Vorboten von Long-Covid? Forscher identifizieren fünf Symptome, die Risiko erhöhen
Dass Corona schwere gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann, unter denen Betroffene noch lange nach der akuten Infektion leiden, ist bekannt. Doch nun haben Wissenschaftler herausgefunden, welche Symptome schon währenddessen Vorboten für Long-Covid sein könnten.
Abgeschlagenheit, Atemnot, Lungenschädigungen, Depressionen, Geruchs- und Geschmacksverlust – all das können Folgen einer Corona-Infektion sein, mit denen Patienten oft noch Monate nach ihrer akuten Covid-19-Erkrankung zu kämpfen haben. Diese Folgen können nicht nur bei Menschen mit schweren Verläufen auftreten, sondern überraschender Weise auch bei jenen, die symptomlos infiziert waren.
Wer also von Long-Covid letztendlich betroffen ist und wer nicht, darüber ließen sich bisher kaum eindeutige Aussagen machen. Englische Wissenschaftler haben nun eine Studie im Nature Magazine veröffentlicht, die genau diese Thematik genauer beleuchtet.
Risikofaktoren: Alter, Body-Mass-Index und Geschlecht
Insgesamt 4182 Infizierte aus Großbritannien, Schweden und den USA mussten dafür schon vor Beginn der Erkrankung ihre Verlaufs- und Symptomdaten täglich in eine App eingeben. Bei der Auswertung konnten die Wissenschaftler feststellen, dass
- 13,3 Prozent länger als 28 Tage über Symptome klagten,
- 4,5 Prozent länger als acht Wochen
- und 2,3 Prozent länger als zwölf Wochen.
Außerdem zeigten die Daten, dass das Long-Covid-Risiko mit zunehmendem Alter, erhöhtem Body-Mass-Index und zudem noch bei Frauen höher war als bei Männern. Sie klagten weitaus häufiger über Langzeitsymptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Atemnot und Riechstörungen.
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Studie: Fünf Symptome erhöhen Risiko für Long-Covid
Außerdem ließ sich aus den Daten ablesen, dass beim Auftreten von folgenden fünf Symptomen innerhalb der ersten Krankheitswoche, egal ob bei Männern oder Frauen, sich das Long-Covid-Risiko erhöhte:
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- Atembeschwerden
- Heiserkeit
- Muskelschmerzen
Bei Menschen über 70 Jahre war der Verlust des Geruchssinnes das Symptom, das am meisten mit Langzeit-Covid-Beschwerden in Zusammenhang stand – noch vor Fieber und Heiserkeit.
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Basierend auf diesen Daten erstellten die Forscher außerdem ein Vorhersagemodell für Long-Covid. Dabei zeigt sich, dass das zunehmende Alter mit 29,2 Prozent der am stärksten maßgebliche Parameter war – gefolgt von der Anzahl der Symptome in der ersten Woche mit 16,3 Prozent. Die Ergebnisse sowie das Vorhersagemodell wurden durch die Daten von weiteren 2412 infizierten Personen bestätigt. Es soll dabei helfen potentielle Long-Covid-Patienten schon im Vorfeld zu erkennen und durch richtige Maßnahmen Langzeitfolgen zu verhindern oder zu lindern.
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Kritik an britischer Studie – frühe Symptome zu unspezifisch
Allerdings gaben die Forscher zu, dass die Studie auch Einschränkungen habe, da es sich bei den App-Mitwirkenden nicht um eine repräsentative Stichprobe der Bevölkerung handle, sondern überproportionale viele weibliche Teilnehmer dabei waren. Die Altersgruppe der über 70-Jährigen dagegen sei unterrepräsentiert gewesen. Deshalb müssten Verallgemeinerungen genau abgewogen werden.
So sieht beispielsweise Tobias Welte, Pneumologe und Leiter der Covid-Ambulanz für Genesene an der Medizinischen Hochschule in Hannover, die Studie mit Skepsis. Die frühen fünf beziehungsweise sechs Symptome anhand derer ein Risiko von Long-Covid prognostiziert werden soll, seien aus seiner Sicht viel zu unspezifisch, zitiert ihn das Portal bz-berlin. "Kopfschmerzen und Erschöpfung können die Folgen sehr vieler Lebensumstände sein und müssen nicht zwangsläufig auf eine Covid-Erkrankung zurückzuführen sein."
So seien nur etwa zehn Prozent der Patienten von strukturellen Organveränderungen an der Lunge oder am Herzen betroffen, der weitaus größere Teil leide eben an jenem unspezifischen Symptomkomplex. Dass diese aber im frühen Krankheitsstadium Vorboten für Long-Covid seien, kann Welte aus seiner klinischen Erfahrung nicht bestätigen: "Wir sehen bei uns, dass nicht alle Patienten mit diesen Symptomen auch Spätfolgen entwickeln."
Studien belegen höheres Long-Covid-Risiko bei Frauen
Auch dem Studien-Ergebnis, dass das Risiko an Long-Covid zu erkranken, mit zunehmendem Alter steige, kann Welte nicht zustimmen. "Wir sehen ganz stark, dass gerade junge Leute an Langzeitfolgen leiden, die in der Regel vorher nicht schwer krank waren", so der Mediziner.
Dass allerdings Frauen ein höheres Long-Covid-Risiko haben, bestätigt er: "Obwohl bei Männern das Risiko doppelt so hoch ist, schwer zu erkranken und zu versterben, haben Frauen das dreifache Risiko, an Spätfolgen zu leiden." Dies bestätigen mittlerweile auch zahlreiche Studien. Ursache dafür könnten genetisch bedingte Unterschiede des Immunsystems sowie hormonelle Einflüsse sein, die Frauen vor einer Corona-Erkrankung besser schützen als Männer, aber sie dafür in punkto Langzeitfolgen benachteiligt.
Die häufigsten Long-Covid-Symptome
Laut einer Studie aus USA, die mit Daten von knapp 48.000 Patienten durchgeführt wurde, zeigte sich, dass 80 Prozent der Betroffenen im Alter von 17 bis 87 Jahren mindestens ein Long-Covid-Symptom in einem Zeitraum von 14 bis 110 Tagen nach der Infektion entwickelten. Die fünf häufigsten Symptome Langzeitfolgen waren dabei:
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