Virologe Streeck überrascht über Empfehlung nach Astrazeneca-Impfung
Die EU-Arzneimittelbehörde EMA sieht einen Zusammenhang zwischen Astrazeneca-Impfung und Thrombosen, empfiehlt das Vakzin aber weiterhin. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat sich unterdessen mit dem Präparat impfen lassen. Alle Meldungen rund um den Corona-Impfstoff und das Impfen in Deutschland lesen Sie im Ticker von FOCUS Online.
Informationen zur Coronavirus-Impfung vom 8. April 2021
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Patientenschützer fordern Erleichterungen für geimpfte Heimbewohner
06.36 Uhr: Die Deutsche Stiftung Patientenschutz dringt auf mehr Freiheiten für Geimpfte in Pflegeheimen. "Auch wenn in den Einrichtungen 75 Prozent der Menschen eine Zweitimpfung erhalten haben, bleiben Ausgangssperren, Kontakteinschränkungen und Quarantäne-Auflagen im Alltag bestimmend", sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch.
Bisher hätten Bund und Länder nicht verbindlich festgelegt, unter welchen Bedingungen stationär versorgte und vollumfänglich geimpfte Pflegebedürftige ihre Grundrechte zurückbekämen, so Brysch. Die Gesundheitsminister von Bund und Länder hatten zuvor besprochen, dass für Menschen mit vollem Corona-Impfschutz künftig voraussichtlich Verpflichtungen für Corona-Tests entfallen sollen.
Virologe Streeck überrascht über Empfehlung nach Astrazeneca-Impfung
06.19 Uhr: Der Virologe Hendrik Streeck hat sich überrascht über die Empfehlung gezeigt, Menschen nach einer Corona-Impfung mit dem Präparat von Astrazeneca eine Zweitimpfung mit Biontech- oder Moderna-Wirkstoffen anzubieten. "Da sind die klinischen Studien noch nicht gelaufen. Ich hielte es für notwendig, sich an die Regeln zu halten und abzuwarten, ob die Studien erfolgreich sind", sagte Streeck der "Fuldaer Zeitung". Er halte es aber für eine "nachvollziehbare" Entscheidung, das Astrazeneca-Vakzin nicht mehr an Menschen unter 60 Jahren zu verabreichen – auch wenn der Impfstoff an sich gut und sicher sei.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte empfohlen, dass Menschen unter 60 Jahren, die bereits eine erste Corona-Impfung mit dem Präparat von Astrazeneca erhalten haben, bei der zweiten Impfung auf ein anderes Mittel umsteigen sollen. Grund sind mehrere Verdachtsfälle auf eine Hirnvenenthrombose. Experten vermuten, dass das sehr geringe Risiko jüngere Menschen betrifft. Die Stiko empfahl, als zweite Dosis einen mRNA-Impfstoff zu verabreichen. In Deutschland sind die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna zugelassen.
Bereits am Mittwoch wollte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit seinen Länderkollegen eigentlich auch über die Zweitimpfungen für junge Leute beraten, die mit dem Wirkstoff von Astrazeneca geimpft wurden. Über ein Ergebnis wurde aber zunächst nichts bekannt.
Der Vorsitzende der Stiko, Thomas Mertens, sagte der "Rheinischen Post" zu der Empfehlung zur Zweitimpfung: "Der Schutz gegen Covid-19 nimmt bei einmaliger Astrazeneca-Impfung nach gewisser Zeit ab." Mertens meinte, dass es bei einer Zweitimpfung mit einem anderen Impfstoff sogar zu einer besseren Schutzwirkung kommen könne.
