Robbie Williams leidet unter körperdysmorphen Störung – was die Krankheit für Betroffene bedeutet

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Die Fans von Robbie Williams machen sich schon seit einiger Zeit Sorgen um den Popstar, nachdem der Sänger in den letzten Monaten stark abgenommen hat. Vor einigen Tagen gab er auf Instagram bekannt, dass er an Dysmorphophobie leide. Eine Körperbildstörung, bei der die Betroffenen einen vermeintlichen Makel an ihrem Körper wahrnehmen.

"Mein Idealgewicht ist, wenn sich die Leute Sorgen um mich machen", nimmt Robbie Williams seine Krankheit in einer Zeichnung mit schwarzem Humor auf die Schippe. Doch in seinem Post beschreibt er, wie er sein Leben lang unter Dysmorphophobie gelitten hat. "Ich könnte ein Buch über Selbsthass schreiben, wenn es um mein Körperbild geht", sagt der Star.

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Manchmal wiege er 20 Kilo zu viel, was sein Kopf dann denke, könnten sich die Fans ausmalen – oder auch nicht. Es sei eine Katastrophe. Im Moment sei er zwar sehr dünn, aber sein Kopf sage: "Verdammt toll, Rob, du hast es geschafft, dünn zu werden und jetzt bist du alt. Herzlichen Glückwunsch." Was Dysmorphophobie genau ist, unter welchen Symptomen Betroffene leiden und wie sie behandelt werden kann – ein Überblick:

Was ist Dysmorphophobie?

Bei einer Dysmorphophobie, auch körperdysmorphe Störung genannt, kreisen die Gedanken der Betroffenen ständig um ihr Äußeres. Sie glauben, einen Makel zu haben oder entstellt zu sein, obwohl dies objektiv nicht der Fall ist. Die Betroffenen haben eine verzerrte Wahrnehmung der Realität und beschäftigen sich mehrere Stunden am Tag mit dem empfundenen Makel. Häufig fixieren sich die Betroffenen auf ein bestimmtes Körperteil, das als hässlich empfunden wird. Bei Frauen sind dies häufig Hüfte, Gesicht, Brust oder Beine, bei Männern kreisen die Gedanken oft um zu wenig Muskeln, vermeintlich zu starke Körperbehaarung oder unschöne Genitalien. Betroffene können sich auch einbilden, unter Haarausfall oder Akne zu leiden.

Wahrscheinlich hat jeder einen Körperteil, den er an sich nicht mag, aber das ist nicht vergleichbar mit einer körperdysmorphen Störung. Wer darunter leidet, zieht sich oft aus Scham für das eigene Aussehen von Familie und Freund:innen zurück. Häufig vernachlässigen die Betroffenen auch ihre Arbeit. Aus Sorge, nicht perfekt auszusehen, geben sich Betroffene oft übertriebene Mühe, sich zu stylen, vergleichen sich stark mit anderen oder überprüfen ihr Aussehen ständig im Spiegel. Dysmorphophobie-Betroffene unternehmen viel, um den vermeintlichen Makel zu kaschieren, zu verstecken oder loszuwerden.

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Wie viele Menschen sind von einer körperdysmorpher Störung betroffen?

Eine Dysmorphophobie beginnt meist im Jugendalter; Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. Die Störung tritt bei zwei bis drei Prozent der Bevölkerung auf, heißt es im MSD Diagnostik- und Therapie-Manual.

Welche Symptome treten bei Dysmorphophobie auf?

Die Symptome können sich allmählich entwickeln oder plötzlich auftreten. Auch können sie unterschiedlich stark ausgeprägt sein und chronisch werden, wenn die körperdysmorphe Störung nicht behandelt wird. Viele Menschen mit Dysmorphophobie leiden auch an anderen psychischen Störungen wie Angst- oder Zwangsstörungen.

