unserem Gesundheitswesen zu schaffen, es fehlt an Resilienz. Ein resilientes Gesundheitssystem sollte nämlich in der Lage sein, vorübergehende Lieferengpässe auszugleichen und einen erhöhten oder speziellen Bedarf im Krisenfall kurzfristig zu decken. Fehlanzeige. Und aus den aktuellen Krisen wurden nicht die notwendigen Schlüsse gezogen, so die Analyse des Gutachtens. Unser Gesundheitswesen ist ein „behäbiges Schönwettersystem“, heißt es an anderer Stelle, das zum Beispiel „unter unzulänglicher Digitalisierung und einem formaljuristisch leerlaufenden Datenschutzverständnis leidet“. Auch die Koordination zwischen Bund und Ländern sei unzureichend. Mein liebes Tagebuch, das Gutachten muss der Bundesgesundheitsminister als Aufgabenkatalog verstehen. Hoffentlich zieht er die richtigen Schlüsse.

 

E-Rezept? Gibt’s das noch? Ja, gibt es. Und das bereits rund eine Million mal. Der Wasserstandsanzeiger der Gematik zeigte in dieser Woche an, dass 1 Million E-Rezepte eingelöst wurden. Ist das nun ein Erfolg oder eher nicht? Nun ja, wie man’s nimmt. Vor dem Hintergrund, dass die Einführung des E-Rezepts mehrmals verschoben wurde und nach wie vor holpert, dass es noch lange nicht flächendeckend in Deutschland läuft, dass es ständig Querelen um die Art der Einlösung und des Datenschutzes geht und dass viele Ärzte nach wie vor wenig Lust haben, E-Rezepte auszustellen, dann ist es wohl ein kleiner Erfolg. Aber angesichts der Tatsache, dass jährlich rund 500 Millionen ärztliche Verordnungen ausgestellt werden, ist die Anzahl der E-Rezepte noch recht bescheiden. Man hat den Eindruck: So richtig viel Zugkraft und Enthusiasmus ist mit dem E-Rezept-Projekt nicht verbunden. Außer bei der Gruppe der E-Rezept-Enthusiasten, einer Initiative digital-affiner und überzeugter Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker  sowie von Digital-, IT- und Medienunternehmen – sie feiern den Tag, an dem die 1 Million-Marke erreicht wurde. Aber wie geht’s weiter? Die Enthusiasten sprechen sich dafür aus, einen zeitnahen Termin festzulegen für die verpflichtende Einführung des E-Rezepts, außerdem für niedrigschwellige Einlösewege. Ja, mein liebes Tagebuch, das gibt es alles immer noch nicht. Lauterbach ist bekanntlich nicht der digitale Nerd, das E-Rezept gehört nicht wirklich zu seinen Prioritäten. Und so wird das E-Rezept auch weiterhin vor sich hindümpeln. Mit einem Durchbruch wird erst zu rechnen sein, wenn das E-Rezept mit elektronischer Gesundheitskarte und PIN eingelöst werden kann.

 

20. Januar 2023

Ja, ja, die Bürokratiemonster machen in Apotheken die Runde. Auch ABDA-Hauptgeschäftsführer Sebastian Schmitz hat sie bereits gesehen, wie er im Wintersportort Schladming auf dem Pharmacon berichtete. Eines dieser Monster heißt Präqualifizierung. Und das gehört abgeschafft. Richtig, aber wie das gehen soll, was man konkret dagegen unternimmt, darüber erfuhr man nichts. Nur die Abschaffung zu fordern, ist halt zu wenig. Ähnlich ist es mit der Abwehr weiterer Sparmaßnahmen und einer Honorarverbesserung, was ebenfalls berufspolitische Ziele für dieses Jahr sind, genauso wie die Vergütung des Lieferengpassmanagements, die Vermeidung von Nullretaxationen, eine Entlastung vom Inkasso des Herstellerabschlags und die Verstetigung der SARS-CoV-2-Ausnahmeregelungen. Und wie will man das schaffen? Ganz einfach: Schmitz will aus diesen Zielen ein Paket schnüren und es der Politik vorlegen und dabei das Thema zur wirtschaftlichen Situation ganz nach vorne stellen. Mein liebes Tagebuch, ob solche Pakete in der Politik angenommen werden? Wie viele Pakete haben wir schon geschnürt und ans BMG adressiert, wie viele kamen zurück mit dem Vermerk „Annahme verweigert! Auch hier wird es sich zeigen: Pakete schnüren und vorlegen wird nicht reichen, es braucht auch ein kommunikatives Begleitfeuer in den Medien. 

