Ein japanischer Reporter stirbt. Der Grund: Überarbeitung

Es gibt ein Phänomen in Japan, das nennt sich "karoshi". Es bezeichnet den Tod durch Überarbeiten, einen plötzlichen berufsbezogenen Tod. In der Inselnation werden solche Tode oft auf Stress zurückgeführt, der dann in Herzinfarkten oder Schlaganfällen endet.

Der "karoshi" ist einem japanischen Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks NHK zum Verhängnis geworden. Das ist zumindest der Schluss von Verantwortlichen bei dem Sender, wie die japanischen Zeitungen "Asahi Shimbun" und "Mainichi Shimbun" berichten.

Der Mann, dessen Alter laut den Berichten in den Vierzigern liegt, sei im Oktober 2019 gestorben – an Überarbeitung, wie die NHK-Verantwortlichen am Freitag auf einer Pressekonferenz mitteilten. Zu diesem Ergebnis sei das Shibuya Labor Standards Inspection Office des Tokioter Büros für Arbeit im August dieses Jahres gekommen, das den Tod des Mannes als arbeitsbedingt anerkannte.

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Reporter machte zu viele Überstunden

Der Verstorbene habe ein Team von Reportern geleitet, welches über die Stadtregierung von Tokio berichtete.

NHK-Führungskräfte sagten bei der Pressekonferenz, dass der Reporter vor seinem Tod über die Olympischen Spiele in Tokio, die Wahlen zum Oberhaus und einem Taifun berichtete, der in der Region Kanto Schäden verursachte.

In den fünf Monaten vor seinem Tod hat der Journalist nach Angaben der "Asahi Shimbun" eine hohe Anzahl an Überstunden geleistet. So habe der Mann im Monat vor seinem Tod rund 74 Überstunden angehäuft, der Fünfmonatsdurchschnitt habe sogar bei 92 Stunden gelegen. Die Grenze für Überstunden, die "karoshi" definiert, liegt bei 80.

Im Oktober 2019 bemerkte seine Familie, dass er nicht aufstand, und er wurde ins Krankenhaus gebracht, wie die "Mainishi Shimbun" berichtet. Er starb später. Am Arbeitsplatz seien keine Anzeichen seines Zustands bemerkt worden, und er sei am Vortag bei der Arbeit erschienen.

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Maßnahmen bei NHK waren „eindeutig unzureichend“

NHK-Senior-Direktorin Hanako Yasuho entschuldigte sich bei der Pressekonferenz: "Wir bedauern die Hinterbliebenen zutiefst." Man nehme den Vorfall sehr ernst. "Obwohl wir versucht haben, verschiedene Maßnahmen zu ergreifen, waren sie eindeutig unzureichend."

Es ist laut den Berichten nicht der erste Fall von "karoshi" beim NHK: 2013 verstarb eine junge Reporterin im Alter von 31 Jahren an Herzversagen. Ihr Tod wurde als Folge von Überarbeitung eingestuft.

Als Reaktion darauf führte NHK im Dezember 2017 eine Reform des Arbeitsstils ein. Der Sender gab an, er habe Maßnahmen ergriffen, um lange Arbeitszeiten unter Reportern zu verringern, die über die Regierung der Metropole berichten.

Diese scheinen im Fall des im Jahr 2019 verstorbenen Reporters nicht geholfen zu haben. Die Regeln hätten ihn dazu verpflichtet, einen Arzt aufzusuchen, was er aber nice tat, schreibt "Asahi Shimbun".

Hinterbliebene Familie hofft auf Verbesserungen bei NHK

Er ist damit aber kein Einzelfall. Nach Informationen der Zeitung suchten nur vier Prozent der Mitarbeitenden des NHK-Rundfunkzentrums im Tokioter Stadtbezirk Shibuya, die aufgrund langer Arbeitszeiten dazu aufgefordert wurden, tatsächlich auch einen Arzt auf.

Die hinterbliebene Familie des männlichen Reporters gab über ihren Anwalt eine Erklärung ab, in der sie NHK aufforderten, seine Unternehmenskultur zu überarbeiten, um eine Wiederholung zu verhindern. "Wir hoffen aufrichtig, dass NHK seine Unternehmenskultur, die einen Arbeitsstil ermöglicht hat, in dem Mitarbeiter ihr Leben riskieren können, erneut überprüft und sich in eine Organisation wandelt, die das Leben ihrer Mitarbeiter oder das Glück ihrer Familien nicht vernachlässigt."

Der Vater der zuvor verstorbenen 31-jährigen Reporterin sagte, NHK habe anscheinend nichts aus dem Tod seiner Tochter gelernt.

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Medienbranche in Japan im Fokus bei „karoshi“

Wie die "Asahi Shimbun" weiter schreibt, ist Überarbeitung beim Rundfunk, bei Zeitungen sowie in der Werbe- und Medienbranche seit Langem ein Problem. Demnach beging im Jahr 2015 eine 24 Jahre alte Mitarbeiterin einer Werbefirma Suizid, nachdem sie festgestellt habe, dass sie die Arbeitszeiten nicht bewältigen konnte.

Die Medienbranche wurde in Japan 2018 als eine Branche aufgenommen, für die weitere Studien für einzelne "karoshi"-Fälle durchgeführt werden sollten.

Im selben Jahr ergab eine Umfrage des Arbeitsministeriums unter 4280 Beschäftigten in der Medienbranche, dass 54,3 Prozent der Befragten bei der Frage, ob sie lange arbeiten, zustimmten oder eher zustimmten.

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