Viele EU-Bürger haben Impf-Wissenslücken
Die EU-Kommission fordert eine bessere Aufklärung über Impfungen, nachdem eine Bürgerbefragung große Wissenslücken aufgezeigt hat. Zwar hielten 85 Prozent der EU-Einwohner Impfungen für wirksam, um ansteckende Krankheiten zu verhindern. 48 Prozent glaubten jedoch fälschlicherweise, dass die Behandlungen häufig zu schweren Nebenwirkungen führen.
38 Prozent waren außerdem der Ansicht, dass Impfungen die Krankheiten auslösen können, gegen die sie schützen sollen. Zwar enthalten einige sehr wenige Impfstoffe auch heute noch abgeschwächte, lebende Erreger. Diese können laut Robert Koch-Institut zwar krankheitsähnliche Beschwerden hervorrufen. Eine voll ausgeprägte Erkrankung entwickele sich aber praktisch nie.
„Unsere Bürger wissen nicht genug“, erklärte Vize-Kommissionspräsident Jyrki Katainen. Die EU müsste sich gegen Falschinformationen über Impfungen wehren.
„Zwang ist nicht die einzige Lösung“
Für die Eurobarometer-Erhebung wurden im März europaweit mehr als 27.500 Menschen befragt. In Deutschland nahmen 46 Prozent der Teilnehmer an, dass Impfungen häufig schwere Nebenwirkungen haben. 42 Prozent waren der Ansicht, dass sie die Krankheiten verursachen können, auf die sie zugeschnitten sind.
Katainen zufolge sind im vergangenen Jahr in Europa 35 Menschen an den Folgen einer Masern-Infektion gestorben. Zwischen 2016 und 2017 hat sich die Zahl der Todesfälle verdreifacht. In der Erhebung wussten in Deutschland immerhin 52 Prozent der Befragten, dass Masern Todesfälle in der EU verursachen – deutlich mehr als im EU-Durchschnitt (37 Prozent). In Spanien stimmten sogar nur neun Prozent der Befragten dieser Aussage zu.
Eine Impfpflicht ist aus Sicht der EU-Kommission dennoch kein Allheilmittel zur Eindämmung der Masern und anderer Infektionskrankheiten. „Zwang ist nicht die einzige Lösung“, sagte Katainen. „Es kann in einigen Ländern funktionieren, aber andere Organisationsformen des Impfens scheinen genauso wirksam zu sein.“
Es liege allein im Ermessen der EU-Staaten, wie sie vorgehen, erklärte der finnische Kommissar. Viel hänge davon ab, wie gut das Gesundheitssystem funktioniere und wie gut die Bürger informiert seien.
Angesichts des verstärkten Auftretens der Masern wird auch in Deutschland immer stärker über eine Impfpflicht diskutiert. Nach Brandenburg bemüht sich derzeit Nordrhein-Westfalen, Masernimpfungen für Kindergartenkinder verpflichtend zu machen. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) lässt derzeit prüfen, wie eine bundesweite Impfpflicht umgesetzt werden könnte.
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