Darmkrebs: Neuer Ansatzpunkt für Behandlungen – Heilpraxis

Neuer Ansatzpunkt für Darmkrebs-Therapien

Laut Fachleuten erkranken in Deutschland jedes Jahr rund 61.000 Menschen neu an Darmkrebs. Für diese Krebserkrankung stehen verschiedene Behandlungsverfahren zur Verfügung: Eine wichtige Rolle spielen Operation, Chemotherapie, Bestrahlung und die Behandlung mit zielgerichteten Medikamenten. Forschende berichten nun über einen neuen Ansatzpunkt für Therapien.

Das Kolorektale Karzinom (Darmkrebs) gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Sobald die Diagnose feststeht und das Ausmaß der Krebsausbreitung genau bestimmt worden ist, muss geklärt werden, welche Behandlungsschritte durchgeführt werden sollen. Zu den derzeit möglichen Behandlungsmethoden könnte künftig eine weitere hinzukommen.

Immunantwort zu stark herunterreguliert

Wie die Universität Duisburg-Essen in einer aktuellen Mitteilung schreibt, ist ein gesundes Immunsystem in der Lage, beschädigte Zellen wie beispielsweise Krebszellen zu erkennen und zu beseitigen.

Wenn das nicht gelingt, kann es daran liegen, dass die körpereigenen regulatorischen T-Zellen (Tregs) die Immunantwort zu stark herunterregulieren. Weil Tregs vermehrt in Blut und Tumorgewebe von Darmkrebs-Erkrankten auftreten, hat ein Forschungsteam der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen hier nach einem möglichen Ansatzpunkt für neue Therapien gesucht.

Laut Prof. Dr. Astrid Westendorf, die den Lehrstuhl für Infektionsimmunologie innehat, könnte die Manipulation von regulatorischen T-Zellen in Zukunft in der personalisierten Behandlung von Darmkrebspatientinnen und -patienten zum Einsatz kommen.

Erste Laborversuche mit vorübergehend ausgeschalteten Tregs zeigten bereits positive Effekte. Die bisher für Patientinnen und Patienten verfügbaren Behandlungen sind jedoch häufig unspezifisch und verursachen daher erhebliche Nebenwirkungen.

Körpereigene Immunabwehr verbessert

Die Aufgaben von Tregs im Körper sind sehr unterschiedlich, viele sind nützlich und unverzichtbar. Die Essener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollten genauer verstehen, was die Tregs in Darmkrebs-Erkrankten kennzeichnet.

Die Forschenden haben sich deshalb Marker-Moleküle angesehen, die ausschließlich auf tumorassoziierten Tregs vorkommen. „Auf diese Weise wird es leichter, tumorassoziierte Tregs gezielt zu bekämpfen, ohne unerwünschte Nebenwirkungen durch das Ausschalten der anderen, positiven Tregs zu riskieren“, erklärt Dr. Alexandra Adamczyk, Erstautorin der vor kurzem in der Fachzeitschrift „Cancer Research“ veröffentlichten Studie.

Bei der Suche hat das Forschungsteam festgestellt, dass die tumorassoziierten Tregs tatsächlich durch ein bestimmtes Molekül auf ihrer Zelloberfläche gekennzeichnet sind: sie tragen den Rezeptor GPR15. Der Mitteilung zufolge hilft dieser Rezeptor den Tregs in das tumoröse Darmgewebe einzuwandern und fördert zudem die Produktion der entzündungsfördernden Botenstoffe IL-17 und TNF-alpha.

Um zu prüfen, ob GPR15 wirklich von entscheidender Bedeutung für das Wachstum von Darmtumoren ist, haben die Fachleute den Rezeptor GPR15 experimentell ausgeschaltet.

„Wir konnten sehen, dass das Tumorwachstum langsamer fortschreitet und die Tregs nicht so stark in das Tumorgewebe einwandern“, fasst Dr. Adamczyk die Ergebnisse zusammen. Der Teil der körpereigenen Immunabwehr, der die Krebszellen bekämpft, schien sich insgesamt verbessert zu haben

Die Forscherinnen und Forscher sehen in ihrer Studie vielversprechende Ansätze für neue Behandlungen bei kolorektalen Krebserkrankungen. „Auch wenn wir vieles davon zunächst nur in experimentellen Laborversuchen zeigen konnten, hoffen wir, wichtige Grundlagen für neue Therapien bei Darmkrebspatientinnen und -patienten gelegt zu haben“, sagt Prof. Dr. Astrid Westendorf. (ad)

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