Mattheis: Haben Apotheker schon Dollarzeichen in den Augen?

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will Corona-Antigen-Schnelltests auch für den Laiengebrauch freigeben – sofern die zu erwartenden neuen Produkte so einfach zu handhaben sein werden, dass sie für den Einsatz durch jedermann taugen. Heute debattierten die Abgeordneten im Bundestag einen Antrag der Grünen, der sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigt. Die SPD-Gesundheitsexpertin Hilde Mattheis schoss dabei scharf gegen die Apothekerverbände: Diese hätten schon wieder Dollarzeichen in den Augen.

Eigentlich hätte es eine vergleichsweise friedliche Debatte im Deutschen Bundestag werden können: Am heutigen Donnerstag widmeten sich die Abgeordneten einem Antrag der Grünen, in dem die Fraktion die Abgabe von Corona-Antigen-Schnelltests auch an medizinische Laien fordert. Dem war Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zuvorgekommen: Bereits am vergangenen Freitag hatte der Minister einen Verordnungsentwurf vorgelegt, der dies ermöglichen soll. Allerdings sind demnach die Produkte, die für mögliche Heimtests infrage kommen, noch nicht zugelassen.

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In der Bundestagsdebatte ging es nun vor allem darum, wie diese Tests möglichst schnell in die Versorgung kommen können. Der Grünen-Abgeordnete Janosch Dahmen beklagte, die Bundesregierung agiere während der Pandemie zu langsam – dabei handele es sich um einen „Wettlauf gegen die Zeit“. Er regte eine Ausnahmegenehmigung für entsprechende Schnelltests an, um langwierige Zertifizierungsprozesse zu umgehen.

Sowohl aus der Koalition als auch aus der Opposition erntete er Gegenwind für diesen Vorschlag. Der CDU-Gesundheitsexperte Rudolf Henke warnte, damit entfalle die Herstellerhaftung und der Staat müsse die komplette Verantwortung für die Produkte tragen. Und auch Andrew Ullmann (FDP) stellte klar, man müsse in der Pandemie bei den Schnelltests neue Wege gehen, dies dürfe jedoch nicht zulasten der Qualität gehen. Doch als sich Dahmen erneut zu Wort meldete und betonte, seine Fraktion habe an bereits CE-zertifizierte und vom BfArM gelistete Tests gedacht, die nun auf Tauglichkeit für die Anwendung durch medizinische Laien geprüft würden, war aus der Diskussion weitgehend die Luft raus.

Schnelltests für alle

Dann jedoch trat Hilde Mattheis (SPD) ans Rednerpult – und schoss ohne jede Not gegen die Apotheken und ihre Preisgestaltung bei den Schnelltests. „Wenn der Apothekerverband schon wieder Dollarzeichen in den Augen hat und meint, die Tests für 10 Euro verkaufen zu können, ist das der falsche Weg“, gab sie zu Protokoll. Der Zugang müsse für alle Menschen gegeben sein. „Das darf keine elitäre Angelegenheit werden“, betonte die Sozialdemokratin. Dabei bezog sie sich auch auf einen ihrer Vorredner, den gesundheitspolitischen Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Achim Kessler. Kessler hatte gefordert, dem „Wildwuchs bei kommerziellen Testzentren“ ein Ende zu setzen, damit nicht der mit dem größten Geldbeutel, sondern der mit dem größten Risiko zuerst getestet werde.

Der breite Einsatz von Schnelltests sei eine Option, wieder einen Schritt hin zur Normalität gehen zu können und weitere Lockdowns zu vermeiden, so Mattheis. Da die Umsetzung der Impfstrategie sich noch bis in den Sommer hineinziehen werde, gelte es jetzt, alle Überlegungen anzustellen, wie man den Menschen in Deutschland bis dahin eine Perspektive eröffnen könne – ohne dabei Kontaktbeschränkungen und Abstandsregelungen zu vernachlässigen.

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