Die EU-Arzneimittelbehörde EMA empfahl am Mittwoch uneingeschränkt die Anwendung von Astrazeneca. Der Nutzen sei höher zu bewerten als die Risiken, erklärte die Behörde mit Sitz in Amsterdam. Die britische Impfkommission änderte dagegen ihre Empfehlung: Das Astrazeneca-Präparat soll künftig möglichst nur noch über 30-Jährigen verabreicht werden. ZDF/Daniel Faigle
Auch Spanien verabreicht Astrazeneca-Impfstoff nur noch an Menschen über 60
08.04.2021, 06.04 Uhr: Auch in Spanien wird der Corona-Impfstoff von Astrazeneca nur noch an Menschen im Alter von mehr als 60 Jahren verabreicht. Dies kündigte Gesundheitsministerin Carolina Darias am Mittwochabend an. Spanien folgt damit dem Beispiel anderer EU-Länder. Deutschland, Italien und die Niederlanden hatten bereits zuvor beschlossen, das Astrazeneca-Vakzin nur noch an Menschen über 60 zu verabreichen. In Belgien und Frankreich ist die Altersgrenze für dieses Präparat inzwischen bei 55 angesetzt.
Hintergrund ist eine auffällige Häufung von Thrombose-Fällen bei Frauen unter 55 Jahren, die den Impfstoff des schwedisch-britischen Herstellers gespritzt bekommen hatten. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA gelangte aber am Mittwoch nach einer erneuten Prüfung des Astrazeneca-Mittels zu dem Schluss, dass bei diesem der Nutzen gegenüber den Risiken überwiege. Blutgerinnsel sollten als "sehr seltene Nebenwirkung" des Impfstoffs aufgeführt werden, erklärte die Behörde.
Lauterbach mit Astrazeneca geimpft: "Schwere Nebenwirkungen sind rar"
22.43 Uhr: Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach hat sich mit dem Präparat von Astrazeneca gegen Corona impfen lassen. Das gab der 58-Jährige am Mittwochabend via Twitter bekannt. "Astrazeneca Impfstoff ist heute leider erneut in Schlagzeilen. Wahr ist: es ist ein hochwirksamer Impfstoff, schwere Nebenwirkungen sind sehr rar", schrieb Lauterbach. Der Leiter des Impfzentrums in Leverkusen und er hätten am Dienstag zahlreiche Dosen des Mittels verabreicht. "Selbstverständlich habe ich ihn auch genommen." Dazu postete Lauterbach zwei Fotos, auf einem davon ist er bei seiner eigenen Impfung zu sehen. Michael Kappeler/dpa «Wenn wir jetzt unsere Strategie wechseln (…), wird kein vierter Lockdown mehr nötig sein», sagt SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach.
Bereits am Dienstag schrieb Lauterbach bei Twitter, dass er den ganzen Tag im Impfzentrum Leverkusen gearbeitet habe. Eine solche Hilfsaktion hatte Lauterbach Mitte Februar kurzfristig abgesagt – aus Sorge vor Protesten. "Polizei und Sicherheitsbehörden sahen Gefährdung", twitterte Lauterbach damals. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte der SPD-Politiker angekündigt, sich das Astrazeneca-Präparat spritzen lassen zu wollen.
Auch Italien entscheidet sich für "bevorzugte Verwendung" von Astrazeneca bei Über-60-Jährigen
22.20 Uhr: Auch Italien ändert seine Impfrichtlinien und empfiehlt das Präparat von Astrazeneca jetzt für Menschen über 60 Jahre. Das gab der Präsident des obersten Gesundheitsinstituts (CTS),
Franco Locatelli, am Mittwochabend in Rom bekannt.
Er und andere Experten des Gesundheitsministeriums betonten, dass der Impfstoff in Italien weiter als ein sehr gutes Mittel eingestuft werde. Aufgrund von sehr seltenen Vorkommnissen von Blutgerinnseln im Zusammenhang mit dem Präparat habe Gesundheitsminister Roberto Speranza sich aber für die "bevorzugte Verwendung" von Astrazeneca-Dosen bei Menschen über 60 Jahre entschieden.
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hatte am Mittwoch erklärt, dass es sich nach ihrer Einschätzung bei den Blutgerinnseln um Nebenwirkungen des Vakzins handelt. Die EMA nahm jedoch keine Änderung an ihrer uneingeschränkten Empfehlung für den Impfstoff vor. Italien hatte sich zuletzt daran orientiert.
