COVID-19: Neuartiger Therapieansatz – Heilpraxis
COVID-19: Studie mit zielgerichteter Therapie
Auch wenn hierzulande bald mit den Impfungen gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 gestartet wird, richten sich Hoffnungen weiterhin darauf, dass es auch gelingt, die durch den Erreger ausgelöste Erkrankung COVID-19 besser behandeln zu können. In Österreich startete nun eine Studie zur Therapie von Corona-Erkrankten.
Trotz intensiver Forschung in zahlreichen wissenschaftlichen Instituten weltweit gibt es noch immer keine wirksame Therapie gegen die durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöste Erkrankung COVID-19. Doch in Österreich hat nun eine Studie begonnen, die einen neuartigen Ansatz in der Behandlung von COVID-19 untersucht.
Klinische Phase II Studie
Laut einer aktuellen Mitteilung hat an der Medizinischen Universität (MedUni) Wien im Rahmen der „Austrian CoronaVirus Adaptive Clinical Trial (ACOVACT)“ eine klinische Phase II Studie zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit COVID-19 begonnen.
Die Studie wird als akademisch-industrielle Zusammenarbeit (Investigator Initiated Trial) mit der Apogenix AG, einem Biotech-Unternehmen aus Heidelberg, dessen wissenschaftlichem Berater Prof. Dr. Henning Walczak und seinen Teams von der Universität zu Köln sowie dem University College London (UCL) durchgeführt.
Behandlung mit einem Immuntherapeutikum
Im Rahmen der ACOVACT werden nun Patientinnen und Patienten mit schwerem bis kritischem COVID-19-Krankheitsverlauf mit einem Immuntherapeutikum von Apogenix, dem Fas-Liganden-Blocker Asunercept, behandelt.
Den Angaben zufolge ist ACOVACT eine offene, von der MedUni Wien gesponserte und wissenschaftlich initiierte, randomisierte, kontrollierte, multizentrische klinische Studie. Im Rahmen dieser Studie werden unterschiedliche Behandlungen für COVID-19 verglichen.
Die Teilstudie von ACOVACT wurde von Henning Walczak, Michael Bergmann sowie Apogenix initiiert. Prof. Dr. Walczak erforscht am Exzellenzcluster für Alternsforschung CECAD in Köln und am UCL Cancer Institute in London die Zusammenhänge von Zelltod und Inflammation bei Entzündungserkrankungen und Krebs.
Er ist Alexander von Humboldt-Professor für Biochemie an der Universität zu Köln sowie Professor für Tumorbiologie am UCL Cancer Institute. Und er ist Mitgründer und wissenschaftlicher Berater der Apogenix AG, wie die Universität zu Köln in einer Mitteilung erklärt.
Bergmann ist Chirurg an der MedUni Wien, er erforscht den Einsatz onkolytischer Viren zur Immuntherapie von Krebs. Apogenix entwickelt innovative immuntherapeutische Wirkstoffe zur Behandlung von Krebs sowie Viruserkrankungen wie COVID-19.
Überaktivität sogenannter Todesliganden
Laut der Mitteilung basiert die Studie auf einem wissenschaftlichen Konzept, das gemeinsam von Walczak, Bergmann und Apogenix entwickelt wurde.
Aus eigenen Beobachtungen in Verbindung mit veröffentlichten Ergebnissen anderer Forscherinnen und Forscher konnten sie schließen, dass Gewebezerstörung und Lungenversagen bei Patientinnen und Patienten mit schwerem COVID-19 tatsächlich vielmehr die Folge der Überaktivität sogenannter Todesliganden, als der Virusinfektion selbst sein könnten.
Den Angaben zufolge sind Todesliganden Proteine, die unsere eigenen Körperzellen normalerweise im Zuge der Immunabwehr produzieren. Das jetzt eingesetzte Immuntherapeutikum fängt den Todesliganden Fas-Ligand ab, der auch als CD95-Ligand bekannt ist.
„Eine SARS-CoV-2-Infektion löst eine Überreaktion unseres Immunsystems aus, die unter anderem zur Überproduktion des Fas-Liganden führt. Der Fas-Ligand kann dann auch gesunde, nicht infizierte Zellen in der Lunge von COVID-19-Patienten töten und so das Organ schädigen“, erläutert Walczak.
Völlig neuartiges Konzept
„Das Konzept der Verhinderung von Zelltod in der Behandlung von Covid-19 ist völlig neuartig. Wir sind sehr gespannt auf das Ergebnis dieser klinischen Studie“, so Bergmann. Die Suche nach wirksamen Behandlungsmethoden für COVID-19 konzentrierte sich bisher vor allem auf Medikamente, die darauf abzielen, entweder das Virus selbst oder die Auswirkungen des Zytokinsturms zu neutralisieren.
„Bis die Ärzte die Patienten zu Gesicht bekommen, ist die Viruslast in der Regel jedoch bereits deutlich gesunken, und der systemische Zytokinsturm erwies sich bei COVID-19-Patienten im Vergleich zu Krankheiten wie dem septischen Schock als recht gering“, erklärt Bergmann.
„Die Blockade des Fas-Liganden bietet die Chance, die Ursache der schweren Covid-19-Erkrankung zu beheben. Indem wir den Zelltod blockieren, der sozusagen das Feuer der Entzündung in der Lunge dieser Patienten entfacht und weiter speist, entziehen wir diesem Feuer den Treibstoff“, sagt Christian Schörgenhofer, der gemeinsam mit Bernd Jilma (beide Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie der MedUni Wien) die Studie koordiniert.
„Wir hoffen, mit unserem Wirkstoff dazu beitragen zu können, die Behandlung von schweren COVID-19-Erkrankungen zu verbessern, und sehen darüber hinaus auch das therapeutische Potential einer solchen Behandlung bei anderen Viruserkrankungen wie z.B. Influenza“, so Thomas Höger, Chief Executive Officer von Apogenix.
Den Angaben zufolge ergänzt diese Studie der Phase II eine weitere, eigenständige klinische Phase II Studie von Apogenix mit dem gleichen Wirkstoff bei Patientinnen und Patienten mit schwerem COVID-19 in Spanien und Russland. (ad)
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