Engpässe an Kliniken führen zu mehr Angriffen auf Klinikpersonal
Grippe, RS-Virus, Corona und anderes: Viele Menschen sind derzeit krank. Das Gesundheitssystem ist vielerorts überlastet. Das führt immer häufiger zu Übergriffen gegenüber medizinischem Personal in Kliniken.
Aufgrund der Überlastung vor allem von Kinderkliniken kommt es nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zunehmend zu Anfeindungen oder sogar Übergriffen gegen die dort Beschäftigten. „Es häufen sich Fälle von Androhung oder der tatsächlichen Ausübung psychischer und physischer Gewalt gegenüber dem Gesundheitspersonal“, sagte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt der „Rheinischen Post“ vom Samstag.
Aufgrund der Personalknappheit und des Zeitdrucks sei eine gute Einbindung der Eltern oft „nur unzureichend möglich, was wiederum zu Informationsverlusten, der Häufung von Beschwerden und wachsender Anspannung auf allen Seiten führt“, sagte Hasselfeldt. Zugleich müssten Eltern mit kranken Kindern teilweise stundenlang in den Notaufnahmen sitzen oder auch kranke Kinder auf Krankenhausfluren übernachten.
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Kurzfristige Abhilfe zu schaffen sei aber kaum möglich. „Was die knappen personellen und materiellen Ressourcen betrifft, bedarf es einer nachhaltig gesicherten Finanzierung“, forderte die DRK-Präsidentin. Das Pflegefachpersonal müsse dringend entlastet werden.
„Pflegekräfte aus den Erwachsenenstationen können nur bedingt die Engpässe auf den Kinderstationen lindern“
Der Vorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, stufte die Lage an den Kinderkliniken ebenfalls als weiterhin schwierig ein. „Pflegekräfte aus den Erwachsenenstationen können nur bedingt die Engpässe auf den Kinderstationen lindern, da in der Pädiatrie auf ihren Bereich hochspezialisierte Fachkräfte arbeiten“, sagte Gaß der „Rheinischen Post“. Gleichwohl versuchten die Krankenhäuser, solche Umschichtungen zu organisieren.
„Es gibt in vielen Regionen so gut wie keine freien Intensivbetten mehr“, sagte der Intensivmediziner Christian Karagiannidis ebenfalls der „Rheinischen Post“. „Derzeit kämpfen wir gegen sehr breit gefächerte Krankheitsbilder: Grippe, RS-Virus, Corona und andere Atemwegserkrankungen, dazu die üblichen Notfälle“, beschrieb er die dramatische Lage.
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„Der Krankenstand in der Gesellschaft ist aktuell extrem hoch, so etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagte Karagiannidis weiter. Hoffnungen setzt er auf eine Beruhigung während der Feiertage. „Dann ebbt üblicherweise das Aufkommen in den Kliniken ab, die Kapazitäten in den Krankenhäusern steigen wieder“, sagte der Mediziner.
Wunsch nach hiesiger Produktion von Medikamenten
Mit Blick auf die Lieferengpässe bei vielen Medikamenten schlug Karagiannidis eine staatliche Beteiligung vor. „Ich bin dafür, dass der Staat in Kooperation mit hiesigen Pharmaherstellern bestimmte Medikamente auf Vorrat produzieren lässt, damit diese immer in ausreichenden Mengen verfügbar sind“, sagte er. Dies sei zwar teuer, doch habe man schon länger immer wieder mit solchen Engpässen zu kämpfen. Dieses Jahr habe sich dieser Mangel wegen der vielen Infekte nur besonders verschärft.
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