Auch WHO befürwortet weiterhin Verwendung des Astrazeneca-Impfstoffs
19.36 Uhr: Nach der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) hat sich auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorerst für die weitere Verwendung des Impfstoffs von Astrazeneca ausgesprochen. Nach aktueller Datengrundlage scheine ein Zusammenhang mit Thrombosen zwar plausibel, aber nicht bestätigt, teilten die Experten des Impfkomitees der WHO am Mittwochabend mit. Es bedürfe noch weiterer Studien, um eine mögliche Verbindung zwischen Impfung und etwaigem Risiko zu untersuchen. Nicolas Armer/dpa Der Impfstoff Astrazeneca.
Darüber hinaus wies die WHO darauf hin, dass die Vorfälle angesichts von inzwischen weltweit 200 Millionen mit Astrazeneca geimpften Menschen sehr selten seien. Demgegenüber seien inzwischen 2,6 Millionen Menschen im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. "Die Verabreichung von Impfstoffen basiert auf einer Kosten-Nutzen-Analyse", so die WHO-Experten. Das Komitee werde nächste Woche erneut beraten.
Die Experten der EMA hatten zuvor einen Zusammenhang zwischen Astrazeneca-Impfungen und Thrombosen festgestellt, wenn gleichzeitig eine sehr geringe Zahl von Blutplättchen vorhanden war. Dies trete allerdings sehr selten auf. Die Behörde hält daher weiterhin an ihrer Bewertung des Präparates fest. "Der Nutzen des Wirkstoffes bei der Bekämpfung von Covid-19 ist deutlich höher zu bewerten als die Risiken", sagte EMA-Chefin Emer Cooke am Mittwoch in Amsterdam.
Rheinland-Pfalz vermisst 10.000 Impfdosen – Schuld ist ein Fehler in der Auftragsbearbeitung
18.28 Uhr: Eine ausgefallene Lieferung bremst in Rheinland-Pfalz erneut das Impftempo. Am Dienstag seien rund 10.000 fest zugesagte Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer nicht geliefert worden, sagte Landesimpfkoordinator und Gesundheitsstaatssekretär Alexander Wilhelm (SPD) am Mittwoch in Mainz. Die Gründe dafür seien unklar. Zudem gebe es Hinweise, dass Ende April eine Lieferung von Moderna ausfallen könne. Der Bund habe zugesagt, dass künftig jede Woche mit 110.000 Impfstoff-Dosen zu rechnen sei, sagte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild Eine Ampulle mit dem Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer steht zwischen bereits aufgezogenen Spritzen.
Eine Biontech-Sprecherin teilte mit, dass aufgrund eines Fehlers in der Auftragsbearbeitung in dieser Woche rund 10.000 Dosen zu wenig nach Rheinland-Pfalz geliefert worden seien. "Diese Dosen werden in den kommenden zwei Wochen nachgeliefert", kündigte die Sprecherin an. In der kommenden Woche würden 6000 Dosen, in der Woche danach 4000 Dosen geliefert. Einschließlich der für den nächsten Dienstag geplanten Lieferung habe Rheinland-Pfalz dann insgesamt 773.955 Dosen erhalten. Dies entspreche einem Anteil von 4,94 Prozent der Gesamtmenge für Deutschland – bei einem Sollwert von 4,92 Prozent. Das Bundesland liege damit immer noch über dem Plan. Insgesamt habe Deutschland bisher rund 13 Millionen Dosen des Biontech-Impfstoffs erhalten.
Neue Empfehlung: Testpflicht für Geimpfte soll weitestgehend entfallen
17.53 Uhr: Wer den vollen Corona-Impfschutz hat, soll künftig voraussichtlich im Alltag und bei Reisen weitgehend auf Corona-Tests verzichten können. Personen mit vollständigem Impfschutz könnten so behandelt werden wie Menschen, die über ein tagesaktuell negatives Testergebnis verfügten, heißt es in einer der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Empfehlung des Bundesgesundheitsministeriums. Das Ministerium stellte die Empfehlungen am Mittwoch den Gesundheitsministerinnen und -ministern der Länder vor. Das Thema solle bei der Ministerpräsidentenkonferenz in der kommenden Woche auf der Tagesordnung stehen, hieß es. Thomas Frey/dpa Pool/dpa/Symbolbild/Archivbild Eine Mitarbeiterin des Impfteams überprüft eine Spritze.
