Kommt nach Corona die Demenz-Welle?
Bereits im Sommer wies Karl Lauterbach auf einen Zusammenhang zwischen Corona und einer späteren Demenz hin. Das dies nicht aus der Luft gegriffen ist, belegen mittlerweile immer mehr Studien. Ein Top-Neurologe hält eine Welle von Demenzerkrankungen als Folge für möglich.
Dass Karl Lauterbach in Sachen Corona nach wie vor gerne Panik macht, ist nichts Neues. Immer wieder twittert er neueste Erkenntnisse bezüglich Sars-CoV-2, die eher alarmieren als beruhigen. So wies er beispielsweise bereits im Juni auf eine Studie aus Dänemark hin, die einen Zusammenhang zwischen Corona und späterer Demenz sieht. „Leider keine Panikmache“, schrieb er diesbezüglich bei Twitter und hob hervor, wie wichtig es sei, auf diese Gefahr hinzuweisen.
Dänische Studie weist ebenfalls auf Immunprozesse im Gehirn hin
Tatsächlich zeigte besagte Forschungsarbeit, die eine auf einer Analyse von knapp einer Million Krankenakten beruhte, dass Menschen, die mit Corona infiziert waren, sechs und zwölf Monate später ein höheres Risiko für neurodegenerative und zerebrovaskuläre Erkrankungen hatten wie Nichtinfizierte. Dabei handelt es sich um Krankheiten wie
- Alzheimer, die häufigste Form von Demenz
- und Parkinson, auch Schüttellähmung genannt.
Auch erlitten ehemals Infizierte häufiger Schlaganfälle und Gehirnblutungen.
Was die Forscher aber ebenso feststellte: Menschen, die eine Influenza durchgemacht haben, haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko, diese neurodegenerativen Krankheiten zu entwickeln.
Neurologe bestätigt: Viele Untersuchungen zeigen einen Zusammenhang zwischen Corona und Demenz
Warum eine Corona- bzw. auch eine Influenza-Infektion dazu führt, dass später Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen wie beispielsweise Parkinson auftreten können, ist zwar noch nicht genau geklärt. Aber dass ein Zusammenhang besteht, erkennen mittlerweile viele Forscher an.
„Es gibt inzwischen viele Untersuchungen, die da einen Zusammenhang zeigen. Auch experimentelle Studien haben ergeben, dass Entzündungen zu Veränderungen in der Lern- und Gedächtnisleistung führen können“, erklärt etwa der renommierte Neurologe Michael Heneka, Direktor des Centre for Systems Biomedicine an der Universität Luxemburg, im Interview mit dem „Spiegel“.
Ursachen unklar, aber Immunreaktion spielt eine Rolle
Welcher Mechanismus genau dahintersteckt, lässt sich noch nicht genau sagen. Denn die Beziehungen zwischen Immunreaktionen im Körper und Demenz seien vielfältig: „Einerseits können durch eine Infektion degenerative Prozesse, die im Gehirn sowieso schon ablaufen, beschleunigt werden“, sagt Heneka.
„Mitunter könnte der geistige Verfall aber auch neu angestoßen werden. Oder normale Alterungsprozesse des Gehirns könnten durch die Infektion in krankhafte degenerative Prozesse umgewandelt werden“, mutmaßt der Forscher weiter.
So könnten beispielsweise schwere Infektionen auch vorübergehend oder dauerhaft Organe schädigen: „Allein diese Organschäden können die Gehirnfunktion nachhaltig negativ beeinflussen“, führt Heneka weiter bei „Spiegel“ aus.
Immunzellen im Gehirn spielen bei Entstehung von Alzheimer eine Rolle
Ein weiteres Problem sei, dass bei Infektionen die Blut-Hirnschranke durchlässiger werde: „Botenstoffe des Immunsystems und auch Immunzellen können vom Blut ins Gehirn übertreten und dort die Aktivität der sogenannten Mikroglia, der gehirneigenen Immunzellen, beeinflussen, erläutert der Forscher. Man wisse heute, dass genau diese Immunzellen eine Rolle bei der Entstehung von Alzheimer spielten.
Gerade in Mäuseversuchen hätte man deutlich gesehen, dass bei einer akuten Infektion es die gehirneigenen Immunzellen nicht mehr schaffen, Eiweißablagerungen im Gehirn zu eliminieren, die sich dort schon Jahre vor Ausbruch der Alzheimer-Krankheit ansammeln. Der Effekt: Die Immunreaktion läuft wie ein Schwelbrand immer weiter bis zu einem Punkt, an dem entzündliche Botenstoffe Nervenzellen immer weiter schädigen und die Verklumpung sogar vorantreibt.
