Brandenburg will Masern-Impfpflicht einführen
In Brandenburg müssen Eltern ihre Kinder in Zukunft gegen Masern impfen lassen, damit sie Kitas und andere Tagespflegeeinrichtungen besuchen können. Die regionale Impfpflicht soll gelten, bis bundesweit verpflichtende Regelungen existieren.
Der Landtag hat am Donnerstagabend einem entsprechenden Antrag von SPD, Linken und CDU mit breiter Mehrheit zugestimmt. Er ist jetzt damit beauftragt, Regelungen zu schaffen, um den Beschluss umzusetzen. Die Impfpflicht ist also nicht ab sofort gültig.
„Die Masern zählen nach wie vor zu den gefährlichsten Kinderkrankheiten“, heißt es in dem Antragsschreiben. Impfungen seien eine äußerst wirksame Präventionsmaßnahme. Dennoch komme es immer wieder zu Erkrankungen. „Zahlreiche Ausweitungen der freiwilligen Impfberatung haben damit offenbar das Ziel, diese Krankheit zu besiegen, verfehlt.“
Neben der Impfpflicht für Kitakinder soll dem Antrag zufolge auch der Zugang zum Impfen erleichtert werden. Außerdem soll eine umfassende Kampagne über die Risiken der Masern informieren. Die Infektion kann auch noch Jahre nach dem Abklingen der Erkrankung zu einer potenziell tödlichen Gehirnentzündung führen.
Nur 73,5 Prozent der Zweijährigen geimpft
Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut empfiehlt, Kinder innerhalb der ersten zwei Jahre zweimal gegen Masern impfen zu lassen: Das erste Mal zwischen dem elften und 14., das zweite Mal zwischen dem 15. und 23. Monat. Dieses Ziel erreichen dem Antrag zufolge in Brandenburg nur 73,5 Prozent der Kinder.
In einem weiteren Schritt will Brandenburg prüfen, ob auch bei weiteren Infektionskrankheiten verpflichtende Impfungen notwendig sind. Außerdem soll das Bundesland über den Bundesrat eine Initiative einbringen, um eine bundesweite Impfpflicht voranzutreiben.
Die Bundesregierung prüft aktuell bereits die Möglichkeit einer gesetzlichen Impfpflicht gegen Masern. Nach Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich zuletzt auch Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) für eine Masern-Impfpflicht ausgesprochen. „Die Gesundheit und der Schutz der gesamten Bevölkerung setzen der individuellen Freiheit Grenzen“, sagte Giffey.
Dem Antrag des brandenburgischen Landtags zufolge haben mehr als 70.000 Kleinkinder in Deutschland keinen Masernschutz. Zudem fehlt vielen jungen Erwachsenen die notwendige Zweitimpfung. Masern sind hoch ansteckend. Von 100 Menschen, die nicht durch eine Impfung oder eine frühere Infektion geschützt sind, erkranken 95.
Deutschland: 263 Fälle bis zum 24. März
Dem Robert Koch-Institut zufolge sind dieses Jahr bereits 263 Menschen an den Masern erkrankt, die aktuellen Zahlen reichen bis zum 24. März. Eigentlich sollte die Infektionskrankheit in Europa bis 2015 ausgerottet sein.
Dass manche Eltern vor allem Masernimpfungen skeptisch gegenüber stehen, hängt mit jahrzehntealten Fehlinformationen zusammen, die noch immer kursieren. 1998 behauptete ein Forscherteam um Andrew Wakefield, Schutzimpfungen gegen Masern, Mumps und Röteln könnten Autismus verursachen. Aufgrund einer „unehrlichen“ Darstellung der Ergebnisse wurde die Veröffentlichung zurückgezogen.
Mittlerweile haben etliche Studien eindeutig widerlegt, dass ein Zusammenhang zwischen der Impfung und Autismus existiert (zuletzt hier). Trotzdem wirkt sich der Schaden der Falschinformationen bis heute aus.
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