Schwedische Corona-Studie: An Schulen erkrankten vorwiegend Lehrkräfte – Heilpraxis
Studie: Schulbetrieb hat nur geringen Einfluss auf die Pandemie
Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern blieben in Schweden die Schulen mit Ausnahme der Oberstufe offen. Ein schwedisches Forschungsteam untersuchte nun, wie sich die offenen Schulen auf die Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 ausgewirkt hat. Dabei stellte sich heraus, dass vor allem Lehrkräfte einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind.
Forschende der Universität von Uppsala (Schweden) zeigten, dass im Frühjahr 2020 schwedische Lehrkräfte im Präsenzunterricht rund doppelt so häufig an COVID-19 erkrankten wie Lehrkräfte, die ihre Schülerinnen und Schüler online unterrichteten. Auch bei den Lebenspartnerinnen und -partnern der Lehrkräfte im Präsenzunterricht wurden 30 Prozent mehr Krankheitsfälle als in der Vergleichsgruppe registriert. Die Ergebnisse wurden in den renommierten Fachjournal „PNAS“ vorgestellt.
Schwedens Sonderweg ermöglicht reale Forschungsbedingungen
Die meisten Länder schlossen als Eindämmungsmaßnahme der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 die Schulen. Die Wirksamkeit dieses Effektes konnte bislang nur durch Modelle berechnet werden. In Schweden blieben die Schulen jedoch mit Ausnahme der Oberstufe geöffnet, wodurch das Forschungsteam die Möglichkeit hatte, die Auswirkungen an realen Gegebenheiten zu überprüfen.
Auswirkungen auf das Infektionsrisiko
Eltern, deren Kinder das letzte Jahr der Sekundarstufe I besuchten und somit am Präsenzunterricht teilnahmen, erkrankten der Studie zufolge 17 Prozent häufiger an COVID-19 als Eltern, deren Kinder das erste Jahr der Sekundarstufe II besuchten und somit online unterrichtet wurden.
Schwedische Lehrkräfte hatten doppelt so häufig COVID-19
Lehrerinnen und Lehrer im Präsenzunterricht hingegen infizierten sich laut der aktuellen Studie doppelt so häufig mit dem Coronavirus wie Lehrkräfte im Online-Unterricht. Auch die Infektionsrate bei deren Lebensgefährtinnen und -gefährten lag 30 Prozent höher als in der Vergleichsgruppe. Die Studie verglich zudem 124 Berufe hinsichtlich des SARS-CoV-2-Infektionsrisikos. Demnach waren Lehrerinnen und Lehrer der Mittelstufe in Schweden auf Platz 7 in der Liste mit der höchsten Ansteckungsgefahr durch den Beruf.
Schülerinnen und Schüler kaum betroffen
Darüber hinaus zeigt die Studie erneut, dass Kinder und Jugendliche größtenteils von schweren COVID-19-Verläufen verschont bleiben. Das Forschungsteam berichtet, dass es bis Ende Juni 2020 unter den 1,23 Millionen schulpflichtigen Schülerinnen und Schülern im Präsenzunterricht nur 94 schwere COVID-19-Fälle gab. Unter den 339.000 Schülerinnen und Schülern der Oberstufe wurden weitere 84 schwere Fälle registriert. Todesfälle gab es in beiden Gruppen keine.
Studie plädiert für geöffnete Schulen
Insgesamt vertritt das Forschungsteam die Meinung, dass die geöffneten Schulen nur einen verhältnismäßig kleinen Einfluss auf das gesamte Infektionsgeschehen gehabt haben. Bis Ende Juni 2020 wurden 79 von 39.500 Lehrerinnen und Lehrer der Mittelstufe wegen COVID-19 in einem Krankenhaus behandelt. Eine Lehrkraft verstarb. Unter den 450.000 Elternteilen der Mittelstufe-Schülerinnen und Schülern hätten laut Studie rund 500 SARS-CoV-2-Infektionen verhindert werden können, wenn die Kinder zu Hause geblieben wären.
Besserer Schutz für Lehrkräfte
Unter Verweis auf die kostspieligen Folgen der Schulschließungen und die potenziellen langfristig nachteiligen Auswirkungen für die Schülerinnen und Schüler raten die Forschenden zu einem fortlaufenden Betrieb der Schulen. Hinsichtlich des erhöhten Risikos für Lehrkräfte müssten dabei jedoch bessere Schutzmaßnahmen in Erwägung gezogen werden. (vb)
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