  

Seit mehr als zehn Jahren oder auch länger hält sich in Apothekerskreisen die Vermutung, die Politik arbeite daran, die Zahl der Apotheken reduzieren zu wollen. Schon Gerd Glaeske, Apotheker und Gesundheitswissenschaftler, erregte vor über zehn Jahren den Zorn aller Apothekers, als er sagte, es gebe zu viele Apotheken und eine Reduktion der Apotheken auf etwa 15.000 oder sogar noch weniger reiche für eine flächendeckende Versorgung in Deutschland aus. Denn weniger Apotheken bedeuteten weniger Kosten für die GKV. Aber wie steht eigentlich die ABDA zu solche Vermutungen, die Politik wolle weniger Apotheken und welche Zahl an Apotheken hält die ABDA für richtig? ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening stellte sich in einem DAZ-Gespräch diesen Fragen. Klare Ansage von ihr: Von solchen Gedankenspielen, dass die ABDA die Apothekenzahl reduzieren will, hält sie nichts: „Jede einzelne Apotheke ist wichtig und ist uns wichtig“. Und sie sei überzeugt, dass die Politik dies nicht anders sehe. Es gebe zwar Politikerinnen und Politiker, die möglicherweise keinen Bezug zur Apotheke hätten, da sie jung und gesund seien, aber da habe sie, Overwiening, hat keine Zweifel: „Politik verfolgt keinen konkreten Plan, Apotheken zu dezimieren.“ Mein liebes Tagebuch, dass die ABDA die Apothekenzahl reduzieren will, kann man ihr abnehmen. Aber die Politik? Mag sein, dass es keinen konkreten Plan gibt, aber vielleicht eine diskreten? Vielleicht gibt es in der Politik so einen unterschwelligen Meinungstrend, dass man durchaus mit weniger Apotheken als heute auskommen kann? Overwiening ist eher davon überzeugt, dass solche Unterstellungen an die Politik von einer aus zu wenig Selbstbewusstsein erwachsenden Angst geprägt sind. Mein liebes Tagebuch, haben wir Apothekers zu wenig Selbstbewusstsein? Aber vielleicht sollte man besser fragen: Wo soll denn das Selbstbewusstsein herkommen, wenn schon unsere Standesvertretung nicht selbstbewusst auf der politischen Bühne auftritt und unsere Leistungen und alles, was wir in unserem Beruf tun, überzeugend kommuniziert? Ehrlich gesagt, diese Kommunikationsdefizite stelle ich nicht erst in den letzten fünf Jahren fest. Dieses Defizit reicht weit in die 90er Jahre zurück. Ein paar Pressemitteilungen, ein paar Posters und Flyers –  das war’s in der Regel. Aber Kommunikation ist doch weit mehr, vor allem: Wir hatten nie ein Gesicht in der Öffentlichkeit im Gegensatz zu den Ärzten. Und so erleben wir es auch heute immer wieder: Unsere Forderungen, sei es eine Honoraranpassung oder mehr Extra-Honorare für die vielen Sonderaufgaben, trägt die ABDA doch viel zu ruhig, viel zu lieb und verständnisvoll vor. Da erscheinen zwar ab und an sogar Resolutionen, fein formulierte Pressemitteilungen. Aber die hört und liest draußen keiner, weder die Politik noch die Öffentlichkeit. Und es folgen keine Taten, außer vielleicht ein Mini-Streik am Mittwochnachmittag zwischen 13 und 14 Uhr. Dadurch wird der Politik suggeriert: Mit den Apothekers kann man’s machen. Die knirschen zwar schon mal mit den Zähnen, aber ernsthaft böse werden die Pharmazeuten nicht. Und, mein liebes Tagebuch, angesichts der Gleichgültigkeit, mit der die Politik seit einigen Jahren den rapiden Sinkflug der Apothekenzahlen hinnimmt, da bin ich mir nicht mehr sicher, ob man sich nicht doch klammheimlich eine Marke gesetzt hat: Ok, lassen wir’s laufen. Wenn die 15.000-Marke erreicht ist, können wir vielleicht ein bisserl gegensteuern.


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