Was Sie von Ihrem Speiseplan streichen sollten, um Ihr Krebsrisiko zu senken
Hoch verarbeitete Lebensmittel gelten als gesundheitsschädlich. Doch ganz pauschal lässt sich das nicht bestätigen. Eine aktuelle „Lancet“-Studie zeigt zwar: Wer mehr davon verzehrt, erhöht sein Krebsrisiko. Interessant aber ist, dass es vor allem an zwei Getränken liegt.
Kuchen oder salzige Snacks, industriell hergestelltes Brot oder Frühstück-Cerealien, Fertigessen oder Fruchtdrinks – all das landet häufig auf unseren Tellern. Die hoch oder industriell verarbeiteten Nahrungsmittel sind oft praktisch, weil das Essen damit schnell geht und sie häufig auch gut schmecken. Wie sie sich auf das Krebsrisiko auswirken, haben sich britische Forscher in einer großen Studie mit gut 20.000 Teilnehmern der UK Biobank angeschaut. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachmagazin „eClinicalMedicine – Part of The Lancet Discovery Science“.
Allerdings lassen sich die Lebensmittel keineswegs alle in einen Topf werfen – um im Bilde zu bleiben. Daher hat die aktuelle Studie sich die einzelnen Nahrungsmittelgruppen detailliert angeschaut. Das Ergebnis sei „sehr aufschlussreich“, urteilt Martin Smollich auf Twitter. Der Ernährungsmediziner vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) fasst es zusammen: „Hier wird deutlich: Der negative Effekt hochverarbeiteter Lebensmittel (Kausalität vorausgesetzt!) ist im Wesentlichen ein Effekt von Softdrinks und Säften. Andere Produkte (z.B. pflanzliche Fleischalternativen) spielen hier überhaupt keine Rolle.“
Das passt zu den Erkenntnissen der Experten des World Cancer Research Fund (WCRF). Sie geben seit Jahren Empfehlungen heraus, um das persönliche Krebsrisiko zu senken. Danach sollten mit Zucker gesüßte Getränke ganz vom Speiseplan gestrichen werden. Denn der zunehmende Konsum von zuckerhaltigen Getränken trage zur weltweiten Zunahme von Fettleibigkeit bei. Diese wiederum erhöht das Risiko für viele Krebsarten.
Die Wissenschaftler schreiben: „Es gibt starke Beweise dafür, dass eine größere Körperfettmasse eine Ursache für viele Krebsarten ist: Mund, Rachen und Kehlkopf, Speiseröhre, Magen, Bauchspeicheldrüse, Gallenblase, Leber, Dickdarm, Brust (postmenopausal), Eierstöcke, Gebärmutterschleimhaut, Prostata und Niere.“ Industriell verarbeitete Lebensmittel stehen ebenfalls auf ihrer Streichliste.
Die konkreten Ergebnisse der Studie im Überblick:
- Im Mittel machten hochverarbeitete Lebensmittel 22,9 Prozent der Nahrung der Studienteilnehmer aus.
- Während der Nachbeobachtungszeit von 9,8 Jahren erkrankten 15.921 Personen an Krebs.
- 4.009 krebsbedingte Todesfälle traten auf.
- Je mehr hochverarbeitete Lebensmittel konsumiert wurden, desto höher war das Krebsrisiko (speziell Eierstockkrebs). Konkret: Jede Erhöhung um zehn Prozent war mit einer um zwei Prozent erhöhten Inzidenz von Krebs und um 19 Prozent bei Eierstockkrebs verbunden.
- Teilnehmer mit dem höchsten Konsum hatten im Vergleich zu denjenigen mit dem niedrigsten eine höhere Inzidenz von Krebs insgesamt sowie Hirntumoren und eine geringere Inzidenz von Kopf- und Halskrebs.
- Eine Erhöhung des Konsums von hochverarbeiteten Lebensmitteln um zehn Prozentpunkte war verbunden mit gestiegenem Gesamt-Sterblichkeitsrisiko um sechs Prozent (Eierstockkrebs 30 Prozent und Brustkrebs 16 Prozent).
