Bin ich toxisch? Zehn Verhaltensweisen, die Gift für Beziehungen sind – und wie wir sie überwinden

Toxische Beziehungen sind längst keine Seltenheit mehr. Ganz egal, ob der Partner, ein guter Freund oder auch der Kollege – wir fällen mittlerweile sehr schnell das Urteil “toxisch“. Menschen, die Verhaltensweisen an den Tag legen, die sich wie Gift auf ihre Mitmenschen auswirken, erkennt man vor allem daran, dass sie ihr Umfeld verunsichert und erschöpft zurücklassen. Aber nicht immer sind die anderen das Problem, manchmal ist man selbst auch der toxische Part in der Beziehung.

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Toxische Beziehungen: "Wenn der Partner Kontrolle ausübt, lauf weg"

Ja, das mag jetzt erstmal wehtun. Aber es ist wichtig, sich selbst auch mal kritisch zu hinterfragen, wenn es in einer zwischenmenschlichen Beziehung nicht so richtig klappen möchte oder man wiederholt ohne erkennbaren Grund mit anderen Menschen kollidiert. Das Zauberwort dafür heißt wie so oft Selbstreflexion. Wer sein Handeln kritisch hinterfragt, der erkennt womöglich auch toxische Eigenschaften bei sich selbst schneller. Hellhörig sollten Sie zum Beispiel werden, wenn Sie eine oder mehrere der folgenden Eigenschaften bei sich beobachten:

Toxische Beziehungen: Zehn giftige Eigenschaften

Sie denken vor allem an Ihre eigenen Bedürfnisse. In einer Beziehung geht es immer um die Bedürfnisse von beiden Parteien. Wenn einer von beiden allerdings nur an sich selbst denkt, ohne Rücksicht auf Verluste vor allem die eigenen Interessen verfolgt und auch nicht wirklich am Leben des anderen interessiert ist, dann sorgt das für ein Ungleichgewicht in der Beziehung. Und das ist auf Dauer toxisch.  


Versuchen Sie stattdessen, aktiv auf die Bedürfnisse Ihres Gegenübers einzugehen und ihm wirklich zuzuhören, wenn er sich Ihnen mitteilt. Dadurch  kommen beide Parteien auf ihre Kosten – und die Beziehung kann wachsen.
 

Sie sind besitzergreifend und eifersüchtig. Manchmal wird Eifersucht immer noch mit unbändiger, romantischer Liebe verwechselt. Dabei basiert das Gefühl vor allem auf einem falschen Anspruchsdenken. Man erhebt Besitzansprüche auf den anderen. Dabei besteht eine Beziehung, egal in welcher Form, immer aus zwei unabhängigen und eigenständigen Menschen, die ein eigenes Leben führen. Wer dem anderen aus Eifersucht eine Szene macht und Anspruch auf seine Zeit erhebt, der kann die Bindung damit enorm belasten und durch den Druck die schönen Seiten der Beziehung in den Schatten stellen.


Versuchen Sie stattdessen, Ihrem Gegenüber mit Dankbarkeit zu begegnen. Liebe und Freundschaft sind Geschenke, die uns andere Menschen nur freiwillig geben können – und keine Selbstverständlichkeit.
 

Sie tun alles, um die Harmonie zu wahren. Zugegeben, Streit und Kummer sind keine schönen Gefühle. Aber sie gehören zu nahezu jeder zwischenmenschlichen Beziehung dazu. Viele Menschen neigen allerdings dazu, ihren Ärger lieber zu verdrängen, statt mit dem anderen offen über ihre Gefühle zu sprechen. Die Folge: Irgendwann staut sich der Frust an und führt zu passiver Aggression, abschätzigem Verhalten und auf kurz oder lang nicht selten zum Ende der Verbindung.


Versuchen Sie stattdessen, offen über Ihre Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle zu sprechen. Niemand kann Gedanken lesen. Nur, wenn beide Parteien bereit sind, ehrlich an der Beziehung zu arbeiten, kann sie auch eine Bereicherung für alle Beteiligten sein. Am besten gelingt das übrigens in Ich-Botschaften, da diese keinen direkten Angriff auf den Gegenpart darstellen.
 

