Neues Nasenspray mit ACC – wie sinnvoll ist ein Schleimlöser für die Nase?

Ab 15. Januar bereichert ein neues Nasenspray aus dem Hause Infectopharm die Selbstmedikation in der Apotheke. Besonders daran: Es ist das einzige im deutschen Handel, das Acetylcystein, also einen Schleimlöser enthält. Doch ist die (lokale) Anwendung eines Mukolytikums überhaupt sinnvoll? Die DAZ hat in die Leitlinien geschaut. International gesehen ist ACC in einem Nasenspray übrigens nicht neu.

Acetylcystein (ACC) ist in der Apotheke ein bekannter Wirkstoff aus dem Bereich der Selbstmedikation. Ob in Brausetabletten, Trinktabletten, als Saft oder in Pulverform – ACC gibt es in jeder Apotheke. Der Schleimlöser (Mukolytikum) soll sekretolytisch und sekretomotorisch wirken, oder genauer: „Die Substanz spaltet vermutlich die Disulfidbrücken der im Bronchialsekret enthaltenen Mucopolysaccharide und übt einen depolymerisierenden Effekt auf DNA-Fasern (im eitrigen Schleim) aus, was insgesamt zu einer Verflüssigung des Sekrets führt,“ heißt es im FAM-Text. Deshalb wird ACC vor allem bei einer erkältungsbedingten Bronchitis als Expektorans eingesetzt, um das Abhusten zu erleichtern. 

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Ab dem 15. Januar kommt nun ein komplett neues ACC-Präparat in die Apotheken – ein Nasenspray. Die Firma Infectopharm bewirbt das Medizinprodukt in einer Mitteilung unter dem Namen „Salinac“ als „Schleimlöser für die Nase“. Salinac sei das einzige N-Acetylcystein-Nasenspray in Deutschland zur Behandlung von akuten und chronischen Entzündungen der Nase, wie Rhinitis und Sinusitis und soll schon ab zwei Jahren angewendet werden können. Neben Acetylcystein als Schleimlöser ist hypertone Kochsalzlösung enthalten, die abschwellend wirkt. Nase und Nasennebenhöhlen sollen dadurch befreit werden. 

Außerdem soll Salinac herkömmlichen hypertonen Kochsalznasensprays überlegen sein: „Die Anwendung von SaliNAC führte zu einer signifikanten Reduktion von Neutrophilen, Lymphozyten und Bakterien im zytologischen Befund von chronischen Rhinosinusitis-Patienten und mindert somit nicht nur die Symptomatik, sondern verbessert auch den Krankheitsverlauf“, heißt es. 

Angewendet werden kann Salinac künftig zwei- bis dreimal täglich mit zwei bis drei Sprühstößen pro Nasenloch. Es sollte jedoch nicht länger als zehn Tage angewendet werden.

Wie sinnvoll ist ACC bei Husten?

In der „S3-Leitlinie Akuter und chronischer Husten“ heißt es, dass für ACC und Ambroxol in der Anwendung bei akutem Husten zwar eine randomisierte klinische Studie, aber keine überzeugende Evidenz aus systematischen Übersichtsarbeiten vorliegt. Zusammenfassend ist die Behandlung des akuten Hustens laut Leitlinie bei einem akuten Atemwegsinfekt mit Expektorantien nicht zu empfehlen. Allerdings gebe es Hinweise, dass Mukolytika wie ACC bei einer COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) die Anzahl von Exazerbationen und Arbeitsunfähigkeitstagen insbesondere in den Wintermonaten verringern können. 

Auch in der „S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten“, die noch bis Ende 2023 gültig ist, heißt es, dass die Wirkung von Sekretolytika und Mukolytika auf Husten nicht evidenzbasiert ist. Häufig verwendete Substanzen wie Ambroxol oder ACC hätten aber „antientzündliche oder antioxidative Effekte, die die Wirkung erklären könnten“. 

Während also bei Husten der Einsatz von Schleimlösern zwar üblich, aber nicht unbedingt evidenzbasiert ist, liegt die Frage nahe, wie sinnvoll der Einsatz von ACC in einem Nasenspray ist. 

Ist ACC bei chronischer Rhinosinusitis eine Option?

Die „S2k-Leitlinie Rhinosinusitis“ wird derzeit überarbeitet, ist also nicht mehr gültig. Darin heißt es, dass Sekretolytika bei der chronischen Rhinosinusitis nicht sicher die Symptomatik verbessern können. Grund ist auch hier mangelnde Evidenz. Allerdings heißt es auch, dass sie in bestimmten Subgruppen als Therapieoption angewendet werden können. Konkret zu Acetylcystein und Ambroxol steht in der Leitlinie, dass diese beiden Wirkstoffe zwar häufig unterstützend neben der Antibiotikagabe bei akuter Rhinosinusitis eingesetzt werden, jedoch liege auch hier für den Nutzen keine Evidenz vor.

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Tatsächlich ist die lokale Anwendung von Acetylcystein – an Nase und Auge – nicht komplett neu. Beim DAC/NRF (Deutscher Arzneimittel-Codex / Neues Rezeptur Formularium) findet sich beispielsweise von 2016 sowohl ein Rezepturtipp für ein 2,5-prozentiges Acetylcystein-Nasenspray als auch für ACC-Augentropfen. Letztere sollen bei Hornhautdefekten zum Einsatz kommen. Außerdem gibt es in der Schweiz das Nasenspray „Rinofluimucil“ als Fertigpräparat. Neben Acetylcystein ist darin auch Tuaminoheptansulfat als abschwellender Wirkstoff enthalten. 

Es bleibt nun abzuwarten, ob sich Salinac (bei chronischer Rhinosinusitis) auf dem deutschen Markt etablieren wird, und ob sich die Empfehlungen in den Leitlinien künftig ändern werden. Immerhin ist es vielleicht eine weitere Option, abhängige Patient:innen von abschwellenden Nasensprays zu entwöhnen.

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