Ähnlich sehen das auch die Forscher der Dänischen Studie: Sie mutmaßen, dass eine Corona-Infektion eine angeborene Immunreaktion des Körpers auslöse. Durch Entzündungsprozesse könnte es dabei zu einer Anhäufung des Eiweißes β-Amyloid, kommen, genau jene Eiweißablagerungen im Gehirn, die in Zusammenhang mit Alzheimer stehen.
Auch andere Viren sowie Pilze und Bakterien können Demenzrisiko erhöhen
Dass nicht nur Sars-CoV-2 eine Rolle bei der Entstehung einer späteren Demenz spielen könnte, bestätigt auch Haneka. „Viren, Bakterien, sogar Pilze können das Risiko für eine Demenz erhöhen“, erklärt der Wissenschaftler weiter bei „Spiegel“. Voraussetzung sei aber, dass es sich um eine schwere Infektion handele. „Bei einem Schnupfen hat man diesbezüglich nichts zu befürchten“, beruhigt Heneka.
Dennoch kann auch Heneka die Befürchtungen, wie sie auch Lauterbach geäußert hat, dass die Pandemie eine Welle von Demenzerkrankungen erzeugen könnte, nicht in Abrede stellen: „Ich halte das für denkbar, ich befürchte es sogar“, so der Mediziner. Wirklich wissen könne man es aber erst in einigen Jahren bzw. erst in Jahrzehnten.
So sei es auch nicht überraschend, dass es nach Pandemien zu neurologischen Störungen in der Bevölkerung komme und schon aus vergangenen Ereignissen bekannt: „Nach der russischen Grippe kam es zu einer Häufung von Psychosen, nach der Spanischen Grippe vermehrt zu Bewegungsstörungen“, gibt Heneka zu bedenken.
Weitere Risikofaktoren für Alzheimer
In Deutschland ist Alzheimer mittlerweile zu einer Volkskrankheit geworden. Denn im Schnitt erkranken hierzulande täglich rund 900 Menschen an dieser Form der Demenz. Auch wenn die genauen Ursachen noch nicht entschlüsselt sind, besteht Einigkeit darüber, dass auch der Lebensstil und die Ernährung eine Rolle bei der Demenzentwicklung spielen. So gelten folgende Punkte als Risikofaktoren:
- Diabetes
- Bluthochdruck
- Adipositas
- Bewegungsmangel
- Rauchen
- geringe Bildung und
- Depression
Nicht alle Risikofaktoren lassen sich allerdings beeinflussen.
Wie Sie Alzheimer vorbeugen
In einem Gastbeitrag für FOCUS Online nennt die Medizinerin Franziska Rubin Methoden, mit denen Sie der Krankheit vorbeugen, darunter folgende:
- Treiben Sie Sport
- Bauen Sie Stress und Angst ab
- Verzichten Sie auf verarbeitetes Fleisch und zuckerhaltige Getränke
- Fasten Sie regelmäßig
Mehr zum Thema lesen Sie hier: Sie können bereits in jungen Jahren Alzheimer vorbeugen – mit einfachen Mitteln
Anzeichen für Alzheimer
Häufig ist bei Alzheimer die Früherkennung relevant, um rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Anzeichen für die Krankheit sind etwa folgende.
- Sie vergessen zunehmend Verabredungen.
- Sind mehrere Menschen an einem Gespräch beteiligt, haben Sie Schwierigkeiten zu folgen.
- An den Inhalt von Gesprächen können Sie sich schon nach kurzer Zeit nicht mehr erinnern. Ereignisse, die länger zurückliegen, sind Ihnen dagegen noch sehr präsent.
- Sie haben Probleme, sich in Ihrer eigenen Wohnung oder im altbekannten Supermarkt zurechtzufinden.
- Sie finden sich an einem Ort oder in einem Zimmer wieder und haben vergessen, was Sie dort eigentlich tun wollten.
- Es fällt Ihnen schwer, eine Mahlzeit zuzubereiten, die mehrere einzelne Schritte erfordert.
- Beim Lesen müssen Sie Abschnitte mehrmals wiederholen, um sie zu verstehen, und können sich nicht mehr so gut konzentrieren.
- Sie sind schusseliger und nachlässiger geworden.
- Ihnen fehlen immer häufiger die richtigen Worte.
- Ihre Augenreaktionen verändern sich, die Pupillen weiten sich zum Beispiel schneller oder langsamer. Hierzu ist ein Test beim Augenarzt erforderlich.
- Sie leiden unter speziellen Schlafstörungen.
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