Mein liebes Tagebuch

November ist Protestmonat – gegen das größte Apothekensterben in der Geschichte der Bundesrepublik. Mitmachen ist angesagt! Proteste auch gegen Lieferengpässe – sie sind noch immer da, mehr denn je, trotz Engpassgesetz. Lauterbachs Strategie: Schöne neue Apothekenwelt – die „große Rolle der Apotheken“ im Vorbeuge-Gesetz und vielleicht eine höhere Notdienstvergütung. Seine Strategie ist durchschaut, sie bedeutet im Klartext: Light-Apotheken, keine Honoraranpassung und mehr Honorar nur gegen mehr Präventions-Arbeit. Lauterbach nennt dies „Wertschätzung der Apotheken“! Wie krass ist das denn? Die Heilberufs-Spitzen meinen: Olaf Scholz übernehmen Sie! Und die Apothekerverbände im Osten überlegen bereits, zu fusionieren. Wobei dies so verkehrt nicht wäre.

30. Oktober 2023

Der Fahrplan steht: Die ABDA hat mittlerweile die genauen Termine und Schauplätze für die vier Protesttage im November bekanntgegeben. Es darf, nein, mein liebes Tagebuch, es muss gestreikt werden. Denn die Bundesregierung, der Bundesgesundheitsminister ignorieren nach wie vor die Forderungen der Apothekerschaft. Und deshalb heißt die klare Ansage: Apothekenschließungen an jedem Mittwoch des Novembers mit Kundgebungen in ausgewählten Städten. Den Fahrplan finden Sie hier.

 

Proteste sind ein Muss, um gehört zu werden. Seit über zehn Jahren gab es keine Honorarerhöhungen für Apotheken. Hinzukommen Kassenabschläge, zunehmende Bürokratie, Fachkräftemangel, Mehraufwand durch Lieferengpässe, steigende Energiekosten. Die Folgen sind überall spür- und sichtbar, auch in Hessen und im Saarland, wo auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Apotheken für immer schließen mussten. Im Saarland habe sich der Trend „definitiv beschleunigt“, wie Susanna Koch, Chefin des Saarländischen Apothekervereins, sagte. Auch in Hessen verringerte sich die Apothekenzahl deutlich. „Das größte Apothekensterben in der Geschichte der Bundesrepublik setzt sich ungebremst fort“, wird ein Sprecher des Hessischen Apothekerverbandes zitiert. Mein liebes Tagebuch, aber nicht nur in Hessen und im Saarland verringert sich die Zahl der Apotheken: Das Apothekensterben grassiert bundesweit. Auch deswegen müssen wir protestieren, müssen wir auf die Straße.

 

Es war abzusehen, dass das Lauterbachsche Lieferengpassgesetz (ALBVVG) die angespannte Lage im Arzneimittelmarkt nicht lindert. Und schon gar nicht so schnell. Daher gibt es auch für den kommenden Winter keine Entwarnung, wie ein Sprecher des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg deutlich sagte: „Die Engpässe sind nie weg gewesen.“ Betroffen sind vor allem Antibiotika, Arzneimittel gegen Diabetes oder Asthma und Arzneimittel für Kinder. Der Markt braucht deutlich mehr Antibiotika und Fiebersäfte für Kinder, sagt der baden-württembergische Gesundheitsminister Manfred Lucha in Richtung Lauterbach. Lucha geht davon aus, dass durch eine attraktivere Preisgestaltung mehr Anreize für Pharmahersteller gesetzt würden, um Ware auf den deutschen Markt zu bringen. Mein liebes Tagebuch, könnte es sein, dass Warenströme nach Deutschland umgelenkt werden, wenn für die Arzneimittel mehr bezahlt würde?