Den Empfehlungen zufolge soll bei Flugreisen aus dem Ausland alternativ zum derzeit verlangten negativen Testergebnis auch ein Nachweis vorgelegt werden können, dass man mindestens 14 Tage vorher die Gabe der zweiten Impfdosis mit einem in der EU zugelassenen Impfstoff erhalten hat. Auch bei Reisen aus Risiko- oder Hochinzidenzgebieten soll die Testpflicht der Empfehlung gemäß für entsprechend Geimpfte entfallen. Bei der Einreise aus Virusvariantengebieten soll es hingegen bei der Testpflicht bleiben, da bei manchen Varianten der Impfschutz kleiner ist.
Landesregelungen zum Öffnen einzelner Bereiche des öffentlichen Lebens in Regionen mit niedrigen Inzidenzen sollten alternativ zum geforderten tagesaktuellen negativen Test auch den Nachweis einer Zweitimpfung vorsehen, heißt es in den Empfehlungen weiter.
Wer vollen Impfschutz hat, solle zudem von Quarantänemaßnahmen ausgenommen werden, so lange man keine Krankheitssymptome hat. Das Robert Koch-Institut werde seine Quarantäne-Empfehlungen bis zum Ende der Woche anpassen. Ausnahmen von der Quarantänepflicht soll es der Vorlage zufolge nicht für geimpfte Patientinnen und Patienten in Kliniken und nicht für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen geben, "um Restrisiken einer Weitergabe von Infektionen in diesen sensiblen Bereichen zu minimieren".
In beiden Fällen – negativ getestet oder vollständig geimpft – sei von einem "deutlich reduzierten Ansteckungsrisiko" auszugehen. "Die Impfung oder der tagesaktuelle Test geben zusätzliche, aber keine hundertprozentige Sicherheit", so die Empfehlung des Bundes an die Länder. Geimpfte und negativ Getestete müssten daher auch weiter Abstand halten, Hygiene beachten und Masken tragen.
Mit Astrazeneca-Vakzin: Bhutan impft in nur 9 Tagen 60 Prozent der Bevölkerung
17.39 Uhr: Seit Beginn der Corona-Impfkampagne in Bhutan vor neun Tagen haben bereits 60 Prozent der Bürger eine erste Impfdosis erhalten. Wie die Behörden des kleinen Landen zwischen Indien und China am Mittwoch mitteilten, wurden 470.000 der insgesamt 770.000 Einwohner geimpft. Matthias Bein/dpa-Zentralbild/dpa Die britische Impfkommission empfiehlt, künftig möglichst nur noch Erwachsene über 30 Jahren mit Astrazeneca zu impfen.
Die Gesundheitsbehörden nutzten dazu den von Indien gespendeten Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca. Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass sich die Behörde nun auf die Impfung von Bürgern über 70 Jahren sowie von Menschen mit Behinderung konzentriere.
Mit seiner Geschwindigkeit bei den Impfungen liegt Bhutan noch vor Israel, den Seychellen und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Israel ist weltweit führend bei der Zahl der Einwohner, die bereits zwei Dosen erhalten haben. Bhutan verzeichnete bislang 896 Corona-Infektionen und einen Todesfall in Zusammenhang mit dem neuartigen Virus.
Britische Impfkommission: Astrazeneca nur noch für über 30-Jährige
16.45 Uhr: Die britische Impfkommission hat ihre Empfehlung für den Astrazeneca-Impfstoff nach einer Überprüfung geändert. Das Präparat soll künftig möglichst nur noch über 30-jährigen Erwachsenen verabreicht werden, wie die Kommission am Mittwoch mitteilte. Grund sind Berichte über seltene Fälle von Blutgerinnseln im Zusammenhang mit einer Impfung mit dem Vakzin.
In Großbritannien sind nach Angaben der Arzneimittelbehörde MHRA bislang 79 Fälle von seltenen Blutgerinnseln nach Impfungen mit dem Astrazeneca-Impfstoff aufgetreten. Dabei kam es zu 19 Todesfällen. Die meisten dieser Fälle betrafen junge Menschen. Ein direkter Zusammenhang mit dem Impfstoff konnte laut Impfkommission zwar noch nicht nachgewiesen worden. Aber angesichts des geringeren Risikos für jüngere Menschen an Covid-19 zu sterben, habe man diese Abwägung getroffen, hieß es.
