Finden ohne Suchen
„Manchmal findet man etwas, nach dem man nicht gesucht hat“ – dieses Zitat von Alexander Fleming passt treffend zu seiner zufälligen Entdeckung des Penicillins im Jahr 1928. Diese Worte lassen sich ebenso im Zusammenhang mit der Entdeckungsgeschichte des weltweit ersten oral verfügbaren Penicillins zitieren. Auch dabei handelte es sich um einen Zufallsfund.
Der Bakteriologe Alexander Fleming arbeitete Ende der 1920er-Jahre mit Staphylokokken, die er auf Agar kultivierte. Beim Öffnen einer Petrischale mussten Pilzsporen aus der Luft auf den Nährboden gelangt sein, wodurch der Pilz zu wachsen begann und die Staphylokokken verdrängte. Fleming begann schließlich den Pilz, eine Penicillium-Art, zu kultivieren und isolierte daraus einen antibakteriellen Wirkstoff – Penicillin. Der schottische Wissenschaftler untersuchte die Wirkung der Substanz auf verschiedene Bakterienstämme und fand dabei heraus, dass sie unterschiedlich empfindlich reagierten. In weiteren Versuchen führte er Reihenverdünnungstests durch und erprobte die Substanz an zwei Mitarbeitern. Eine Pneumokokken-Infektion am Auge konnte erfolgreich behandelt werden, eine Nasennebenhöhlenentzündung jedoch nicht. 1929 publizierte Fleming schließlich seine Erkenntnisse, welche jedoch zunächst auf wenig Interesse in der Fachwelt stießen. Erst 1940 durch einen Versuch an Mäusen, die mit Streptokokken infiziert wurden, erkannte man das therapeutische Potenzial von Penicillin. Ab 1941 wurden Patienten intravenös mit dem Antibiotikum behandelt.
Ein paar Jahre später, nach Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde in Kundl in Österreich eine Brauerei zu einem Produktionsstandort für Penicillin umfunktioniert. Noch heute wird in der Tiroler Marktgemeinde säurestabiles Penicillin produziert, mit einem Anteil von etwa 60% an der Weltproduktion. Ab 1948 wurden an dem Standort Penicillin-G-Ampullen hergestellt. Jedoch kam es immer wieder zu Verunreinigungen der Nährlösungen mit anderen Mikroorganismen. Der Biologe Ernst Brandl versuchte ab 1951 dieses Problem zu lösen, indem er in Versuchsreihen verschiedene Substanzen testete, die die unerwünschten Mikroorganismen abtöten sollten, ohne das Wachstum der erwünschten Penicillium-Kulturen zu beeinträchtigen. Dabei untersuchte er auch die Wirkung von 2-Phenoxyethanol. Mithilfe dieser Substanz konnte die Ausbeute an Penicillin über das normale Maß gesteigert werden. Der Biologe nahm an, dass sich ein neues Penicillin gebildet hatte, was auch durch einen Versuch bestätigt werden konnte – ein weiterer Zufallsfund in der Geschichte der Penicilline. Gemeinsam mit dem Chemiker Dr. Hans Margreiter konnte Brandl das neue Penicillin schließlich isolieren. Es folgten Versuche an Kaninchen und Menschen, und die Tiroler Wissenschaftler waren sich sicher, das erste oral verfügbare Penicillin gefunden zu haben. Schließlich wurde Penicillin V (Phenoxymethylpenicillin) 1952 zum Patent angemeldet.
Frage:
Wissen Sie, wofür das „V“ bei Penicillin V steht?
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