Ein Mann hat 80-mal am Tag angerufen: Ärztin über massiven Ansturm auf Corona-Impfungen

Seit Montag ist die Priorisierung bei den Corona-Impfungen aufgehoben. Viele hatten bereits im Vorfeld davor gewarnt, dass es dadurch zu einem extremen Ansturm auf die Arztpraxen kommen könnte. Eine Hausärztin aus Hamburg spricht über ihre Situation.

Drei Hilfskräfte musste Sevine Tokdemir einstellen, um alle Anfragen nach einem Termin für die Coronaschutzimpfung beantworten zu können. In einem Interview mit dem "SPIEGEL" erklärt die 54-Jährige, dass bereits vor dem Wegfall der Priorisierung am 7. Juni knapp 3000 Anfragen per Mail in ihrer Praxis eingegangen seien. Täglich kämen nun etwa 400 dazu.

"Es gab einen Mann, der hier an einem Tag 80-mal angerufen hat", erzählt Tokdemir. Trotzdem ist es in der Praxis relativ ruhig. Die Anrufe würden inzwischen zu den Hilfskräften, die im Home-Office arbeiten, umgeleitet. Hilfreich sei außerdem, dass schon viele Ältere geimpft seien: "Die meisten Menschen, besonders die jungen, kommen nicht einfach vorbei. Sie mailen oder rufen an."

Geimpft wird aus Platzgründen in der Kirche nebenan

Tokdemir arbeitet zusammen mit drei weiteren Ärztinnen in ihrer Praxis. Ihr Kontingent ist daher relativ groß. Etwa 250 Personen könnten mit der aktuellen Lieferung versorgt werden. Tokdemir sagt, dass ihre Kapazitäten ausgeschöpft seien und sie gar nicht mehr impfen könnten, selbst wenn mehr Impfstoff vorhanden wäre.

In das Wartezimmer dürfen aktuell nur vier Personen – eine Corona-Vorschrift. In die drei Behandlungszimmer könnten jeweils ein Patient und eine Ärztin. Aus Platzgründen wird deshalb nicht nur in der Praxis selbst, sondern auch in der nahegelegenen Epiphanienkirche geimpft. Dort können die Abstände deutlich besser eingehalten werden.

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Um die Organisation der Impfungen musste sich Tokdemir selbst kümmern

Inzwischen ist Tokdemir ganz gut auf die Situation eingestellt und der größte Ansturm ist vorbei. Sie hat übersichtliche Patientenlisten, eine eigene Handynummer, unter der sich Geimpfte bei eventuellen Beschwerden melden könnten und die Abstimmung mit der Kirche bezüglich Impftermine funktioniere.

Was Tokdemir stört ist, dass viel Verantwortung auf sie und ihr Team abgewälzt worden sei: "Was mich ärgert, ist, dass wir uns dieses Konzept selbst erarbeiten mussten. Ich musste mich mit meinem Team selbst entscheiden, was wir wie, wann, wo, mit wem machen. Wir wussten nicht, was auf uns zukommt, und wurden als Allgemeinmediziner und Medizinerinnen an der Front nicht direkt in die Entscheidungsfindung und Verarbeitung der Pandemie eingeschlossen."

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