In Deutschland hatten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern wegen der Thrombose-Fälle, die vor allem bei jungen Frauen auftraten, beschlossen, das Präparat in der Regel nur noch Menschen ab 60 Jahren zu verabreichen. Für jüngere Menschen ist eine Impfung damit nur nach Aufklärung über die Risiken auf eigene Gefahr möglich. Auch in anderen Ländern wird der Impfstoff nur noch eingeschränkt empfohlen. In Frankreich beispielsweise wird er nur über 55-Jährigen verabreicht.
Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hatte zuvor mitgeteilt, die Anwendung des Corona-Impfstoffes von Astrazeneca trotz der selten auftretenden Blutgerinnsel nicht einzuschränken. Der Nutzen des Wirkstoffes sei höher zu bewerten als die Risiken, so die Behörde. Die Universität Oxford hatte eine klinische Studie mit dem Astrazeneca-Impfstoff an Kindern und Jugendlichen wegen der Überprüfung vorübergehend gestoppt.
Arzneimittel-Behörde EMA empfiehlt Astrazeneca-Impfstoff weiterhin uneingeschränkt: "Das Vakzin hat bewiesen, dass es Leben rettet"
Zusammenfassung der Pressekonferenz:
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) gibt weiterhin grünes Licht für den Corona-Impfstoff des Herstellers Astrazeneca. Trotz sehr seltener Fälle von Blutgerinnseln in Hirnvenen empfiehlt die EMA weiterhin uneingeschränkt die Anwendung des Impfstoffes. "Der Nutzen des Wirkstoffes bei der Bekämpfung von Covid-19 ist deutlich höher zu bewerten als die Risiken", sagte EMA-Chefin Emer Cooke am Mittwoch in Amsterdam. Und weiter: "Das Vakzin hat bewiesen, dass es Leben rettet, Leben schützt."
Die Experten stellten zwar einen Zusammenhang zwischen Impfstoff und Thrombosen bei einer sehr geringen Zahl von Blutplättchen fest. Dies trete allerdings sehr selten auf. Die Behörde hält damit weiterhin an ihrer Bewertung des Präparates fest. Experten hatten zuvor Meldungen von Thrombosen nach einer Impfung eingehend untersucht. Diese Analysen würden fortgesetzt, wie die EMA mitteilte.
Unklar ist, was für Folgen die EMA-Entscheidung nun für die Impfungen haben wird. Mehrere EU-Länder, darunter Deutschland, hatten zuvor den Einsatz des Impfstoffes auf Personen ab 60 Jahre eingeschränkt. Hintergrund waren seltene Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen nach einer Astrazeneca-Impfung. In Deutschland gab es 31 Verdachtsfälle.
Daraufhin hatte die EMA im März eine Expertengruppe eingesetzt. Sie hatte zunächst keinen Zusammenhang mit der Impfung festgestellt. Die Untersuchung war aber fortgesetzt worden. Die Experten vermuten, dass es um eine sehr seltene Immun-Reaktion gehe. Die meisten Fälle waren den Angaben zufolge etwa zwei Wochen nach der Impfung aufgetreten. Die Experten hätten keine besonderen Risikofaktoren wie Alter oder Geschlecht festgestellt.
Geimpften riet die EMA, auf die entfernte Möglichkeit der sehr seltenen Blutgerinnsel zu achten. Bei entsprechenden Symptome sollten sie sofort medizinischen Rat einholen, hieß es weiter. Der Impfstoff mit dem Marktnamen Vaxzevria hatte Ende Januar eine bedingte Marktzulassung für die EU erhalten. Danach ist der britisch-schwedische Hersteller weiterhin verpflichtet, alle Daten zu möglichen Nebenwirkungen weiterzuleiten.
Die Pressekonferenz im Live-Ticker:
17.03 Uhr: Die Pressekonferenz ist vorbei.
16.50 Uhr: "Aktuell überprüft die EMA drei Impfstoffe: CuraVec, Novavax und Sputnik V", so Cooke. Sie könne allerdings nicht sagen, welcher zuerst eine Zulassung erhält.