 

Lauterbach und seine renitente Verweigerung, das Apothekenhonorar anzupassen, das Lieferengpass-Management ordentlich zu vergüten und überhaupt die Apothekenarbeit wertzuschätzen, ist die eine Seite. Die andere Seite ist sein Vorstoß, die Apotheken stärker in die Prävention, konkret in eine konzertierte Aktion für eine bessere Früherkennung und Versorgung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen einzubinden. Er spricht hier sogar von einer großen Rolle der Apotheken in seinem geplanten „Vorbeugegesetz“. Früher, mein liebes Tagebuch, viel früher (und unter den Vorzeichen einer anderen Gesundheitspolitik) hätten wir Apothekers uns darüber vielleicht noch gefreut. Aber im Jahr 2030, mit einem Bundesgesundheitsminister Lauterbach, hält sich die Begeisterung doch arg in Grenzen. Sicher nicht bei der ABDA – deren Repräsentant Martin Schulz erklärte, dass die Apothekerschaft die Initiative des Ministers begrüße. Und, mein liebes Tagebuch, was soll er auch anderes dazu sagen. Das Vorhaben an sich, die Apothekerschaft zusammen mit der Ärzteschaft im Schulterschluss für ein eminent wichtiges Vorbeugeprogramm zu gewinnen, hat ja was: Ein „Screening“ in der Apotheke hilft, „behandlungsbedürftige Risikoträger in die Hausarztpraxen zu bringen“. Es gehe nur um Menschen, die bisher gar nicht versorgt wurden. Klingt doch erstmal vernünftig, wenn sich Arzt und Apotheker Hand-in-Hand um die Patienten kümmern. Lauterbach erklärte sogar, wenn er Apotheken hier stärker miteinbinde, gehe es nicht darum, den Apotheken im gegenwärtigen Konflikt mit dem BMG „einen Gefallen“ zu tun. Ja, mein liebes Tagebuch, und damit steuern wir auf den wunden Punkt zu: Einen Gefallen können wird auch gar nicht erkennen, solange nicht feststeht, wie Lauterbach so eine Mitarbeit vergüten will. Denn hierüber wurde wohl noch überhaupt nicht gesprochen. Sorry, Lauterbach, wir Apothekers sind gebrannte Kinder. Wenn unsere Maloche für das Managen der Lieferengpässe mit lächerlichen 50 Cent abgespeist wird, wenn Apotheken eine Honoraranpassung seit mehr als zehn Jahren verweigert wird – was sollen wir dann für die Mitarbeit in einem Vorbeugegesetz erwarten?

 

31. Oktober 2023

Der Ex-ABDA-Sprecher Reiner Kern arbeitet nun bei DocMorris –  als „Director Communications and Public Affairs“. Zugegeben, klingt vielleicht besser als die Bezeichnung „Leiter Kommunikation der ABDA“. In der neu geschaffenen Position verantworte er die externe und interne Kommunikation sowie die politische Kommunikation für das gesamte Unternehmen, heißt es in einer Mitteilung. Mein liebes Tagebuch, das lassen wir mal entspannt so stehen und kommentieren es mit Rückblick auf sein Schaffen bei der ABDA nicht. 

 

Die beste Comedy seit langem: Lauterbach will seine „Wertschätzung“ der Apothekerschaft nicht durch eine Erhöhung des Fixhonorars zeigen (da das Geld in den Kassen knapp ist), sondern  – Achtung! – durch alternative Ideen. Tusch und Tätäratä! Eine von Lauterbachs alternative Ideen ist die Erhöhung der Notdienstvergütung. Verrät er wie immer erst den Medien, hier der Apotheken Umschau. Dann, wie zu erwarten, will er die Kompetenz der Apothekers nutzen, wie angedeutet durch Einbindung in die Prävention von Schlaganfällen und Herzinfarkten. Außerdem habe er wohl noch andere Möglichkeiten, Apotheken in Kooperation mit den Ärzten für weitere medizinische Aufgaben zu honorieren. Und noch einen Tusch dafür, mein liebes Tagebuch. Es ist immer das gleiche Muster: Mehr Geld nur für „noch) mehr Arbeit. So schön und nett so ein paar Zusatzvergütungen für die Kooperation mit Ärzten und Ähnlichem klingen mag: Wenn die Honorarbasis nicht mehr reicht, helfen uns auch Zusatzhonorare nicht mehr weiter. Eine für immer geschlossene Apotheke kann man nicht in die Prävention einbinden und für Notdienste vergüten. Mein liebes Tagebuch, wann versteht dieser Bundesgesundheitsminister unser Problem?

