Studie zeigt, in welchem Alter wir am glücklichsten sind
Wann sind wir am glücklichsten? Sind es die unbeschwerten Jahre der Kindheit? Oder doch die Ruhe am Ende unseres Lebens? Deutsche Forscher und Forscherinnen haben nun eine Antwort auf diese Frage gefunden.
In welchem Alter sind Menschen am glücklichsten? Diese scheinbar einfache Frage wurde in den vergangenen Jahrzehnten ausgiebig untersucht – aber eine eindeutige Antwort stand lange aus. Ein Forschungsteam von der Deutschen Sporthochschule Köln, der Ruhr-Universität Bochum, der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und den Schweizer Universitäten in Bern und Basel beleuchtete die Frage nun ausführlich.
Wann sind wir am glücklichsten?
Das Team untersuchte 443 Stichproben aus Studien mit über 460.000 Teilnehmern. „Wir haben uns dabei auf die Veränderungen in drei zentralen Komponenten des subjektiven Wohlbefindens konzentriert“, erklärt Studienautorin Susanne Bücker. Das Team unterschied „glücklich sein“ in drei Bereiche:
- Lebenszufriedenheit
- Positive Gefühlszustände
- Negative Gefühlszustände
Dabei stellen sie fest:
Die Lebenszufriedenheit
- nahm im Alter von neun bis 16 Jahren ab
- stieg bis zum Alter von 70 Jahren leicht an
- nahm danach bis zum Alter von 96 Jahren wieder ab.
Die positiven Gefühlszustände
- zeigten einen allgemeinen Rückgang vom neunten bis zum 94. Lebensjahr.
Die negativen Gefühlszustände
- schwankten zwischen dem neunten und dem 22. Lebensjahr leicht
- nahmen bis zum 60. Lebensjahr leicht ab und
- stiegen danach wieder an.
Seine Ergebnisse veröffentlichte das Team in der „ Fachzeitschrift Psychological Bulletin “.
Wir werden immer glücklicher – bis zum Alter
„Insgesamt ergab die Studie ein günstiges Entwicklungsmuster über weite Teile des Lebens, wenn wir auf die Lebenszufriedenheit und die negativen Gefühle schauen“ , resümiert Susanne Bücker. Den leichten Rückgang der Lebenszufriedenheit zwischen neun und 16 Jahren führen die Forschenden unter anderem auf Entwicklungen zurück, die während der Pubertät zu Veränderungen des eigenen Körpers und des sozialen Lebens führen.
Ab dem jungen Erwachsenenalter steigt die Zufriedenheit wieder an. Die positiven Gefühle nehmen von der Kindheit bis ins späte Erwachsenenalter tendenziell eher ab. Im sehr späten Erwachsenenalter tendierten alle Komponenten des subjektiven Wohlbefindens eher dazu, sich zu verschlechtern als zu verbessern. „Das könnte damit zusammenhängen, dass bei hochbetagten Menschen die körperliche Leistungsfähigkeit sinkt, die Gesundheit sich häufig verschlechtert, und soziale Kontakte abnehmen; nicht zuletzt, weil Altersgenossen sterben“, vermutet die Forscherin.
Die Studie unterstreiche daher die Notwendigkeit, das subjektive Wohlbefinden mit seinen verschiedenen Komponenten über die gesamte Lebensspanne hinweg zu betrachten und zu fördern, folgern die Autorinnen und Autoren der Studie. Ihre Ergebnisse könnten wichtige Anhaltspunkte für die Entwicklung von Interventionsprogrammen haben, insbesondere solchen, die darauf abzielen, das subjektive Wohlbefinden in späten Lebensphasen zu erhalten oder zu verbessern.
Tipps, um glücklich zu werden
Glücklichsein ist weniger eine Frage der Umstände als vielmehr eine Frage der Einstellung und des Verhaltens – das sagt zumindest Glücksforscher Tobias Esch. Im Podcast „Auf Herz und Nieren“ von FOCUS Gesundheit nennt er Tipps, mit denen man das Glück erreicht.
1. Bewegung und Entspannung: Das Geheimnis des Glücks
Esch betont, dass regelmäßige Bewegung ein wesentlicher Bestandteil des Glücks ist. „Im Idealfall bewege ich mich 30 Minuten am Tag“, sagt er. Aber nicht nur Bewegung, sondern auch Entspannung spielt eine entscheidende Rolle. „Wir sollten mehrmals am Tag ganz bewusst präsent sein und mit allen Sinnen wahrnehmen“, so der Glücksforscher. Außerdem betont er die Bedeutung von gutem Schlaf und bewusster Ernährung.“ Die Daten dazu seien dramatisch. „Studien zeigen, dass die Mehrheit der erwachsenen Bevölkerung nicht gut schläft“, warnt Esch.
2. Genuss und Achtsamkeit: Das Glück steckt im Detail
Ein weiterer Weg zum Glück liegt laut Esch in Genuss und Achtsamkeit. „Beim Thema Ernährung geht es nicht nur um das, was ich esse, sondern auch um das Runterfahren und vor allem den Genussaspekt“, erklärt er. Esch betont, dass das bewusste Eintauchen in die Gegenwart die Verbundenheit mit sich und der Welt fördert.
3. Glück und Gesundheit: Eine komplexe Beziehung
Der Zusammenhang zwischen Glück und Gesundheit ist komplizierter als man denkt: Erkrankungen bedeuten nicht zwangsläufig, dass man unglücklich ist. Überraschenderweise sind Menschen ab 60 Jahren besonders zufrieden. Dabei kommen in diesem Alter häufig chronische Erkrankungen hinzu. „Wenn es lebensbedrohlich wird, ist das mit dem Glück schwierig“, sagt der Neurowissenschaftler. „Aber ansonsten kann man auch mit gesundheitlichen Einschränkungen sehr glücklich sein.“
Im englischen Sprachraum gibt es den Begriff der „deutschen Angst“, also immer das Negative hervorzuheben und sich Sorgen zu machen. „Das gilt auch für das Thema Gesundheit“, sagt Esch. Er betont, wie wichtig es ist, bewusst auf die eigene Gesundheit zu achten und sich nicht von Ängsten und Sorgen überwältigen zu lassen.
4. Soziale Beziehungen: Der Schlüssel zum Glück
Besonders hoch ist die Bedeutung gelingender sozialer Beziehungen für das Glück. „Bin ich vernetzt, bin ich verbunden“, sagt Esch. Er empfiehlt, das eigene soziale Netzwerk zu analysieren und bewusst in Beziehungen zu investieren, die einem das Gefühl von Liebe und Zugehörigkeit geben. „Das heißt nicht, dass ich jemanden formell aus meinem Leben verabschieden muss, aber ich investiere vielleicht nicht unbedingt in Beziehungen, die sich für mich nicht richtig anfühlen“, erklärt er. Folgende Fragen kann man sich stellen, um die eigenen sozialen Kontakte zu analysieren:
- An wen kann ich bewusst Liebe aussenden?
- Von wem fühle ich mich geliebt?
- Von wem fühle ich mich gesehen und wahrgenommen?
5. Das Konzept des „Flow“: Ein Zustand des Glücks
Auch das Konzept des „Flow“, ein Zustand, in dem man Raum, Zeit und Ort vergisst und sich völlig in einer Tätigkeit verliert, macht glücklich. „Das ist ein totales Hochgefühl, auch wenn es anstrengend und herausfordernd ist“, sagt Esch. Der Flow-Zustand ist oft mit einer Aktivität verbunden und fördert das Gefühl von Präsenz und Konzentration im Jetzt.
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