Psychologin erklärt

"In einer Krise bleiben nur die Herzensfreunde übrig": Woran man toxische Freundschaften erkennt

Sie geben der anderen Person die Verantwortung für Ihr Glück. Die Idee, dass wir jemanden treffen, der uns einfach durch seine Anwesenheit schon wunschlos glücklich macht, ist so schön wie unrealistisch. Und nicht nur das: Wenn wir unserem Gegenüber suggerieren, dass er uns doch bitte glücklich machen soll – dann geben wir ihm eine enorme Verantwortung für unser Leben. Dabei ist jeder von uns einzig und allein für sein eigenes Leben – und dafür auch für sein Glück – verantwortlich. Beziehungen sollten also nicht aus einem Mangel heraus eingegangen werden, sondern eine Art Bonus sein. Andernfalls finden wir uns früher oder später schlimmstenfalls in einer Abhängigkeit wieder.


Versuchen Sie stattdessen, sich immer wieder vor Augen zu führen, dass nur Sie selbst Ihr Leben gestalten können und damit auch maßgeblich dazu beitragen, ob Ihr Leben nun glücklich oder unglücklich verläuft. Ein anderer Mensch kann zwar Auswirkungen darauf haben, keine Frage. Aber am Ende entscheiden immer Sie, was Sie mit den Erfahrungen aus der zwischenmenschlichen Beziehung machen.
 

Sie sehen immer nur das Negative. Mal ehrlich: Sehen Sie die Welt positiv, negativ oder neutral? Die meisten von uns haben oft eine negative Brille auf, mit der sie die Welt betrachten. Solange sie die Brille auch mal abnehmen, bewegt sich das noch im natürlichen Rahmen. Denn evolutionär bedingt wiegt Schlechtes mehr als Gutes. Trotzdem gibt es Menschen, die wirklich ausschließlich alles ziemlich blöd finden. Leute, die einfach an allem und jedem etwas auszusetzen haben. Folglich kann man es ihnen auch nicht wirklich recht machen. Kein Wunder, dass das zur Belastungsprobe für zwischenmenschliche Beziehungen werden kann, oder?


Versuchen Sie stattdessen, sich in Dankbarkeit zu üben. So viele Gründe es in der aktuellen Weltlage auch geben mag, sich ausgiebig zu beschweren – es gibt mit Sicherheit auch Gründe, sich zu freuen. Das muss nichts Großes sein, es reicht ein gutes Gespräch, ein leckeres Essen oder einfach das Strahlen der Sonne. Man muss nur lernen, diese kleinen Dinge auch zu erkennen.
 

Sie manipulieren andere bewusst oder unbewusst. Vor allem Narzissten wird gerne nachgesagt, dass sie ihr Umfeld schonungslos für ihre eigenen Zwecke ausnutzen und manipulieren. Aber Manipulation fängt schon viel kleiner an. Etwa, indem man bewusst Dinge sagt, um eine bestimmte Wirkung bei seinem Gegenüber zu erzielen oder schweigt, um den anderen zu bestrafen. Das ist toxisches Verhalten, wie es im Buche steht und schadet nahezu jeder zwischenmenschlichen Beziehungkurz oder lang, weil der andere Part dadurch in seinem Verhalten gesteuert wird.


Versuchen Sie stattdessen, auf jeden Fall nicht zu manipulieren. Auch hier lautet das Mittel der Wahl: Offene Kommunikation der eigenen Bedürfnisse und Sorgen. Wem das gelingt, der braucht dann auch keine Tricks mehr, um seine Wünsche zu erfüllen, denn er kann gemeinsam mit seinem Gegenüber einen Kompromiss finden, bei dem im besten Fall beide Seiten auf ihre Kosten kommen.
 

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"Solche toxischen Beziehungen sind nicht mehr zu retten"

Sie verhalten sich respektlos und herablassend. Um sich selbst besser dastehen zu lassen, greifen manche Menschen mitunter auf respektlose Bemerkungen und Erniedrigungen zurück. Sie machen dann andere Menschen runter, um sich selbst aufzuwerten. Oft geschieht das allerdings so verdeckt, in Form von Witzen oder kleinen Neckereien, dass der andere Part das nicht sofort bemerkt. Im Endeffekt wirkt das aber wie Gift auf das Selbstwertgefühl des Gegenparts – und vergiftet damit auch die Beziehung.


Versuchen Sie stattdessen, Ihr Gegenüber wertschätzend zu behandeln. Wenn Sie merken, dass Sie zu respektlosen Witzen neigen, dann hinterfragen Sie Ihre eigenen Beweggründe dafür einmal kritisch. Oft liegt dem ein eigenes Selbstwertproblem zugrunde. Hier lohnt es sich, anzusetzen – statt andere runterzumachen.
 