Hirnvenenthrombose nach Astrazeneca: "Ein bis zwei Fälle bei 100.000 Geimpften"
16.43 Uhr: Wie oft treten die Hirnvenenthrombosen auf? Die EMA geht von "einer bis zwei Fällen bei 100.000 Geimpften" aus, das sei auch in Deutschland beobachtet worden, so Straus. In Großbritannien, wo größtenteils mit Astrazeneca geimpft wird, ist die Zahl niedriger. Dort sei es ein Fall bei 600.000. Allerdings könnten nur die berichteten Fälle berichtet werden, nicht die tatsächliche Inzidenz, betont sie.
16.39 Uhr: Astrazeneca wird eine Reihe von Studien auferlegt, betont Arlett. Auch die EU forsche weiter. Die Ergebnisse werden in den nächsten Monaten erwartet.
16.36 Uhr: "Jeder Fall werde genau untersucht", betont Straus. Sodass jeder um die Risiken und die Nutzen der Impfstoffe wisse. "Was wir tun, ist dass wir alle Informationen für alle Impfstoffe zur Verfügung stellen."
Höheres Risiko für junge Frauen? "Klinische Untersuchungen noch nicht altersspezifisch aufgeschlüsselt"
16.32 Uhr: Gibt es ein Medikament mit ähnlichen Risiken?, will ein Journalist wissen. Arlett nennt als Beispiel die Antibaby-Pille. Hier würden bei 100.000 Patienten vier Fälle von Thrombosen auftreten (im Vergleich zur Normalbevölkerung). Bei Astrazeneca ist es laut Straus nur ein Fall.
16.29 Uhr: Der Nutzen des Impfstoffs von Astrazeneca ist laut EMA größer als die Risiken. "Das stimmt doch nicht, wenn wir uns die spezifische Gruppe der Frauen unter 60 anschauen", behauptet ein Journalist. "Ist es nicht so, dass die Gefahr, an den Nebenwirkungen des Impfstoffs zu sterben, in dieser Gruppe höher ist als das Covid-19-Todesrisiko?", will er wissen. Das sei im Augenblick noch sehr schwer zu beantworten, klinische Untersuchungen seien noch nicht altersspezifisch aufgeschlüsselt worden, so Straus.
Als zweite Dosis ein anderer Impfstoff? "Zu wenig Daten für Mix and Match"
16.26 Uhr: Was denkt die EMA darüber, als zweite Impfdosis ein anderes Präparat als das von Astrazeneca zu verabreichen? "Wir wissen, dass die Fälle von Hirnvenenthrombosen nach der ersten Impfung aufgetreten sind", sagt Straus. Im Augenblick könne man noch nicht genau sagen, ob derartige Komplikationen auch nach der Zweitimpfung auftreten können. Konkreter beantwortet sie die Frage jedoch nicht.
16.24 Uhr: Dr. Peter Arlett, der Leiter der EMA-Analysebehörde betont, es sei wichtig, alle Impfstoffe zu verimpfen. Für eine Empfehlung, ob die verschiedenen Impfstoffe "gemixt" werden könnten, würden noch entsprechende Daten fehlen. Screenshot Welt Peter Arlett
16.21 Uhr: Die Hirnvenenthrombosen seien eine "sehr, sehr selten auftretende Nebenwirkung", so Straus. Astrazenca sei dafür sehr effektiv im Kampf gegen Covid-19. "Bei einer Gefahr von 1 in 100.000 bitten wir die nationalen Impfbehörden, sich eine Meinung zu bilden, wen sie mit welchen Impfstoff impfen wollen."
"Das Sterblichkeitsrisiko von Covid-19 ist weit höher als das Sterblichkeitsrisiko von Impfstoffen"
16.17 Uhr: "Das Risiko ist höher, wenn man unter 60 ist, aber es kann auch bei Älteren auftreten. Und wir haben gesehen, dass die Fälle vermehrt bei jungen Frauen auftreten. Was wir wissen, ist, dass Astrazeneca einen großen Nutzen hat, weil es das Sterblichkeitsrisiko von Covid-19 reduziert", so Straus. Cooke fügt hinzu: "Das Sterblichkeitsrisiko von Covid-19 ist weit höher als das von Impfstoffen."
