Riechtraining hilft nur manchen bei Geruchsverlust nach COVID-19
Weder Lieblingsdüfte wie Kaffee noch Warnzeichen wie Rauchgeruch – wenn nach COVID-19 der Geruchssinn einfach nicht zurückkommen will, beeinflusst das Betroffene in ihrem Alltag. In einer Studie untersuchten Forscher:innen die Wirksamkeit eines strukturierten Riechtrainings. Das Training hilft jedoch nur manchen Patien:innen.
Nachdem eine kürzlich publizierte Studie gezeigt hat, dass Prednisolon nicht bei Geruchtsverlust nach COVID-19 hilft, bleibt Apotheker:innen nicht viel mehr übrig als Patient:innen zu einem Riechtraining zu beraten. Ob dieses tatsächlich helfen kann, untersuchten Forscher:innen aus den USA in einer fünfarmigen, einfach verblindeten Studie mit 275 erwachsenen Proband:innen, die im Rahmen einer COVID-19 Infektion ihre Fähigkeit zu Riechen eingebüßt hatten.
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Kein Duft in der Nase
Während Proband:innen im Kontrollarm über den dreimonatigen Untersuchungszeitraum kein Riechtraining durchführten, übten die Nichtriechenden in den übrigen vier Gruppen zweimal täglich. Hierbei rochen sie jeweils für 15 Sekunden an vier verschieden ätherischen Ölen. Die Hälfte der Teilnehmenden wählte die vier Öle hierfür selbst aus, die andere Hälfte übte mit den vorgegebenen Sorten Rose, Zitrone, Eukalyptus und Nelke. Zusätzlich wurde das Training in zwei der vier Gruppen (einer Gruppe mit frei gewählten und einer Gruppe mit vorgegebene Düften) bimodal durchgeführt. Dies bedeutet, dass die Teilnehmenden während sie am Öl rochen ein zugehöriges Bild anschauten. Zu Beginn und am Ende der drei Monate führten alle Teilnehmenden einen Riechtest durch. Zusätzlich gaben sie auch an, ob sie eine Verbesserung/Verschlechterung ihres Geruchssinnes über die drei Monate feststellten und inwieweit sie sich durch Geruchsstörungen in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt sehen.
Riechtraining: Kaum Besserung, viel Aufwand
Die gute Nachricht: Das Riechvermögen der Proband:innen verbesserte sich im Laufe der Zeit – jedoch im Schnitt nur wenig und in allen Studienarmen inklusive der Kontrollgruppe ohne signifikante Unterschiede. Es gab allerdings in allen fünf Kohorten sogenannte „Responder“ die eine deutliche Verbesserung ihres Riechvermögens erlebten. Den höchsten Responder-Anteil hatte mit 53 Prozent der Studienarm des bimodal mit Lieblingsdüften durchgeführten Geruchstrainings. Zum Vergleich: in der Kotrollgruppe war der Responderanteil mit 24 Prozent deutlich niedriger. Letztere Kohorte schnitt auch hinsichtlich der Frage nach der subjektiven Verbesserung von Riechvermögen (19% vs. 46% in der bimodalen Gruppe mit Standarddüften) und Lebensqualität am schlechtesten ab (38% vs. 50% in der bimodalen Gruppe mit Lieblingsdüften).
Ob sich der nicht unerhebliche Aufwand eines Riechtrainings angesichts dieser eher verhaltenen Ergebnisse lohnt, ist fraglich. Berät Apothekenpersonal Patient:innen hinsichtlich eines Riechtrainings, so kann es über die durchwachsene Erfolgsaussicht aufklären und die Entscheidung den Patient:innen überlassen. Der Hinweis, dass sich der Geruchssinn in der Regel, wenn auch manchmal nur langsam erholt, dürfte vielen Patient:innen Mut machen. Das Training bimodal und mit den eigenen Lieblingsdüften durchzuführen kann jedenfalls nicht schaden.
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