Sechs Fragen an den Urologen, die Männern peinlich sind
Die Lust auf Sex hat sich verabschiedet, die Erektion schwächelt oder die Hoden schmerzen beim Sport? Gesundheit kann ein heikles Thema sein – und bei vielen Beschwerden warten Männer lange, bis sie einen Arzt um Rat fragen. Privatdozent Dr. Tobias Jäger gibt hier Antworten auf sechs häufige Fragen, die Männer beim Arzt nicht gerne stellen:
„Meine Vorhaut lässt sich nicht zurückziehen.“
Das klingt nach einer Vorhautverengung, auch Phimose genannt. Sie ist entweder angeboren oder aber im Lauf des Lebens entstanden, oft durch Entzündungen. „Durch Entzündungen bilden sich Narben auf der Vorhaut, die das Gewebe verkürzen“, sagt Privatdozent Dr. Tobias Jäger. Er ist Urologe und Androloge und Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit. Wenn eine Vorhautverengung plötzlich auftritt, sollte man auf jeden Fall zum Arzt gehen, da dies auch ein Zeichen für Diabetes sein kann. Auch in allen anderen Fällen ist ein Besuch beim Arzt sinnvoll. „Oft lässt sich die Verengung mit einer Cortison-Salbe behandeln“, sagt der Experte. Reicht dies nicht aus, sollte man über eine Beschneidung nachdenken. (Mehr zum Thema Beschneidung lesen Sie hier.)
„Beim Sport schmerzen meine Hoden.“
Das ist gar nicht so selten – die Ursache liegt aber meistens an einer anderen Stelle. „Mit solchen Beschwerden sollte man seinen Rücken untersuchen lassen“, rät Jäger. Oft strahlen Schmerzen in den Genitalbereich aus, die eigentlich von der Lendenwirbelsäule stammen. Sie verstärken sich nicht selten bei Bewegung. Wichtig ist, solche Beschwerden medizinisch abklären zu lassen, um sicherzugehen, dass die Wirbelsäule wirklich die Ursache ist. Falls tatsächlich Probleme mit der Wirbelsäule zu den Schmerzen führen, ist es ebenfalls sinnvoll, sich bei einem Arzt vorzustellen, bevor es durch Fehlbelastungen oder Blockade zu Schäden in diesem Bereich kommt.
„Meine Erektion hört nicht mehr auf.“
„Damit sollten Sie zum Arzt gehen – und zwar schnell“, rät Jäger. Ärzte sprechen von einer Dauererektion, wenn der Penis länger als zwei Stunden lang steif bleibt. Dies wird auch als Priapismus bezeichnet. Das Problem dabei: Das Blut, das der Körper für die Erektion in den Penis gepumpt hat, fließt nicht mehr ab. „Das kann zu schweren Schäden führen“, sagt der Androloge. „Eine Dauererektion muss unbedingt innerhalb der ersten sechs Stunden behandelt werden.“ Im schlimmsten Fall kann ansonsten das Gewebe absterben und es kann in der Folge zu Erektionsstörungen kommen. Ein Arzt wird den Penis untersuchen, Blut abnehmen und Medikamente geben. „Falls das nicht ausreicht, wird das Blut mit einer Spritze abgepumpt“, sagt der Experte. Übrigens: Eine Dauererektion kann sich bei jedem Mann entwickeln: „In rund 60 Prozent der Fälle lässt sich dafür keine Ursache feststellen.“
„Ich habe Schwierigkeiten, eine Erektion zu bekommen.“
Damit sind Sie nicht allein: Viele Männer leiden hin und wieder unter Erektionsstörungen. „Häufige Ursachen dafür sind Stress, Übergewicht und zu wenig Bewegung“, sagt der Urologe. Auch Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen können dazu führen, dass die Erektionsfähigkeit schwächelt. Auch deshalb ist es sinnvoll, solche Schwierigkeiten medizinisch abklären zu lassen.
„In vielen Fällen hilft schon mehr Bewegung“, sagt Jäger. Von einer Störung sprechen Ärzte übrigens erst dann, wenn es innerhalb von drei Monaten bei jedem zweiten Geschlechtsverkehr Probleme mit der Erektion gibt. Falls mehr Sport nicht ausreicht, gibt es auch Hilfsmittel wie Penispumpen oder Medikamente mit dem Wirkstoff Sildenafil. Wichtig: Solche Medikamente sollte unbedingt ein Arzt verschreiben. Wer sie über das Internet auf dem Schwarzmarkt bestellt, hat keinerlei Sicherheit bei der Frage, welcher Wirkstoff darin tatsächlich enthalten ist. Auch die Dosierung schwankt bei solchen Produkten oft erheblich, zudem sind nicht selten zusätzliche Wirkstoffe zugesetzt, die nicht deklariert sind. Das kann gefährlich sein.
„Meine Frau wird einfach nicht schwanger.“
Bei diesem Thema gilt: Sich bloß nicht verrückt machen lassen. Bei einigen Paaren dauert es, bis sich eine Schwangerschaft entwickelt. „Nur 70 Prozent der Paare werden im ersten Jahr schwanger“, sagt der Experte. Diese Zeit sollte man sich geben – und im Idealfall gar nicht so sehr darüber nachdenken, ob es diesmal wohl funktioniert haben könnte. Hat ein Paar allerdings ein Jahr lang vergeblich versucht, ein Kind zu zeugen, bieten sich weitere Untersuchungen bei Mann und Frau an. Bei Männern werden dazu beispielsweise das Sperma und die Hoden untersucht. Wenn die Ursache beim Mann liegt, lässt sie sich in vielen Fällen behandeln. „Ist die eingeschränkte Fruchtbarkeit hormonell bedingt, können Medikamente dabei helfen, die Zahl der Spermien zu erhöhen“, sagt Jäger. Falls Schäden am Hoden die Ursache sind, ist es oft auch möglich, Spermien zu entnehmen und eine künstliche Befruchtung durchzuführen.
„Ich habe keine Lust mehr auf Sex.“
Mit den Jahren lässt der Sexualtrieb oft etwas nach. Gesteuert wird er unter anderem durch das Hormon Testosteron – und dessen Produktion sinkt etwa ab dem 40. Lebensjahr. Damit nimmt auch die Lust ab. Hilfreich ist in solchen Fällen, bei einem Arzt einen Bluttest zu machen, um den Testosteronspiegel zu bestimmen. Er wird auch andere Erkrankungen ausschließen, die eine Ursache für die Unlust sein könnten. Liegt tatsächlich ein Testosteronmangel vor, lässt sich dieser gut behandeln, beispielsweise mit Salben oder Spritzen.
Dieser Artikel wurde verfasst von Maria Berentzen
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