Arbeitsplatz: Tipps für gesunde Büroarbeit



Die meisten Menschen verbringen ihre Arbeitszeit in einem Büro. Dabei beeinflussen viele Faktoren die Gesundheit. Grund genug, den Arbeitsplatz optimal zu gestalten

Den Großteil des Tages sitzen Sie am Schreibtisch? Mit unseren Tipps können Sie auch dort etwas für Ihre Gesundheit tun!

Für fast jeden zweiten Erwerbstätigen heißt arbeiten: am Schreibtisch sitzen. Rund 18 Millionen Bildschirm- und Büroarbeitsplätze gibt es in Deutschland. Wer an einem davon tätig ist, sollte vor allem auf den Rücken und die Augen achten. Die wichtigsten Tipps für gesundes Arbeiten am Schreibtisch: 

Dynamisch sitzen und zwischendurch mal stehen

  • "Sitzen ist nicht gleich sitzen", sagt Professor Peter Deibert, ärztlicher Leiter des Instituts für Bewegungs- und Arbeitsmedizin am Uniklinikum Freiburg. Besser als starres sei sogenanntes dynamisches ­Sitzen. ­Dabei ändert man möglichst oft die Position – und das am besten auf einem ergonomischen Arbeits­stuhl, der sich drehen lässt und bei dem sich Sitzfläche und Rückenlehne gegeneinander bewegen.
  • 30 Prozent der Arbeitszeit sollte man stehend verbringen. Ideal eignet sich ein Tisch, dessen Höhe sich variabel einstellen lässt.
  • Wer sehr statisch sitzen will oder muss, sollte dabei die Oberschenkel waagerecht halten und die Füße locker auf den Boden stellen. Armlehnen helfen, die Schultern trotz Computertätigkeit zu entspannen. Mediziner Deibert: "Die Hände sollten so auf der Tastatur liegen, dass sie möglichst eine Linie mit dem Unterarm bilden und in keine Richtung auffällig  abgeknickt sind." 

Ausreichend Helligkeit und gute Lichtverhältnisse

  • Bei strahlendem Sommer-Sonnenschein wird es draußen bis zu 100 000 Lux hell. Kein künstliches Licht kann da mithalten. Für Bildschirm- und Büroarbeitsplätze empfehlen Arbeitsmediziner eine Beleuchtungsstärke von 500 Lux. "Das gilt als das Minimum, bei dem Normalsichtige ohne Probleme lesen können", sagt Professor Stephan Letzel, Direktor des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin an der Universitätsmedizin in Mainz. Optimale Helligkeit ist vor allem wichtig, weil das Auge bei geringer Lichtstärke mit dem Alter zunehmend ermüdet.
  • Gleichzeitig sollten Bildschirmarbeiter darauf achten, dass sie nicht stark geblendet werden. "Bildschirm und Schulter sollten seitlich zum Fenster ausgerichtet sein", sagt Letzel. So scheint das Tageslicht weder direkt von vorn auf den Monitor, noch bildet es dahinter einen zu starken Kontrast.  

Pflanzen im Büro wirken wohltuend auf die Psyche

  • Pflanzen machen die Luft im Büro sauerstoffreicher und steigern die ­­Luftfeuchtigkeit? Beides stimmt in der Theorie, aber in der Praxis sind die Effekte zu vernachlässigen. "Pflanzen beeinflussen die Luft nur minimal", sagt Arbeits- und Umweltmediziner Letzel.
  • Trotzdem kann sich ein grüner ­Daumen auch im Job auszahlen. "Die wohltuende ­Wirkung von Pflanzen konzentriert sich auf die Psyche", erklärt Letzel. Sie seien vor ­allem ein Wohlfühlelement. So fand etwa der US-Architekturprofessor Roger Ulrich heraus, dass Patienten, die nach einer OP ins Grüne schauten, seltener Komplikationen erlitten und weniger Schmerzmittel benötigten. 
  • Aber Achtung: Allergiker können bei bestimmten Grünpflanzen – zum Beispiel dem beliebten Ficus – Schwierigkeiten ­bekommen. Außerdem gedeihen in der feuchten Blumenerde Schimmelpilze besonders gut und geben ihre Sporen dann in die Raumluft ab. Grünpflanzen sollten deshalb immer aufmerksam gepflegt werden. 

Achten Sie auf ausreichend Bewegung

  • "Man sollte jede Möglichkeit nutzen, die Haltung zu wechseln oder sich zu ­bewegen", rät Professor Volker Harth, Direktor des Zen­tralinstituts für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin am Hamburger Uniklinikum Eppendorf. Die Treppe nehmen statt mit dem Aufzug zu fahren. Die Kollegin persönlich ­aufsuchen statt ihr ­eine E-Mail zu schreiben. 
  • Auch Maßnahmen zur Gesundheitsförderung findet Harth sinnvoll. Fortschrittliche ­Unternehmen würden ihren Mitarbeitern so etwas inzwischen anbieten, zum Beispiel ­Rückenschulkurse in der Mittagspause oder Entspannungsübungen vor dem Feierabend. 
  • Unsicher, was Sie selbst im Joballtag tun können? Ein möglicher Ansprechpartner ist dann der Betriebsarzt. Er klärt über individuelle Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz auf.  

Bei Neugestaltungen des Arbeitsplatzes mitreden

  • Homeoffice? Zweier- oder Großraumbüro? Unternehmen gehen momentan die unterschiedlichsten Wege. "Die Arbeitswelt befindet sich im Umbruch", sagt Harth. Was davon sich negativ auf die Gesundheit der Angestellten auswirke und was positiv, sei jedoch noch nicht ausreichend erforscht. 
  • Bei jeder Veränderung, empfiehlt Harth, sollten Mitarbeiter versuchen, ihren Arbeitsplatz mitzugestalten: "Begleiten Sie Neuerungen möglichst unvoreingenommen und mit Feedback." Wird ein Umbruch als Stress empfunden, sollte das auch offen ausgesprochen werden dürfen. Harth: "Unzufriedene Mitarbeiter und ein hoher Krankenstand nutzen keinem." 
  • Beispiel Großraumbüro: Trennwände schaffen etwas Privatsphäre. In abge­­trennten Bereichen, sogenannten "Quiet Zones", kann man ungestört telefonieren oder besonders konzentriert arbeiten. 

Ruhe am Arbeitsplatz einfordern

  • Lärm ist eine der größten Quellen für Konflikte im Büro. Nach einer Studie des Marktforschungsinstituts Ipsos verliert der durchschnittliche Büroarbeiter pro Tag bis zu 86 Minuten produktiver Arbeitszeit wegen Lärmunterbrechungen. 
  • Als wie störend er empfunden wird, hängt von der Persönlichkeit des Beschäftigten und der Tätigkeit ab. Vor ­allem bei Aufgaben, die hohe Anforderungen an Gedächtnis und Aufmerksamkeit stellen, können Geräusche die Arbeit behindern. 
  • Die Anstrengung, störende Geräusche auszublenden, kann zu vorzeitiger Ermüdung, Konzentrationsschwäche und Kopfschmerzen führen. Die Gesundheitsbelastung setzt  sich in der Regel sogar noch fort, weil durch das langsamere Arbeitstempo auch Stress und Zeitdruck steigen. 
  • Büros sollten deshalb so geräuscharm wie möglich gestaltet sein. Durch leise Geräte, Trennwände in Großraumbüros sowie schallabsorbierende Wände und Teppiche können Arbeitgeber laut Experten einen großen Beitrag leisten.

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