Ist Blutspenden gesund – oder nicht?

Heilkundige aus dem antiken Griechenland, dem mittelalterlichen Spanien oder dem alten Indien würden eine Frage alle gleich beantworten: Selbstverständlich ist es gesund, Menschen Blut abzuzapfen.

Über Jahrhunderte war der Aderlass, das Abnehmen von Blut, ein oft angewandtes Verfahren in der Medizin – nicht um das Blut weiterzuverwenden, sondern nur, um den Kreislauf des Patienten zu „entlasten“. Ob die Kranken der Vergangenheit davon profitierten, ist eine andere Frage.

Beim heutigen Blutspenden wird Freiwilligen ein halber Liter der Flüssigkeit entnommen. Dies senkt kurzzeitig den Blutdruck, weil es in den Adern etwas leerer geworden ist. Weniger Flüssigkeit, weniger Druck.

Es gibt sogar Hinweise darauf, dass bei Menschen mit Bluthochdruck durch regelmäßige Spenden der Druck dauerhaft etwas nachlässt. Klar bestätigt haben Ärzte das aber noch nicht. Beim Blutspenden wird nicht nur Flüssigkeit abgenommen, sondern auch eine Menge Blutzellen. Es sinkt also auch der Eisenspiegel im Blut.

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19.12.2019, 15:55 Uhr
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Das Blut besteht nur grob zur Hälfte aus Flüssigkeit, dem Blutplasma. In diesem treiben die verschiedenen Blutzellen. Allein in einem Milliliter finden sich rund fünf Milliarden rote Blutzellen, 200 Millionen Blutplättchen und fünf bis zehn Millionen weiße Blutkörperchen.


Würde man alle roten Blutkörperchen, die ein Mensch im Körper hat, in einer Linie aneinanderreihen, wie weit würden sie reichen?

  • Von Hamburg bis Rom
  • Einmal um die Erde
  • Etwa die halbe Strecke zum Mond

(Antwort am Textende)


Eisen ist zwar als Zentrum des Sauerstoff-Transporters Hämoglobin in den roten Blutzellen lebenswichtig, zu viel Eisen schadet jedoch auch, weil es die Gefäßwände angreifen und Arterienverkalkung fördern kann. Allerdings hat man bisher nicht registriert, dass Blutspender besser vor Herzerkrankungen gefeit wären. Der Schutzeffekt hält sich also wohl in Grenzen.

Frauen verlieren alle paar Wochen Eisen durch die Regelblutung. Sie leiden deshalb häufiger unter Eisenmangel als Männer. Wer trotz niedrigem Pegel spenden will, sollte ein Eisenpräparat einnehmen.

Blutspenden kann unangenehme Nebenwirkungen haben. Wenn der Kreislauf durch den Blutverlust zusammensackt, sind Schwindel oder sogar Ohnmacht möglich. Spender bekommen deshalb nach der Blutabnahme etwas zu essen und zu trinken und entspannen ein wenig.

Nach dem Blutspenden passiert Folgendes im Körper:

  • 20 Minuten: Der Kreislauf hat sich vollständig stabilisiert.
  • 24 Stunden: Der Körper hat den Flüssigkeitsverlust im Blut ausgeglichen.
  • 48 Stunden: Die Eiweiße im Blut sind wieder aufgefüllt.
  • Zwei Wochen: Die abgenommenen Blutzellen sind ersetzt.
  • Acht Wochen: Der Eisenverlust ist bei Männern vollständig ausgeglichen. Bei Frauen kann dies bis zu zwölf Wochen dauern; bei Vegetariern und Veganern auch noch länger.

Weil die Regeneration des Eisenvorrats abgewartet werden muss, können Männer in der Regel sechsmal im Jahr Blut spenden, Frauen nur viermal im Jahr. Dies dient sowohl der Gesundheit des Spenders als auch des Empfängers – der kann mit eisenarmen, also roten Blutkörperchen, die arm an Hämoglobin sind, nämlich auch nichts anfangen.

Heute empfehlen Ärzte den Aderlass nur noch selten – bei einigen Krankheiten ist er aber die richtige Therapie. Dazu zählt Polycythaemia vera: Betroffene bilden zu viele Blutzellen. Ihr Blut wird dick und zäh. Die Durchblutung stockt, sodass die Organe nicht mehr genug Sauerstoff erhalten. Zusätzlich drohen Blutgerinnsel. Weil der Körper den Flüssigkeitsverlust beim Blutabnehmen viel schneller ausgleicht als den Zellverlust, verhindern regelmäßige Aderlässe das Verdicken des Blutes. Am Beginn der Therapie werden Erkrankte tatsächlich bis heute zur Ader gelassen; man reduziert also die Menge ihres Bluts. Mit der Zeit normalisiert sich die Anzahl der roten Blutzellen, sodass die Abstände zwischen den Aderlässen größer werden können.

Auch Menschen mit einem gestörten Eisenstoffwechsel und einer darauf folgenden Eisenüberladung helfen regelmäßige Aderlässe.

Doch auch wenn Blutspenden von diesen Ausnahmen abgesehen für den Spender weder besonders gesund noch ungesund ist – dem Empfänger kann es sogar das Leben retten.

Die richtige Antwort auf die Frage ist: Alle roten Blutkörperchen – im Schnitt hat ein Mensch etwa 25 Billionen davon – in einer Reihe würden eine gut 180.000 Kilometer lange Schnur bilden. Das ist rund die halbe Strecke bis zum Mond, der etwa 384.000 Kilometer von der Erde entfernt ist.

Der Text ist ein bearbeiteter Auszug aus dem Buch „Was das Herz begehrt“ von Felix Schröder und Nina Weber.

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