  • Schamgefühle und Ängste
  • Ständiges Grübeln über das eigene Aussehen und über Makel, die andere Menschen bei Betroffenen nicht sehen
  • zwanghafte Selbstbeobachtung
  • exzessives Sport- und Diätverhalten
  • Sozialer Rückzug und Probleme in der Partnerschaft
  • Übertriebene Informationssuche, um Möglichkeiten zur Verbesserung des eigenen Aussehens zu finden
  • Suche nach medizinischer Hilfe – zum Teil wiederholte Schönheitsoperationen
  • Betroffene glauben, dass andere sich über ihre Makel lustig machen oder sie anstarren
  • Ständige Kontrolle des Spiegelbildes oder Vermeidung des Blicks in den Spiegel
  • Suche nach Bestätigung für den Makel
  • 80 Prozent der Menschen mit einer körperdysmorpher Störung haben im Laufe ihres Lebens Suizidgedanken

Rat und Hilfe

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter (0800) 1110111 und (0800) 1110222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail ist möglich.  Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

Was ist die Ursache einer körperdysmorphen Störung?

Die genaue Ursache der Dysmorphophobie ist noch nicht bekannt. Die Forschung geht von biologischen und soziokulturellen Faktoren aus. Auch das Geschlecht ist ein Punkt – Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. Mobbing in der Kindheit und Jugend kann ebenfalls eine Rolle spielen, wenn die Opfer wiederholt wegen eines vermeintlichen Makels gemobbt wurden. Ebenso sind Missbrauch in der Kindheit, extrem hohe Ansprüche der Eltern an das Aussehen und Bezugspersonen, die sich selbst als hässlich bezeichnen, Faktoren für die Entstehung einer Dysmorphophobie.

Auch Inszenierungen auf Social-Media-Plattformen wie Instagram oder Tiktok können zur Entwicklung der Störung beitragen, da dort häufig unrealistisch dargestellte Körper zu sehen sind. Und Menschen vergleichen sich dann mit diesen Bildern. Vor allem Filter, die Gesichter stark verändern seien problematisch, heißt es bei den Oberbergkliniken.

Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?

Die körperdysmorphe Störung wird im Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-5) der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft den Zwangsstörungen zugeordnet, während die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation die Dysmorphophobie ohne wahnhafte Störungen als Variante der Hypochondrie klassifiziert. Liegt eine wahnhafte körperdysmorphe Störung vor, wird sie den wahnhaften Störungen zugeordnet.

Bis Betroffene die Diagnose erhalten, können oft viele Jahre vergehen, da sie tatsächlich glauben, dass sie hässlich sind und ein körperliches Problem haben. Menschen mit einer körperdysmorphen Störung können aber auch zu viel Angst oder Scham empfinden, um ihre Symptome zu offenbaren. Oder die Betroffenen haben andere psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen, die es schwieriger machen, die körperdysmorphe Störung zu erkennen.

Im Internet werden zahlreiche Tests angeboten, mit denen Betroffene herausfinden können sollen, ob sie an Dysmorphophobie leiden. Solche Tests können eine Diagnose durch einen Psychiater oder Psychotherapeuten nicht ersetzen. Psychiater:innen versuchen sich bei der Diagnose ein umfassendes Bild von den Betroffenen zu machen und befragen sie zu den Symptomen.

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Wie kann Dysmorphophobie behandelt werden?

Je nach Schweregrad der körperdysmorphen Störung, sieht die Behandlung anders aus. Bei einer leichten Form kommt eine kognitive Verhaltenstherapie in Frage. In der Verhaltenstherapie wird nach den Ursachen der Dysmorphophobie geforscht und die Patient:innen lernen, wie sie ihre alten Gewohnheiten und Denkmuster Schritt für Schritt ablegen können. Ziel der Therapie ist es, den Betroffenen eine angemessene Körperwahrnehmung zu vermitteln. Verhaltensmuster wie die übertriebene Kontrolle des eigenen Aussehens im Spiegel können durch eine Therapie abgelegt werden. In schweren Fällen empfehlen Fachleute eine Kombination aus Verhaltenstherapie und der Gabe von Antidepressiva.

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