Neue Studie: Machen Alltagsmasken immun gegen das Coronavirus?

Seit Anfang September sind 34 Covid-19-Impfstoffe in klinischer Testung und zahlreiche weitere in der Entwicklung.

Bis ein zugelassener Impfstoff gegen das Coronavirus für alle verfügbar ist, kann es Experten zufolge jedoch noch eine Weile dauern.

Laut einer Theorie der US-Forscher Monica Ghandi und George Rutherford von der University of California in San Francisco gibt es jetzt Hoffnung, die Verbreitung des Sars-CoV-2 bis dahin entscheidend zu verlangsamen.

Immun durch Infektion mit geringer Erregerzahl

Die Alltagsmaske fungiert als Filter für einen großen Teil der ausgeatmeten Viren, hält jedoch nicht alle ab. Dies kann sich Ghandi und Rutherford zufolge langfristig als immenser Vorteil auswirken.

Die geringe Zahl der durch die Maske dringenden Erreger soll nämlich dafür sorgen können, dass ein hiermit in Kontakt geratener Organismus immun wird.

Aufgrund der geringen Anzahl von Erregern würde der Infizierte nur sehr leicht oder asymptomatisch – also kaum oder nicht merklich – erkranken. Die Immunabwehrreaktion träte dennoch ein und sorgte so für eine anschließende Immunität, wie die Wissenschaftler im ‚New England Journal of Medicine‘ schreiben.

Mehr asymptomatische Infektionsverläufe dank Alltagsmaske

Das universelle Tragen einer Maske könnte somit bis zur weltweiten Etablierung eines Impfstoffesfür einen wirksamen Schutz sorgen.

Mitte Juli sollen laut dem amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention noch 40 Prozent aller Infektionen ohne Symptome verlaufen sein. Die US-Forscher gehen davon aus, dass man diese Rate durch permanentes Tragen der Maske im öffentlichen Raum verdoppeln könnte.

Bei einem Corona-Ausbruch auf einem argentinischen Kreuzfahrtschiff wurden alle Passagiere und Crewmitglieder mit Masken ausgestattet, in der Folge stieg die Rate der asymptomatisch Infizierten auf 81 Prozent.

Eine Tierstudie mit Hamstern gibt darüber hinaus Anlass zu der Annahme, dass bei Sars-CoV-2 ein sogenannter Dosis-Wirkungs-Effekt besteht, die Virenlast also mit darüber entscheidet, wie stark eine Erkrankung verläuft.

Variolation bekannt aus Zeiten der Pockenepidemie

Das Vorgehen, Menschen wissentlich und absichtlich mit einer geringen Erregerzahl zu infizieren, um eine Immunreaktion, aber keine schwerwiegende Erkrankung auszulösen, ist aus Zeiten der Pockenepidemie unter dem Namen Variolation bekannt.

Damals wurde einem gesunden Menschen eine minimale Menge Pockensekret aus der Wunde eines Erkrankten als Lebendimpfstoff auf die Haut aufgetragen.

Man bedachte hierbei jedoch nicht, dass mutierte Viren wieder krankheitsauslösend werden konnten. Die Folge war eine hohe Todesrate unter den so ‚Geimpften‘.

Eine deratige Immunisierung ist aus ethischen Gründe heute allerdings nicht mehr denkbar.

Weitere Forschung zur Bestätigung der Theorie nötig

Die Theorie der US-Forscher basiert auf zwei Annahmen, die zwar für andere Virusinfektionen, jedoch noch nicht für Sars-CoV-2 bestätigt sind:

  • eine geringe Dosis Viren führt zu einem schwächerem Verlauf der Krankheit.
  • ein asymptomatischer Verlauf führt zu langlebiger Immunität.

Ersteres wird – wie in der Hamster-Studie – zwar vermutet, konnte jedoch bisher nicht für eine Infektion am Menschen belegt werden.

Zweifel daran, dass milde Krankheitsverläufe für eine langfristige und ausreichende Immunität sorgen können, gibt es schon länger.

Ein Forschungsteam aus Arizona konnte jedoch zeigen, dass die Antikörperzahl nie ganz auf null sinkt und so auch bei geringen Antikörperzahlen – wie sie bei Patienten mit asymptomatischen Verläufen häufig nachgewiesen werden – eine Immunabwehr bestehen bleibt.

Wie lange genau eine Immunität andauern kann wird sich jedoch erst mit der Zeit zeigen.

Die Theorie der US-Forscher könnte zudem auch als ein politisches Zeichen an eine größtenteils amerikanische Leserschaft gedeutet werden, da die Maskenpflicht in den USA noch nicht annähernd so akzeptiert und anerkannt ist wie hierzulande.

Quellen

  • Ghandi, M. et al. (2020): Facial Masking for Covid-19 — Potential for “Variolation” as We Await a Vaccine, abgerufen am 11.09.2020 https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMp2026913#article_references
  • Imai, M. et al. (2020): Syrian hamsters as a small animal model for SARS-CoV-2 infection and countermeasure development, abgerufen am 11.09.2020 https://www.pnas.org/content/117/28/16587.full
  • vfa – Die forschenden Pharma-Unternehmen (2020): Impfstoffe zum Schutz vor Covid-19, der neuen Coronavirus-Infektion, abgerufen am 11.09.2020 https://www.vfa.de/de/arzneimittel-forschung/woran-wir-forschen/impfstoffe-zum-schutz-vor-coronavirus-2019-ncov

Kimberly Papenthin

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