Wie eine einzelne Studentin einen erneuten (Mini-)Lockdown in Neuseeland verursachte

Neuseeland gilt als Positiv-Beispiel im Umgang mit der Corona-Pandemie. Zuletzt galt das Land als Covid-19-freie-Zone. Am Donnerstag aber wurde nun die Infektion einer Studentin bekannt. Ein einzelner Fall, der einen Mini-Lockdown in Neuseelands größter Stadt Auckland auslöste. Denn die Infektion der Studentin wirft Fragen auf. Noch ist völlig unklar, wo und wann sich die Frau mit Covid-19 angesteckt haben könnte. Es gebe bislang keine Hinweise, dass sich die Frau in möglichen Risikogebieten aufgehalten habe. Dass es so schwierig ist, die Infektionskette nachzuvollziehen, sorgt für Unruhe. Um weitere Ansteckungen zu vermeiden, sind daher Menschen, die im Zentrum arbeiten, angehalten, am Freitag – wenn möglich – zu Hause zu bleiben. 100.000 Menschen sind betroffen.

Bekannt ist, dass sich die Frau am Dienstag auf das Virus hatte testen lassen. Obwohl die Gesundheitsbehörden sie angewiesen hatten, zu Hause zu bleiben, bis ein Testergebnis vorliegt, hielt die Studentin sich nicht an die Vorgabe. "Wir wissen jetzt, dass sie sich bei der Arbeit krankmeldete, nachdem man ihr geraten hatte, sich zu isolieren. Nach einem Gespräch mit einem Vorgesetzten ging sie zur Arbeit und trug eine Maske", zitiert "The Guardian" das Gesundheitsministerium. Wie es dazu kam, dass die Frau letztlich doch arbeitete, ist ungeklärt. Eine Miteigentümerin des Bekleidungsgeschäfts wies allerdings mittlerweile jegliche Schuld von sich. Sie habe niemals damit gerechnet, dass der Corona-Test der Frau positiv ausfallen könnte, zitiert "7 News".

Shopping statt Quarantäne

Die Studentin könnte das Virus nicht nur an ihrer Arbeitsstätte weitergegeben haben. Sie nutzte außerdem mehrmals den Fahrdienst Uber, ging in einem großen Kaufhaus shoppen und besuchte mehrere Restaurants, Cafés und Imbisse. Dass die Frau bei all diesen Unternehmungen ansteckend war, steht seit Donnerstag fest. Seither befindet sie sich in einer Quarantäneeinrichtung. Zwei Freundinnen der Studentin sind ebenfalls in Quarantäne. Die Frau lebt zwar allein, allerdings in einem Wohnblock im Zentrum. Alle Menschen, die in diesem Gebäude wohnen, wurden daher ebenfalls aufgefordert, sich in Isolation zu begeben. Die Gemeinschaftsbereiche in dem Komplex wurden geschlossen, eine mobile Testeinheit vor Ort eingesetzt. 

Man arbeite mit großer Dringlichkeit daran, festzustellen, wo sich die Frau infiziert haben könnte, erklärte Ashley Bloomfield, Chef der neuseeländischen Gesundheitsbehörde. Bisher aber tappen die Behörden im Dunkeln. Auch nach mehreren Gesprächen mit der Frau gibt es keine Anhaltspunkte, wo eine Infektion stattgefunden haben könnte. Die Gesundheitsbehörden ergriffen daher erste Vorsichtsmaßnahmen. Dazu gehört auch die Bitte, dass "alle Menschen, die in der Innenstadt von Auckland arbeiten, morgen nach Möglichkeit zu Hause arbeiten", zitiert "The Guardian" Gesundheitsminister Chris Hipkins.

Alle, denen das nicht möglich ist, sind angehalten, Masken zu tragen und auf Abstandsregeln zu achten. Auch Bürgermeister Phil Goff rief zur Wachsamkeit auf. Auf Twitter schrieb er, dass er wisse, dass es "nicht toll" sei, dass es einen weiteren Fall gebe. Aber es sei nicht das erste Mal und bisher habe man das immer überstanden, indem die Regeln eingehalten wurden. "Bitte denkt daran, eine Maske zu tragen. Nutzt die Covid-App, befolgt die Hygieneregeln und haltet euch an die Abstandsregeln", schrieb er und forderte die Bewohner Aucklands dazu auf, freundlich und geduldig zu bleiben.

Trügerische Normalität

Neuseeland gehört zu den Ländern, die bislang relativ glimpflich durch die Pandemie gekommen sind. Etwa 2000 Neuseeländer wurden bisher positiv auf Covid-19 getestet, 25 Todesfälle wurden im Zusammenhang mit dem Virus gezählt. Das hat Neuseeland vor allem seinen strikten Corona-Maßnahmen zu verdanken. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern der Welt, konnte das öffentliche Leben weitgehend normal fortgeführt werden.

Eine Normalität, die trügerisch sein kann. So berichtet Lesley Gray, Dozentin für Gesundheit an der Universität von Otago, gegenüber "The Guardian" davon, dass ihr aufgefallen sei, dass die Neuseeländer "selbstgefällig" in Bezug auf Covid-19-Schutzmaßnahmen geworden seien. Sie sei Anfang der Woche zwischen Wellington und Christchurch unterwegs gewesen und habe es interessant gefunden, den minimalen Gebrauch von Handdesinfektionsmitteln in vielen öffentlichen Bereichen zu beobachten, außerdem habe sie nur eine Person gesehen, die eine Maske getragen habe.

Auckland ist mit 1,7 Millionen Einwohnern die größte Stadt Neuseelands. Der neueste Infektionsfall ist der erste bekannte seit August. Damals hatten sich 179 Menschen mit dem Virus infiziert, drei starben. Ein dreiwöchiger Lockdown war angeordnet worden. Ob ein solcher auch diesmal nötig sein wird, bleibt abzuwarten. 

Es sei noch zu früh, um davon auszugehen, dass dieser eine Fall einen neuerlichen Ausbruch auslösen könnte, zitiert "7 News" Hipkins. "Panik hilft bei Covid-19 nie", sagte er am Donnerstag. Man befinde sich noch in einem sehr frühen Stadium der Untersuchung. Am Donnerstag wurde ein zweiter Coronafall bekannt, allerdings nicht in Auckland, sondern in Wellington.

Quelle: 7NEws, The Guardian

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