 

1. November 2023

Die Ignoranz, die Weigerung Lauterbachs, mit Ärzte-, Zahnärzte- und Apothekerschaft ins Gespräch zu gehen, in einen inhaltlichen Diskurs einzutreten über die Gefährdung der flächendeckenden Versorgung mit Apotheken und Praxen durch die aktuelle Gesundheitspolitik, das schweißt die Heilberufler zusammen. Erst vor Kurzem setzten sie einen gemeinsamen „Notruf“ ab. Und nun wenden sich die drei Vertreter:innen der freien Heilberufe (Andreas Gassen, Martin Hendges und Gabriele Regina Overwiening) mit einem gemeinsam unterzeichneten Brief direkt an Lauterbachs Chef, den Bundeskanzler Olaf Scholz persönlich. Er müsse die gesundheitspolitische Entwicklung stoppen – die Heilberufler seien zum Gespräch bereit. Mein liebes Tagebuch, kann der Kanzler diesen Hilferuf überhören? Oder darf er ihn überhören? Den Heilberuflern ist natürlich bewusst, dass auf den Kanzler angesichts der innen- und außenpolitischen Lage noch ein paar andere Herausforderungen warten. Aber andererseits, mal mit Klartext gesprochen: Lauterbach darf man doch nicht durchgehen lassen, unser Gesundheitswesen an die Wand zu fahren. In ihrem Schreiben führen sie all die Missstände auf, deren sich Lauterbach anscheinend nicht annimmt: Bürokratie, finanziell unzureichende Ausstattung, Fachkräftemangel, Lieferengpässe, Apothekenhonorar seit elf Jahren ohne Anpassung und sogar gekürzt. Mein liebes Tagebuch, den Ruf und die Bitte der drei Heilberufe nach einem gemeinsamen Gespräch darf Scholz doch nicht überhören!

 

Was ist das für eine Geschichte in der FAZ über das Apothekennrechenzentrum (ARZ) Haan? Es soll hier um einen „mutmaßlichen Millionenbetrug mit Corona-Test-Rechnungen“ gehen, wie die FAZ schreibt. Genannt wird ein Tochterunternehmen des Rechenzentrums ARZ Haan, die RZH, „als möglicher Akteur und gleichzeitig Geschädigter“. Es geht dabei um mutmaßliche Scheinrechnungen in Höhe von über 15 Millionen Euro, die ein früherer Geschäftsführer der WDS GmbH an das Abrechnungsunternehmen RZH verkauft haben soll. Es zeigt sich ein Geflecht von Vorgängen, Forderungen, einer Insolvenz der WDS und letztlich der Übernahme der WDS durch das ARZ Haan. Die im FAZ-Beitrag gegenüber der RZH erhobenen Vorwürfe in Bezug auf Abrechnungsbetrug weist die ARZ Haan zurück. DAZ-Redakteur Dr. Thomas Müller-Bohn hat sich die Vorwürfe gegen die ARZ Haan-Tochter mal unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten angesehen unter Berücksichtigung der Zahlen, die bisher veröffentlicht wurden. In einer ersten Einordnung stellt er fest, dass der angeblich drohende Schaden locker durch Gewinnvorträge gedeckt wäre. Also, mein liebes Tagebuch, unabhängig ob nun die Vorwürfe so stimmen und abseits aller juristischen Fragen: Der genannte Betrag ist für die Arbeit eines großen Rechenzentrums nicht entscheidend und für das System nicht relevant, so Müller-Bohn.

 