„Diese Assoziationen blieben nach der Anpassung für eine Reihe wichtiger sozioökonomischer, Verhaltens- und Ernährungsfaktoren bestehen“, schreiben die Studienautoren. Neu an ihrer Untersuchung, im Vergleich zu vorangegangenen, sei vor allem, dass sie sich die Inzidenz sowie die Sterblichkeit für 34 verschiedene Krebsarten angeschaut hätten.
Jenseits der Ernährung beeinflusst der Lebensstil das Krebsrisiko
Wie die meisten Studien im Ernährungsbereich hat auch diese ihre Einschränkungen. Es lässt sich kein ursächlicher Zusammenhang zwischen Speiseplan und Krebsrisiko belegen, sondern lediglich eine Korrelation (statistischer Zusammenhang).
- Lesen Sie auch: Kennt Lauterbach den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität nicht?
Verschiedene weitere Schwächen diskutieren die User in den sozialen Netzwerken. Diese sind nicht von der Hand zu weisen. Das räumt auch der Ernährungsmediziner Smollich ein. Ihm geht es vor allem darum, dass die Gruppe der hoch verarbeiteten Lebensmittel differenziert betrachtet wird. Denn letztlich bliebe trotz der Adjustierung auf sozioökonomische Faktoren eine Verzerrung: Menschen mit hohem Konsum hochverarbeiteter Lebensmittel hätten einen anderen Lebensstil als Menschen, die jeden Tag mit frischem Gemüse kochten. Und resümiert: „Lebensstil beeinflusst Krebsrisiko ganz maßgeblich – auch jenseits von Ernährung.“
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Der Ernährungsplan zur Krebs-Prävention
Letztlich liefert diese Studie zwar keinen Grund, hochverarbeitete Lebensmittel oder speziell Säfte und Softdrinks pauschal zu verteufeln. Denn die Kausalität für erhöhtes Krebsrisiko ist nicht gegeben. Aber sie kann Anlass dafür sein, die eigene Ernährung und den Lebensstil generell kritisch zu betrachten.
Denn die Ernährung ist ein ganz zentraler Punkt, um Krebs vorzubeugen – auch wenn selbst die gesündeste Lebensweise keinen garantierten Schutz liefert. Doch ungesundes Essen kombiniert mit mangelnder Bewegung ist eine Ursache für Übergewicht. Gleichzeitig ist das ein vermeidbarer Risikofaktor für Krebs.
Die Experten des World Cancer Research Fund (WCRF) haben daher konkrete Empfehlungen für einen Ernährungsplan zur Krebs-Prävention:
Punkt 1: Vollwertige Ernährung
Viel Vollkorn, Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte sollten die Grundlage der täglichen Ernährung ausmachen. Wichtig dabei: 400 Gramm Gemüse und Obst und mindestens 30 Gramm Ballaststoffe empfehlen die Wissenschaftler.
Punkt 2: Wenig Fastfood und industriell verarbeitete Lebensmittel
Sie enthalten viel Fett, Zucker und Stärke, was Übergewicht begünstigt.
Punkt 3: Wenig rotes Fleisch und Wurstwaren
Rind-, Lamm- und Schweinefleisch, Wurstwaren: Rotes Fleisch sollte maximal in drei Portionen pro Woche auf den Tisch kommen. Das entspricht 350 bis maximal 500 Gramm. Besonders wenig sollte es vom verarbeiteten Fleisch sein, also allen Wurstwaren.
Punkt 4: Keine Limonaden und gezuckerte Getränke
Die Experten empfehlen ausschließlich ungesüßte Getränke, um den Flüssigkeitsbedarf zu decken, also Wasser, Tee oder Kaffee ohne Zucker. Sie warnen: „Fruchtsäfte sollten nicht in großen Mengen konsumiert werden, da sie auch ohne Zuckerzusatz die Gewichtszunahme ähnlich wie zuckergesüßte Getränke fördern dürften.“
Punkt 5: Alkoholverzicht
Um Krebs vorzubeugen, raten die Experten zum Alkoholverzicht. Denn Alkohol gilt als Ursache verschiedener Krebsarten.
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Wer dazu einen aktiven Lebensstil pflegt, nicht raucht und sich vor der Sonne schützt, ergänzt wichtige Zutaten, um sein Krebsrisiko zu senken.
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