Ausnahmsweise dem Gesäßgefühl folgen: Medizinerin spricht über Hämorrhoiden-Behandlung

Über Hämorrhoiden wird selten geredet. Sie messen, ob das, was raus will, fest, flüssig oder gasförmig ist, und können sich je nach Druck und Beschaffenheit leeren oder aufpumpen. Viele Betroffene von Hämorrhoidenleiden gehen spät zum Arzt – eine frühe Diagnose lässt sich jedoch einfacher behandeln.

Arschbacken zusammenkneifen – und durch! Diese rustikale Aufforderung ergeht in Situationen, wo „Zähne zusammenbeißen!“ als Durchhalteparole nicht mehr reicht. Sie zielt dabei nicht nur auf die Muskelkraft unserer Gesäßhälften ab, sondern auf unseren Schließmuskel mitsamt seines Assistenzsystems am Ende des Analkanals. Dieses verhindert, dass wir uns permanent in die Hose machen oder unsere Umgebung durch unkontrolliert ausgesandte Darmgase verpesten. Es sind dabei die Polster am Schließmuskel, die Wunder tun – die Hämorrhoiden.

Hämorrhoiden sind nämlich mit Blut gefüllte Schwellkörper, ähnlich denen im Penis. Doch während dort nur bei Erregung gearbeitet wird, die Schwellkörper also eine Art Stoßgeschäft betreiben, sind hintenrum die Hämorrhoiden im Dauereinsatz. Solange das alles funktioniert, wird nie jemand ein böses Wort über sie verlieren. Thema werden sie erst, wenn sie Probleme bereiten, und dann dürfte man gerechterweise nicht Hämorrhoiden beklagen, sondern umständlicherweise Hämorrhoidalleiden.

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Hämorrhoiden: Ausnahmsweise auf das Gesäßgefühl hören

Diese melden sich mit Beschwerden, anhand derer der Arzt das Stadium des Leidens einschätzen kann: von rückwärtigem Juckreiz durch kleinste Mengen abgehender Flüssigkeit (Stadium eins) bis hin zu Blutungen, Schmerzen bei der Analhygiene und Verunreinigung durch Stuhl (Stadium vier). In diesem Stadium hängen die Hämorrhoiden dauerhaft aus dem After und lassen sich auch nicht mehr dorthin zurückkomplimentieren.

Leider gehen viele Betroffene erst mit fortgeschrittenem Leidensdruck zum Arzt, und dann muss auch schon der Chirurg ran! Wer schon vorher nicht seinem Bauch-, sondern ausnahmsweise einmal seinem Gesäßgefühl folgt, dem ist auch schon durch einfachere Mittel geholfen.

Über die Gastautorin

Yael Adler ist Dermatologin und Bestseller-Autorin. Sie hat Zusatzausbildungen in Phlebologie (Venenheilkunde) und Ernährungsmedizin absolviert. Ihr Spezialgebiet: Der Einfluss von Ernährung und Psyche auf die Haut.

Es beginnt bei Betäubungs- oder Wundsalben mit Zinkpaste, pflanzlichen Mitteln (Hamamelis, Aloe vera) oder Kortison und geht zu direkten Injektionen mit Verödungsmitteln. Vorteil: Die Hämorrhoidenpolster haben keine Schmerzrezeptoren, sie lassen sich auch per Lasersonde bearbeiten. Ebenso wirksam ist das Abbinden des Hämorrhoidenknotens mit einem Gummiband, wodurch der Knoten mangels Blutzufuhr abstirbt und selbst die Reise durch den Analkanal antreten darf. Achtung: keinesfalls zu empfehlen bei Patienten, die blutverdünnende Medikamente einnehmen!

Die Kolumnen von Manfred Lütz und Yael Adler finden Sie im wöchentlichen Wechsel im FOCUS Magazin

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Der Hintern braucht feste Rituale

Was können Sie selbst tun? Empfohlen werden unter den Hausmitteln juckreizstillende und entzündungshemmende Sitzbäder und die Einnahme von Magnesium, Flohsamenschalen, Leinsamen oder Milchzucker mit viel Flüssigkeit zur Erleichterung des Stuhlgangs. Finger weg von Abführmitteln, sie verstärken eher Ihre Beschwerden! Geeignet sind Zwiebeln, Sauerkraut, Sauerkrautsaft, getrocknete Pflaumen, Rettich, Hülsenfrüchte oder Kefir – alles Hoffnungsträger für einen gut geformten, problemlos abgehenden Stuhl. Und bedenken Sie: Der Hintern ist ein analer Zwangscharakter. Er mag es pünktlich (immer zur selben Zeit!) und braucht feste Rituale.

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