Omikron-Schutz und Nebenwirkungen: Der neue Novavax-Impfstoff im Check

Weil es anders funktioniert als die mRNA-Präparate von Biontech und Moderna, könnte das Vakzin von Novavax auch bisherige Impfskeptiker überzeugen. Ab Montag rechnet das Gesundheitsministerium mit den ersten Auslieferungen. FOCUS Online klärt die wichtigsten Fragen.

Jetzt ist es soweit: Novavax, der Impfstoff, der selbst Skeptiker überzeugt, soll ab Montag ausgeliefert werden. FOCUS Online zeigt, wie es um die Neben- und Schutzwirkung des neuen Vakzins steht – und wann die Impfungen beginnen.

Der Novavax-Impfstoff (Nuvaxovid) wird wie die mRNA-Vakzine in zwei Dosen gespritzt. Dabei wird ein Abstand von etwa drei Wochen empfohlen. Er ist den Studien zufolge mit einem Infektionsschutz von etwa 90 Prozent hochwirksam.

Das Präparat könnte für Impfskeptiker deshalb eine Alternative sein, da es auf einer anderen Technologie beruht als die bisherigen. Novavax ist weder ein mRNA-Impfstoff wie die Präparate von Biontech und Moderna noch ein Vektor-Impfstoff wie die von Astrazeneca und Johnson & Johnson. Es enthält winzige Partikel, die aus einer im Labor hergestellten Version des Spike-Proteins von Sars-CoV-2 bestehen. Sie sollen dafür sorgen, dass der Körper selbst die Produktion von Antikörpern und T-Zellen gegen das Virus ankurbelt.

Allerdings reagiert das Immunsystem auf den Protein-Impfstoff allein nicht so stark wie auf die bislang zugelassenen Vakzine. Aus diesem Grund wird Protein-Impfstoffen ein Adjuvans zugesetzt. Dabei handelt es sich um einen Wirkverstärker. dpa

Zur klinischen Wirksamkeit gegen die Omikron-Variante können laut der Ständigen Impfkommission noch keine Aussagen getroffen werden. Auch Virologe Friedemann Weber sagte FOCUS Online: „Ich glaube nicht, dass man dazu schon viel weiß.“ Dafür seien das Virus und die Impfung zu frisch und die Impfung noch nicht weit genug verbreitet. Der Virologe geht aber davon aus, dass das gleiche gelte, wie bei den mRNA-Impfstoffen. Und zwar: „Wenn ihre Impfung noch nicht lange her ist, dann sind sie auch bei Omikron ein Stück weit vor der Infektion geschützt.“ Zwar seien die Antikörper, die Menschen auf der Schleimhaut haben, nur recht kurzlebig. Irgendwann seien diese auf einem so niedrigen Niveau, dass das Virus dort infizieren kann, sagt der Virologe. „Was sie aber immer noch haben, sind Antikörper in der Blutbahn und die T-Zellen, die vor einer schweren Erkrankung schützen.“

Schützt Novavax vor Omikron? Virologe sagt, was wir zur Wirksamkeit wissen

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Novavax wirkt damit zwar mit dem gleichen Mechanismus wie klassische Totimpfstoffe. Ein Totimpfstoff ist es im engsten Sinn jedoch nicht. Denn: Klassische Totimpfstoffen enthalten abgetötete Virenbestandteile des tatsächlichen Virus. Im Falle von Novavax stammt das Virus, das in den Körper gespritzt wird, hingegen aus dem Labor.

Damit unterscheidet sich Novavax also von seit Jahrzehnten verwendeten Totimpfstoffen gegen Hepatitis, Polio, Tetanus oder Grippe. In beiden Fällen ist allerdings sichergestellt, dass die Bestandteile zuvor inaktiviert wurden und sich damit nicht im Körper vermehren können.

Der Novavax-Impfstoff ist in Europa bislang nur für Erwachsene zugelassen. Sie können sich damit impfen lassen – allerdings in manchen Bundesländern nur unter bestimmten Voraussetzungen. So ist der Novavax-Impfstoff etwa in Sachsen-Anhalt zunächst ungeimpften Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegebereich vorbehalten. Auch in Baden-Württemberg, Thüringen und Brandenburg wird Gesundheitspersonal bei der Novavax-Impfung vorgezogen.

Womöglich wird die Zulassung aber bald erweitert. Der Hersteller erkläre bereits, er habe sein Vakzin zudem erfolgreich bei Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren getestet. Die Wirksamkeit des Mittels liege nach den Ergebnissen einer Phase-3-Studie bei 82 Prozent, teilte der Hersteller am Freitag mit. An der Studie nahmen rund 2247 Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren in den USA teil – allerdings zu einer Zeit, als die Delta-Variante des Virus noch vorherrschend war, nicht die Omikron-Variante. Die Impfung sei gut vertragen worden, hieß es. Eine Zulassung für Jugendliche ist bislang aber nicht erfolgt.

Impfreaktionen und Nebenwirkungen können grundsätzlich bei allen Impfungen, wie auch Corona-Impfungen, unabhängig vom Krankheitserreger oder Impfstoff auftreten. Das betont das Bundesgesundheitsministerium (BMG). Bei Nuvaxovid können demnach nach der Impfung Impfreaktionen wie

  • Schmerzen an der Einstichstelle
  • Kopf- sowie Muskel- und Gelenkschmerzen oder
  • Müdigkeit auftreten.

„Diese Impfreaktionen klingen in der Regel nach wenigen Tagen wieder ab und stellen in der Regel keinen Anlass zur Sorge dar“, betont das BMG. Auch gebe es in der Zulassungsstudie keine Hinweise darauf, dass es durch die Impfung mit Nuvaxovid zu schweren Nebenwirkungen kommen kann. An der Studie nahmen allerdings insgesamt zu wenig Menschen teil, um seltene schwere Nebenwirkungen feststellen zu können. Deshalb werde der Impfstoff auch nach der Zulassung weiter „genauestens von den internationalen Sicherheitsbehörden überwacht“. Hinweise auf bislang unbekannte, sehr seltene mögliche Nebenwirkungen würden fortlaufend beobachtet und ausgewertet, um im Bedarfsfall sofort reagieren zu können.

Bei bekannten Unverträglichkeiten oder Allergien gegen Inhaltsstoffe des Novavax-Impfstoffes oder einer schweren allergischen Reaktion auf die erste Impfung sollten Sie allerdings auf eine (weitere) Impfung verzichten.

Dass ab heute die Auslieferungen mit dem Vakzin beginnen, bedeutet nicht, dass es deutschlandweit auch ab heute verimpft werden kann. So gab etwa Hamburg bekannt, es sei weiterhin unklar, wann genau die erste Lieferung des US-Herstellers in Hamburg eintreffe. Aus diesem Grund könnten sich die Einwohner dort wohl doch erst ab Anfang März impfen lassen.

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte am Freitag betont, wann das Vakzin zum Einsatz komme, sei Sache der Länder. Neben Hamburg haben weitere Länder Impfungen ab der ersten Märzwoche angekündigt. Etwa können sich Impfwillige in Niedersachsen, Bremen und Baden-Württemberg auf Wartelisten für das Novavax-Vakzin setzen lassen. In einzelnen Landkreisen ist eine Impfung demnach noch in diesem Monat möglich.
 

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