Jeder 3. von Gürtelrose betroffen: Diese Symptome müssen Sie ernst nehmen

Ein einziger Erreger, zwei Krankheiten: Varizella-Zoster-Viren lösen zuerst Windpocken aus, später Gürtelrose. Dazwischen schlummern sie in den Nerven. Beim Virenausbruch kann es zu irreversiblen Schäden kommen, zu massiven Schmerzen. Mehr über Symptome, Behandlung und die Impfung.

Betroffene fühlen sich plötzlich wie ausgelaugt und ständig müde, haben möglicherweise Fieber und Kopfschmerzen. Rund zwei Tage später kribbelt die Haut in einem bestimmten Bereich, etwa am Bauch, Rücken oder der Stirn. Das betroffene Hautareal rötet sich leicht, es entstehen kleine Erhebungen, aus denen sich wiederum nach einigen Stunden Bläschen bilden. Innerhalb der nächsten Tage können sie aufplatzen, trocknen später ab und verkrusten. Im betroffene Hautbereich kommt es zu brennenden Schmerzen und Berührungsempfindlichkeit.

Typische Symptome von Zoster

Die beschriebenen Anzeichen sind nicht die Begleiterscheinungen eines harmlosen Ausschlags, wie das auf den ersten Blick erscheinen mag. Es handelt sich um die Symptome von Herpes Zoster. Dabei verläuft die Krankheit bei den meisten Betroffenen relativ milde, einige bemerken die Bläschen, etwa auf dem Rücken, gar nicht. Doch bei rund 20 Prozent der Betroffenen kommt es zu Komplikationen und teils bleibenden Schäden.

Weil die Hauterscheinungen einseitig meistens Rumpf und Körpermitte betreffen, streifenförmig auftreten und deshalb an einen Gürtel erinnern, wird die Infektion auch Gürtelrose genannt.

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Ursachen von Gürtelrose sind Windpocken-Viren

Zoster ist eine sehr häufige Viruserkrankung, rund jeder dritte kann davon ausgehen, einmal in seinem Leben Gürtelrose zu bekommen. In Deutschland sind mehr als 300.000 Menschen jährlich betroffen. Auslöser sind die gleichen Viren, die Windpocken verursachen.

Das sind Varizella-Zoster-Viren (VZV oder Herpes-Virus-3), ein spezieller Stamm der Herpesviren. Wie es typisch für diese Virenfamilie ist, können auch die VZV nach einer Erstinfektion im Körper unbemerkt verbleiben und später unter bestimmten Umständen von selbst wieder aufwachen und aktiv werden.

Gürtelrose ist nur in speziellen Fällen ansteckend

Die Voraussetzung dafür, überhaupt Zoster zu bekommen, ist also immer eine überstandene Windpockeninfektion. Direkte Ansteckung, wie bei den meisten anderen Infektionskrankheiten, ist nicht möglich. Ausnahme: Der Gesunde hatte noch keine Windpocken. Dann kann er sich durch das Sekret aus den Bläschen des Gürtelrose-Patienten mit dem VZV infizieren und bekommt Windpocken. Der Erstkontakt mit den Viren führt also zuerst zu Windpocken. Die Zweitmanifestation ist dann die Gürtelrose. Sie ist demnach keine Neuinfektion, sondern ein Rezidiv.

Die Viren verschwinden nach den Windpocken nicht aus dem Körper, sondern ziehen sich in Nervenknoten (Ganglien) der Hirnnerven und des Rückenmarks zurück. Dort schlummern sie und werden vom Immunsystem in Schach gehalten.

Warum Windpocken-Viren wieder erwachen – Risikofaktoren für Zoster

Sind die Abwehrkräfte nicht ganz so gut aufgestellt, werden die Viren reaktiviert. Alle Faktoren, die das Immunsystem schwächen, können deshalb bei Menschen, die bereits Windpocken hatten, auch eine Gürtelrose begünstigen, etwa:

  • Stress
  • Infektionen
  • Immunsuppression, etwa bei Krebs-, HIV-Patienten oder Transplantierten
  • Alter

Zoster-Risiko steigt schon ab 40 Jahren

Dabei trifft für die meisten Betroffenen als Risikofaktor das Alter zu. Doch bereits die Gruppe der 40-bis 50-Jährigen ist gefährdet. Dabei spielt nicht nur eine mögliche leichte Abwehrschwäche ab etwa der Mitte des Lebens eine Rolle. Was darüber hinaus die Anfälligkeit für Gürtelrose erklärt: Fast jeder aus dieser Altersgruppe hat als Kind die Windpocken durchgemacht, die Erstinfektion hat also stattgefunden.

Denn die Windpockenimpfung gab es damals noch nicht, sie steht erst seit Beginn der 2000er-Jahre zur Verfügung. Inzwischen ist bekannt, dass die Windpockenimpfung das Risiko, später an Herpes Zoster zu erkranken, um beinahe 80 Prozent senkt. Das zeigen Studien.