2. November 2023

November ist Protestmonat. Vor allem für Apothekerinnen und Apotheker. Aber nicht nur. In Thüringen haben am 1. November schon mal Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Angehörige von Gesundheitsberufen und Apotheker in einer gemeinsamen Aktion vor dem Landtag in Erfurt demonstriert. Alle diese Berufe im Gesundheitswesen sind sich einig: Sie fordern mehr Geld, mehr Ausbildung, weniger Bürokratie, keine Lieferengpässe – und ein Ende von Gesetzen, die allein aufs Sparen abzielen. Mehr als 800 Personen sollen sich vor dem Thüringer Landtag versammelt haben. Für die Apotheken machte Ronald Schreiber,  Präsident der Landesapothekerkammer Thüringen, vor allem die Lieferengpässe bei lebensnotwendigen Arzneimitteln zum Thema. Die Politik müsse „endlich wirksame Maßnahmen veranlassen, um diesem Notstand entgegenzutreten“, so Schreiber. Außerdem: Lieferengpässe zu managen werde erschwert durch Personalmangel und „dieser trägt neben der massiven staatlichen Unterfinanzierung der öffentlichen Apotheken erheblich zu einem fortschreitenden Apothekensterben in Deutschland bei“, so Schreiber. Er protestiere daher auch für eine deutliche Erhöhung der Studienplatzkapazitäten an der Uni in Jena und für mehr Ausbildungsplätze für PTA. Die Politikerinnen und Politiker in Thüringen hatten ein offenes Ohr für die Forderungen. Landesgesundheitsministerin Heike Werner (Linke) erklärt, Budgetierung und Bedarfsplanung müssten in ihrer jetzigen Form vom Tisch: „Jede erbrachte Leistung muss bezahlt werden.“ Auch bei den Apotheken will Werner langfristig eine gute Versorgung und alles andere als reinen Onlinehandel. Und der CDU-Landtagsabgeordnete Voigt will Thüringen zum 20-Minuten-Land machen. „20 Minuten bis zum Arzt, zum Zahnarzt und zur nächsten Apotheke.“ Der FDP-Politiker Martin Montag rief dazu auf, weiter laut zu sein. Selbst die Grünen-Abgeordnete Babette Pfefferlein meinte, dass man auch für Apotheken über eine Honoraranpassung reden müsse. Mein liebes Tagebuch, in Thüringen scheint der Protest gut anzukommen und politisch auf Verständnis zu stoßen. Wenn er von dort nach Berlin getragen wird und unterwegs nicht verloren geht, könnte sich etwas bewegen. Wir sind gespannt auf die Protestmittwoche in den Regionen.

 

Auch der Chef des Deutschen Apothekerverbands, Hans-Peter Hubmann, zeigte sich beeindruckt vom gemeinsamen Thüringer Protesttag der Heilberufe. Er stellte die große Geschlossenheit der Thüringer Kolleginnen und Kollegen heraus: Laut Angaben des Thüringer Apothekerverbands sollen sich rund 90 Prozent der Apotheken im Freistaat am Protest beteiligt haben, sie hielten ihre Apotheken ganztags geschlossen. Hubmann rief nochmals alle Apothekenteams in Deutschland auf, sich an den in ihrer Region anstehenden Protesten zu beteiligen. Mein liebes Tagebuch, richtig, je mehr Apotheken sich beteiligen, desto lauter und deutlicher wird der Apothekenprotest. Mitmachen ist angesagt – es gibt so viele Gründe, gegen die aktuelle Gesundheitspolitik von Lauterbach  zu protestieren. Endlich mehr Honorar ist da nur ein Grund, seine geplanten Apotheken light und damit die Zerstörung unseres Apothekensystems sind weitere.

 

Endlich, möchte man ausrufen, denken zumindest einige der 34 Apothekerorganisationen mal darüber nach, ob man sich nicht zusammentut, zusammenarbeitet – und vielleicht sogar einen gemeinsamen Verband bildet. Konkret ist die Anregung von den Spitzen der Apothekerverbände  Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gekommen. Sogar von einer möglichen Fusion ist bereits die Rede, zumindest als eine der möglichen Optionen. Mein liebes Tagebuch, das nenne ich mutig, denn in letzter Konsequenz würde dies ja auch bedeuten, dass einige ehrenamtliche Pöstchen wegfielen. Aber irgendwie liegt das Zusammenrücken, eine engere Zusammenarbeit oder gar ein gemeinsamer Verband in der Luft: Die Arbeiten in den einzelnen Verbänden sind gleich oder ähnlich, man könnte Synergien nutzen, Arbeiten effizienter gestalten. Außerdem: Die Entwicklung der Apothekenlandschaft verändert sich, es gibt immer weniger Apotheken. Hinzukommt, dass auch die Apothekerverbände unter Personalmangel leiden. Die Idee, die Arbeiten in einem gemeinsamen starken „Apothekerverband Ost“ zu bündeln, wäre eine Möglichkeit, die geprüft werden sollte. Die Apothekerverbände von Brandenburg und Berlin sollten da schon mal die Ohren spitzen und ebenfalls überlegen, mitzumachen. Und, mein liebes Tagebuch, da wir gerade dabei sind: Warum könnte das nicht ein bundesweites Modell sein: Vier starke Regionalverbände Nord und Süd, Ost und West – dies würde Kosten sparen und Synergien freisetzen, zumal die Zahl der Apotheken in Zukunft mit Sicherheit noch kleiner wird. In die Zukunft gedacht: Brauchen wir wirklich noch so viele Kammern und Verbände? 