16.15 Uhr: "Astrazenca muss weitere Forschungen veranlassen zu diesen möglichen Nebenwirkungen, das wurde von der EMA in Auftrag gegeben", so Straus. Und weiter: "Hirnvenenthrombosen sollten als seltene Nebenwirkung von Astrazeneca-Impfstoff gelistet werden."
16.11 Uhr: Nun spricht die Chefin des Sicherheitskommittees (PRAC) Sabine Straus. "Die Nebenwirkungen sind sehr selten." Es seien 62 Hirnvenenthrombosen-Fälle sowie weitere Fälle von normalen Thrombosen detailliert untersucht worden. "18 endeten tödlich. Sie kamen hauptsächlich aus der EU und Großbritannien." Zu diesem Zeitpunkt sind 34 Millionen Menschen in der EU und Großbritannien geimpft worden. "Die Hirnvenenthrombosen sind sehr seltene Nebenwirkungen der Astrazeneca-Impfung." Screenshot Welt
EMA: Blutgerinnsel als "sehr seltene Nebenwirkung" von Astrazeneca-Impfung auflisten
16.08 Uhr: "Die sehr selten aufgetretenen Hirnvenenthrombosen soll als seltene Nebenwirkung bei einer Astrazeneca-Impfung aufgenommen werden", so Cooke.
16.04 Uhr: Die Pressekonferenz beginnt. Zunächst spricht EMA-Chefin Emer Cooke. "Ich möchte damit beginnen, dass das Sicherheitskommittee (PRAC) zur Schlussfolgerung gekommen ist, dass der Nutzen des Astrazeneca-Impfstoffs um ein vielfaches höher ist als das Risiko, das damit einhergehen könnte." Und weiter: "Das Vakzin hat bewiesen, dass es Leben rettet, Leben schützt."
16.00 Uhr: Trotz sehr seltener Fälle von Hirnthrombosen empfiehlt die EU-Arzneimittelbehörde EMA uneingeschränkt die Anwendung des Corona-Impfstoffes von Astrazeneca. Der Nutzen des Wirkstoffes sei höher zu bewerten als die Risiken, erklärte die EMA am Mittwoch in Amsterdam – noch vor Beginn der Pressekonferenz.
Verwirrung um Astrazeneca: EMA ruderte zurück – und änderte Aussage zu Thrombose-Zusammenhang wieder
In einem Zeitungsinterview hatte der Chef der EMA-Impfabteilung, Marco Cavaleri, am Vortag bereits eine Verbindung zwischen der Astrazeneca-Impfung und dem vereinzelten Auftreten gefährlicher Blutgerinnsel insbesondere bei jüngeren Geimpften hergestellt. "Meiner Meinung nach können wir mittlerweile sagen, dass es klar ist, dass es einen Zusammenhang mit dem Impfstoff gibt", sagte Cavaleri der italienischen Zeitung "Il Messaggero". Die genaue Ursache dafür sei aber noch unklar.
Kurz darauf ruderte die EMA aber wieder zurück. Ihr Ausschuss für Medikamentensicherheit habe "noch keine Schlussfolgerung gezogen" und die für diese Woche angesetzte Prüfung laufe "derzeit" weiter, erklärte die in Amsterdam ansässige Behörde. Die Ergebnisse würden dann auf einer Pressekonferenz verkündet. picture alliance/KEYSTONE EMA-Chefin Emer Cooke
Bisher hat die EMA den von der Oxford-Universität und dem britisch-schwedischen Konzern entwickelten Impfstoff wiederholt als sicher und wirksam empfohlen und betont, der Nutzen des Vakzins überwiege deutlich mögliche negative Folgen. Ein kausaler Zusammenhang zwischen der Impfung und den Blutgerinnseln sei "möglich", allerdings gebe es dafür keinen Beweis, hieß es bislang von der EMA. Auch der britisch-schwedische Hersteller betont dies.
Mehrere Länder, darunter Deutschland, Frankreich und Kanada, schränkten den Einsatz des Vakzins bereits ein. Andere Länder wie Dänemark setzten die Verwendung vorsichtshalber vollständig aus.
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