Viren wandern die Nerven entlang

Doch wie entwickelt sich aus den reaktivierten Viren eine Gürtelrose? Die Erreger wandern von dem Nervenknoten, in dem sie schliefen, entlang des dort weiterführenden sensorischen Nervs an die Hautoberfläche. Deshalb ist bei Gürtelrose meist ein bestimmtes streifenförmiges Hautareal betroffen. Es spiegelt teilweise den Verlauf des betroffenen Nervs wider. Damit breitet sich der Ausschlag auf dem von diesem Nerv versorgtem Hautbereich (Dermatom) mit der typischen Bläschenbildung aus. 

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So gefährlich kann Gürtelrose sein – monatelang massive Schmerzen durch Post-Zoster-Neuralgie

Brennende und stechende Schmerzen sind typisch für Gürtelrose. Sie entstehen, weil die Viren den Nerv schädigen, den sie benutzen. In der Regel sind diese Schmerzen rund drei Wochen nach Beginn der Infektion wieder abgeklungen. Bei einem Teil der Patienten bleiben sie jedoch länger. Sind das mehr als drei Monate oder branden die Schmerzen immer wieder auf, spricht der Arzt von einer Post-Zoster-Neuralgie (PZN).

Je älter der Patient ist, desto höher ist das Risiko dieser ernsten Folge. Unter Senioren beträgt diese Komplikationsrate mehr als 20 Prozent, bei 50-Jährigen bereits zwölf Prozent. Die Post-Zoster-Neuralgie ist also die häufigste Komplikation der Gürtelrose.

Diese neuropathischen Schmerzen können massiv und schwer zu dämpfen sein. Das belastet auch die Psyche. Opioidhaltige Medikamente, transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) sowie Antidepressiva können die Leiden mildern. Daneben haben sich auch manchmal Antiepileptika bewährt, weil sie neben anderen Effekten auch die Schmerzweiterleitung zum Gehirn bremsen können.

Eine weitere Option sind lokale Therapien mit Pflastern, die das Lokalanästhetikum Lidocain enthalten oder Capsaicin aus Chili. Neurologe und Schmerzspezialist sind die Ansprechpartner bei einer Post-Zoster-Neuralgie.

  • Lesen Sie mehr zum Thema: Ständige Impfkommission empfiehlt Gürtelrose-Impfung

Zoster ophthalmicus – wenn Zoster auf das Auge geht

In etwa 20 Prozent der Erkrankungen können die Viren auch den Kopf befallen, der Ausschlag zeigt sich also auf der behaarte Kopfhaut , aber auch im Gesicht. Dabei ist eine sehr ernste, aber dafür weitaus seltenere Ausprägung möglich: der Befall eines Augennervs, also Zoster ophthalmicus.

Die Viren haben sich dann an dem Ast des Trigeminusnervs ausgebreitet, der das Auge versorgt. Damit können die Viren innere Strukturen des Auges befallen. Auf der Stirn beginnend bilden sich die Bläschen, die bei Befall des Augennervs bis zur Nasenwurzel oder der Nasenspitze reichen können. Auch die Lider können befallen sein. Tritt Zoster im Stirnbereich auf, sind in drei Viertel der Fälle auch die Augen betroffen.

Zoster am Auge führt nicht nur zu massiven Augenschmerzen und Lichtempfindlichkeit. Hornhautentzündung (Keratitis) und eine Entzündung des mittleren Augenbereichs (Uveitis) sind außerdem möglich. Entstehen dabei Narben, kann die Sehkraft bleibend eingeschränkt sein, manchmal droht sogar Erblindung auf dem betroffenen Auge.

Zoster oticus – Gürtelrose kann zu Hörverlust führen

Befallen die Viren bestimmte Hirnnerven, können sich die Erreger bis zum Ohr ausbreiten. Das Ohr wird rot, es bilden sich Bläschen im Ohr und der Ohrmuschel. Zu den starken Ohrenschmerzen kommen Schwindel, manchmal Hörminderung oder sogar Hörverlust, der in einigen Fällen bleibend sein kann.

Bei zwei Dritteln der Patienten mit Zoster oticus breitet sich das Virus zusätzlich auf den Gesichtsnerv aus, was eine Gesichtslähmung nach sich ziehen kann.

Allerdings ist Zoster oticus sehr selten, wie auch Zoster genitalis, der sich im Genitalbereich manifestiert. Weitere, sehr ernste Gürtelrose-Ausprägungen mit gefährlichen Komplikationen sind etwa Rückenmarksentzündung (Zoster-Myelitis) und Hirnhautentzündung (Zoster-Menigitis).

Zoster begünstigt Herzinfarkt und Schlaganfall

Gürtelrose birgt jedoch nicht nur die Risiken dieser direkten Folgen der Erkrankung. Es scheint auch indirekte zu geben, wie Studien andeuten. So analysierten Wissenschaftler die Gesundheitsdaten von mehr als 40.000 Krankenversicherten und verglichen dabei, ob nach einer Zoster-Infektion bestimmte andere Krankheiten häufiger auftreten als normalerweise.