 

3. November 2023

Das E-Rezept – im Prinzip läuft es. Und dennoch, es tauchen immer wieder neue Fragen auf. Zum Beispiel beim Thema Heimversorgung. Bisher ist es hier üblich und als Ausnahme vom Zuweisungsverbot möglich, dass Rezepte der Arztpraxen direkt bei der heimversorgenden Apotheke landen, also ohne einen Umweg über das Heim oder die Patienten. Voraussetzung ist z. B., dass sich die Patienten für die zentrale Versorgung entschieden haben und dass ein Heimversorgungsvertrag mit der Apotheke geschlossen wurde. So, mein liebes Tagebuch, und nun grätscht das E-Rezept dazwischen. Laut Gematik-Schreiben läuft ein E-Rezept nämlich über die TI-Anwendung KIM (Kommunikation im Medizinwesen) und damit immer über die Pflegeeinrichtung, die es dann an die Apotheke weitergeben kann. Und das Bundesgesundheitsministerium bestätigt auf Nachfrage: Eine direkte Zuweisung von Rezepten vom Arzt an eine Apotheke sei dann ausgeschlossen. Der Umweg der Rezepte übers Heim soll über KIM laufen. Allerdings, falls ein Heim noch nicht an KIM angeschlossen ist, geht’s noch als Papierrezept – oder die Arztpraxis schickt ihr E-Rezept dann doch direkt per KIM an die Apotheke, einfach so. Dann sollten heimversorgende Apotheken aber auf eine erneute Klarstellung hinwirken. Denn ein Umweg der Rezepte übers Heim erschwert die Heimversorgung deutlich. Da muss also noch eine offizielle Klarstellung her.

 

Lauterbach möchte Apotheken stärker in Präventionsleistungen einbinden, z. B. in die Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Den Apotheken will er, so seine Vorstellungen, neue Aufgaben „im Rahmen von Vorfelduntersuchungen“ zu den ärztlichen Check-ups zuteil werden lassen, z. B. die Apotheke als niedrigschwellige Anlaufstelle für Präventionsdiagnostik. Doch damit tritt er den Laborärzten auf die Füße, die nun lautstark aufschreien: Von diesem Vorschlag halten sie rein gar nichts, das sei unnötig, außerdem qualitativ kritisch, wenn Apotheken da miteinbezogen werden. Sie meinen: Früherkennung von wichtigen Stoffwechselerkrankungen gehört in die Hand der Ärzteschaft. Mein liebes Tagebuch, dabei dachte man doch, solche Abwehrreflexe der Ärzteschaft (Apotheken sind keine „Arztpraxen to go“) seien nach dem letzten Gespräch zwischen Ärztevertretern und Lauterbach ausgeräumt. Von wegen, die Labormediziner wollen sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen, außerdem könnten ja nur sie die gute analytische Qualität liefern. Und es würde teurer, wenn Apotheken besagte Diagnostik anböten. Tja, mein liebes Tagebuch, unterm Strich scheint Lauterbach ein anderes System zu wollen: Günstigere Apotheken ohne Honorarerhöhung, am liebsten Light-Apotheken und auf der anderen Seite ein paar Apotheken, die Präventionsleistungen machen, viel mehr impfen und außerdem assistierte Telemedizin und noch andere Sachen anbieten Und die Arztpraxen sollen sich bittschön mehr auf ihre Patientinnen und Patienten konzentrieren… Lauterbachs Sound der schönen neuen (Gesundheits-)Welt.


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