Pharmaherstellern drohen Abschläge von bis zu 50 Prozent
Auf Pharmahersteller kommen in den USA harte Zeiten zu. Die Regierung unter Präsident Joe Biden setzt ihren Plan, die Preise für verschreibungspflichtige Arzneimittel drastisch zu senken, um. Nachdem kürzlich die ersten zehn Medikamente ausgewählt wurden, sollen demnächst Preisverhandlungen mit den Herstellern beginnen. Denen drohen Abschläge von bis zu 50 Prozent. Betroffen davon ist auch der deutsche Hersteller Boehringer Ingelheim.
In den USA kommen auf Pharmaunternehmen neue Zeiten zu: Das Gesetzeswerk heißt Inflation Reduction Act und hat es in sich. Das Vorhaben der Regierung von US-Präsident Joe Biden hat zum Ziel, über teils drastische Preissenkungen weit verbreiteter Arzneimittel sowohl die staatliche Krankenversicherung Medicare, als auch die Verbraucher finanziell zu entlasten. In einer ersten Runde wurden Ende August zehn Mittel identifiziert, für die laut Regierungsangaben ab 2026 Abschläge von durchschnittlich etwa 50 Prozent des derzeitigen Nettopreises geplant sind.
Wie das US-Gesundheitsministerium HHS dieser Tage bekannt gab, sollen die Verhandlungen mit den entsprechenden Arzneimittelherstellern 2023 und 2024 stattfinden. Die neu ausgehandelten Preise sollen dann ab 2026 in Kraft treten. Den Angaben zufolge zahlten die Medicare-Versicherten für die zehn ausgewählten Arzneimittel im Jahr 2022 insgesamt 3,4 Milliarden Dollar an Selbstbeteiligung.
Boehringer Ingelheim-Chef: Wird Geschäftsmodell verändern
Nach einem Bericht des Handelsblatts ist von den Maßnahmen auch das deutsche Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim betroffen. Dessen Topprodukt Jardiance wird gemeinsam mit dem US-Konzern Eli Lilly vermarktet und erzielte im vergangenen Jahr einen weltweiten Umsatz von rund acht Milliarden Dollar. Jardiance wird bei Diabetes und verschiedenen Herzerkrankungen eingesetzt.
„Die geplanten Preissenkungen werden unser Geschäftsmodell in den USA grundsätzlich verändern“, sagte Hubertus von Baumbach, Vorstandsvorsitzender von Boehringer Ingelheim, dem Handelsblatt. „Wir werden weniger Geld zur Verfügung haben, um in Innovationen zu investieren. Und wir werden vermutlich auch unsere Kostenstrukturen anpassen müssen.“ Das Ausmaß lasse sich aber erst bestimmen, wenn man die genauen Preisvorgaben kenne.
Die ausgewählten Arzneimittel für die erste Verhandlungsrunde sind:
- Eliquis
- Jardiance
- Xarelto
- Januvia
- Farxiga
- Entresto
- Enbrel
- Imbruvica
- Stelara
- Fiasp; Fiasp FlexTouch; Fiasp PenFill; NovoLog; NovoLog FlexPen; NovoLog PenFill
(Quelle: HHS)
Die US-Krankenversicherung Medicare gibt jährlich mehr als 200 Milliarden Dollar für ambulant verschriebene Medikamente aus. Dabei wurden laut HHS für die zehn ausgewählten Produkte innerhalb eines Jahres rund 50,5 Milliarden Dollar bezahlt. Nach Schätzungen der Investmentbank Wells Fargo Securities könnten mit den geplanten Preissenkungen von 2026 bis 2028 rund 36,5 Milliarden Dollar eingespart werden.
US-Gesundheitsminister: Pharma hat Rekordgewinne gemacht
US-Gesundheitsminister Xavier Becerra kommentiert die geplante Kostensenkung mit klaren Worten in Richtung Pharmaindustrie: „Viel zu lange haben Pharmaunternehmen Rekordgewinne gemacht, während amerikanische Familien mit Rekordpreisen belastet wurden und sich lebensrettende verschreibungspflichtige Medikamente nicht leisten konnten. Dank des bahnbrechenden Inflation Reduction Act sind wir dem Ziel von Präsident Biden, die Verfügbarkeit von verschreibungspflichtigen Medikamenten zu erhöhen und die Kosten für alle Amerikaner zu senken, näher gekommen.“ Zudem fügte er hinzu: „Obwohl die Pharmaunternehmen versuchen, Medicare daran zu hindern, über bessere Arzneimittelpreise zu verhandeln, lassen wir uns nicht beirren.“
Die US-Regierung hat die Senkung der Kosten für verschreibungspflichtige Medikamente zu einem ihrer Kernvorhaben gemacht. Damit soll der Zugang der Bevölkerung zu Medikamenten verbessert werden. Bei den Verhandlungen werden unter anderem der klinische Nutzen des Medikaments und sein ungedeckte rmedizinische Bedarf berücksichtigt. Zudem sollen Faktoren wie die Kosten für Forschung und Entwicklung, Produktion und Vertrieb berücksichtigt werden. Laut HHS sollen in den Folgejahren weitere Arzneimittel ausgewählt werden, um deren Preise zu senken.
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