Das Ergebnis: Bis zu sechs Monaten nach der Gürtelrose verdoppelte sich das Risiko für Schlaganfall, das für Herzinfarkt lag knapp darunter.

Die Gründe dafür wurden noch nicht untersucht. Vielleicht können sich durch die Entzündungsreaktion bei Herpes Zoster im Anschluss leichter Blutgerinnsel, also Thromben bilden.

Diagnose von Zoster, meist reicht ein Blick

Vor dem Hintergrund dieser ernsthaften Komplikationen von Zoster wird umso deutlicher, wie wichtig rasche Diagnose und entsprechende Therapie sind. Das ist unbedingt nötig bei Zoster im Bereich des Kopfes, weil sonst Seh- oder Hörverlust drohen können. Nur die entsprechende Behandlung kann diese Risiken minimieren, dabei auch, dass eine Post-Herpes-Neuralgie entsteht, die für Monate oder sogar Jahre bleibt.

Sie sollten also bereits bei den ersten möglichen Anzeichen von Zoster einen Arzt aufsuchen, Ansprechpartner ist der Hausarzt. Müdigkeit, eine Hautstelle die kribbelt und berührungsempfindlich ist, auf der sich womöglich bereits kleine Pusteln bilden, sollen sofort abgeklärt werden.

Die Diagnose ist denkbar einfach. Wegen der typischen Form der befallenen Hautregion, ihrer Lokalisation und den Hautveränderungen erkennen Ärzte meist auf den ersten Blick, dass es sich um Zoster handelt, können dabei auch Rückschlüsse auf den Nerv ziehen, der von den Varizellen befallen ist.

Nur im Zweifelsfall, um etwa eine Kontaktallergie auszuschließen, kann ein Bluttest Klarheit bringen und dabei sogar unterscheiden, ob es sich um eine Erstinfektion, also Windpocken handelt (viele Menschen wissen nicht, ob sie als Kind die Windpocken hatten oder nicht), oder die Zweiterkrankung durch die Viren, also Herpes Zoster.

Therapie bei Gürtelrose – so rasch wie möglich

Antivirale Medikamente, als Tabletten eingenommen, verhindern, dass sich die Viren weiter vermehren. In der Folge werden die Erreger weniger und wieder inaktiv. Die Virustatika, etwa mit dem Wirkstoff

  • Aciclovir,
  • Famciclovir,
  • Brivudin oder
  • Valaciclovir

müssen genau nach Vorschrift sieben Tage lang eingenommen werden.

Am besten wirken sie, wenn die Einnahme innerhalb der ersten 72 Stunden nach Beginn der Hautveränderung beginnt. Dieses Zeitfenster zeigt zusätzlich, wie wichtig rechtzeitige Abklärung durch den Arzt und rascher Therapiebeginn ist.

Die Wirkstoffe verkürzen die akute Krankheitsdauer, die Schmerzen nehmen ab, die Bläschen heilen rascher und Narbenbildung wird verhindert. Bei starken Schmerzen werden zusätzlich Medikamente wie Acetylsalicylsäure und Paracetamol empfohlen.

Um die Bläschen zu behandeln und eine Narbenbildung auf der Haut zu verhindern, eignen sich Salben, Puder und Lotionen, die den Juckreiz lindern, antiseptisch wirken und die Bläschen austrocknen.

Impfung gegen Herpes Zoster

Weil Gürtelrose sehr häufig ist und eine hohe Komplikationsrate hat, wurden Impfstoffe entwickelt. Im Dezember 2018 nahm die STIKO einen inaktivierten Impfstoff in ihre Empfehlungen auf. Jeder ab 60 Jahren sollte sich demnach impfen lassen. Die Empfehlung gilt auch für alle über 50, die bestimmte Grunderkrankungen haben, wie:

  • rheumatoide Arthritis,
  • chronische Nierenerkrankung,
  • chronisch obstruktive Lungenerkrankung oder
  • Diabetes mellitus

Der Impfstoff wird zweimal im Abstand von zwei bis sechs Monaten verabreicht. In Studien hatte der Impfstoff gute Ergebnisse gebracht, also einen soliden Schutz vor Zoster und damit auch möglichen Komplikationen. Allerdings gab es in letzter Zeit mehrere Verdachtsfälle, die im Zusammenhang mit einer Impfung und einer Herpes Zoster-Erkrankung stehen könnten.

Das Paul-Ehrlich-Institut (Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel) hat deshalb eine Beobachtungsstudie gestartet, die Daten zu diesen Fällen sammelt und analysieren wird.

Bleibt zu hoffen, dass sich dieser Verdacht nicht bestätigt. Bis die Ergebnisse vorliegen, wird jedoch noch einige Zeit verstreichen. Gut zu wissen: Herpes Zoster tritt in der Regel nur ein- bis höchstens zweimal im Leben auf, also viel seltener als die Lippenbläschen, die von Herpes-simplex-Viren ausgelöst werden und immer wieder kommen. Vielleicht schützt bereits die einmalige Zoster-Erkrankung den Körper vor weiteren Ausbrüchen, vergleichbar mit einer natürlichen Impfung.

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