Sie wollen immer die Kontrolle behalten. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Das ist so ein Spruch, der schreit quasi “Ich bin toxisch“. Vertrauen ist vor allem in Liebesbeziehungen, aber auch in Freundschaften und innerhalb der Familie und des Kollegiums Gold wert. Wer stattdessen dazu neigt, immer alles kritisch zu hinterfragen und immer das letzte Wort haben möchte, der kann durch sein Verhalten einen negativen Einfluss auf die Bindung haben.


Versuchen Sie stattdessen, ein echtes Vertrauensverhältnis aufzubauen und sich wirklich auf Ihr Gegenüber zu verlassen. Es kann sein, dass Sie dadurch enttäuscht werden. Aber meistens wird man positiv überrascht, wenn man anderen Menschen einen Vertrauensvorschuss gibt. Es lohnt sich, die Kontrolle auch mal abzugeben und sich einfach auf den Moment einzulassen.
 

Sie können nicht mit Kritik umgehen. Niemand ist perfekt. Das ist Fakt. Deshalb ist es auch normal, dass man in einer zwischenmenschlichen Beziehung dem anderen Mal auf die Füße tritt, ohne das zu beabsichtigen. In einer gesunden Verbindung kann der eine dem anderen das dann sagen und es wird ein Kompromiss gefunden oder sich entschuldigt. Nun gibt es aber auch Menschen, die reagieren allergisch auf Kritik jeglicher Form. Sie nehmen jede noch so sachliche Kritik persönlich und fühlen sich angegriffen. Statt konstruktiv darauf einzugehen, reagieren sie dann mit Abwehr oder ziehen sich zurück. Eine gesunde Basis sieht natürlich anders aus.


Versuchen Sie stattdessen, Kritik als das anzusehen, was sie meistens ist: eine Bedürfnismitteilung Ihres Gegenübers. Wer mit seinem Verhalten andere verletzt oder Grenzen überschreitet, der sollte auch darauf eingehen, wenn er darauf hingewiesen wird. In den meisten Fällen dreht sich die Kritik auch um eine bestimmte Situation. Es geht also selten wirklich um die eigene Persönlichkeit, sondern vielmehr um einen Fehler. Und der passiert jedem Mal.
 

Sie stellen sich gerne selbst als Held oder Retter dar. Altruismus ist eine Eigenschaft, die nicht nur unseren Mitmenschen hilft, sondern auch uns selbst ein gutes Gefühl verschafft. Indem wir anderen helfen, tun wir uns also auch selbst etwas Gutes. Erstmal unproblematisch. Sobald jemand aber versucht, sich in nahezu jeder Situation als Retter in der Not darzustellen oder aktiv nach Möglichkeiten für mutmaßliche Heldentaten sucht, wird es toxisch. In zwischenmenschlichen Beziehungen kann sich das beispielsweise darin äußern, dass der finanziell besser Situierte seinem Partner immer wieder ungefragt Dinge kauft, um dann zu betonen, wie großzügig er ist.


Versuchen Sie stattdessen, erstmal herauszufinden, was Ihnen dieser Heldenstatus selbst geben soll. Oft steckt ein geringes Selbstwertgefühl dahinter. Aus dem Gefühl heraus, nie zu genügen, wollen sich Betroffene dann selbst beweisen, dass sie eben doch zu Großem fähig sind. Dabei ist es doch so: Niemand ist immer ein Held. Wir alle machen Fehler, sagen dumme Sachen und verhalten uns auch mal richtig daneben. Das ist menschlich. Die gute Nachricht ist aber: Menschen sind eh viel lieber mit anderen Menschen zusammen, als mit Superhelden.

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Ich bin toxisch – und jetzt?

Sie haben gemerkt: "Hilfe, ich bin irgendwie toxisch" – und jetzt? Erstmal: Wie Sie sehen, gibt es für jede der Verhaltensweisen auch eine Lösung. Und niemand wird mit toxischen Beziehungseigenschaften geboren. Oftmals entstehen diese auf Basis eigener verletzender Erfahrungen in der Vergangenheit. Nicht selten liegt die Wurzel allen Übels auch hier in der Kindheit. Denn als Kinder lernen wir, wie Beziehungen funktionieren – oder eben auch nicht. Wenn wir nun merken, dass uns toxische Eigenschaften im Weg stehen und womöglich sogar unser Umfeld beeinträchtigen, dann können wir vor allem eines tun: an uns und unseren Beziehungen arbeiten.

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