Wissenschaft: EG.5: Was wir über die neue COVID-Variante wissen
Am 5. Mai 2023 hat die Weltgesundheitsorganisation den globalen Corona-Gesundheitsnotstand aufgehoben. Doch damals sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auch, dass Sars-CoV-2 damit nicht besiegt sei, sondern das Virus weiter in der Welt zirkuliere, gefährlich sei und jederzeit noch gefährlichere Varianten entwickeln könne.
Und an diesem Punkt stehen wir nun: Es ist eine neue Covid-19-Variante im Gespräch, EG.5. Nur, ob diese auch „noch gefährlicher“ ist, muss sich erst zeigen.
Die WHO listet die Variante als „Variante unter Beobachtung“ (VUM). Das heißt: Noch ist sie weder eine Variante „of interest“ (VOI) noch „of concern“ (VOC).
Wie oft gibt es die Covid-Variante EG.5?
Der kanadische Evolutionsbiologe T. Ryan Gregory von der Universität von Guelph in Ontario hat den Subtypen EG.5.1 genauer unter die Lupe genommen. Speziell diese Unterlinie trägt den Spitznamen „Eris“. Eris ist auch der Name eines Zwergplaneten, benannt nach der griechisch-römischen Göttin des Streits und der Zwietracht. Doch Gregory betont, dass der Spitzname Eris nur eine bequeme Möglichkeit sei, auf die Unterlinie zu verweisen, nicht aber ein Hinweis auf ihre Gefährlichkeit. „Man beachte, dass der Spitzname ≠ von sich aus eine große Welle auslösen dürfte“, twitterte er.
Doch die WHO-Listung von EG.5 als „VUM“ bedeutet, dass die Genetik des Virus theoretisch seine Übertragbarkeit oder Virulenz erhöhen könnte, wofür es bislang aber noch nicht genügend Beweise gibt.
EG.5 ist ein Abkömmling von XBB.1.9.2 (Arkturus), mit einer zusätzlichen Spike-Mutation, die dem Virus wahrscheinlich hilft, der Immunantwort mittels Immun Escape zu entkommen, so das Neherlab mit Sitz am Biozentrum der Universität Basel in der Schweiz. Dort hieß es bereits Ende Juni im Variantenreport , dass EG.5 die weltweit derzeit am schnellsten wachsende Linie mit erheblicher Verbreitung sei. EG.5.1 könnte davon wiederum eine leicht vorteilhafte Mutation sein.
Laut Neherlab wurde EG.5 erstmals im Februar 2023 in Indonesien nachgewiesen, in den USA wurde sie erstmals im März 2023 beobachtet. Während sie dort im Juni fünf Prozent der Covid-Fälle ausmachte, ist sie nach Schätzungen der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) nun mit 17 Prozent die verbreitetste Variante.
In einer virtuellen Pressekonferenz der WHO wurde ebenfalls die Prävalenz von EG.5 thematisiert. „Natürlich weisen alle entdeckten Varianten, die eine Untervariante von Omikron sind, eine erhöhte Wachstumsrate auf“, so die Epidemiologin Maria Van Kerkhove von der technischen Leitung für den Arbeitsbereich Covid-19 der WHO. Dies deute darauf hin, dass das Virus weiter zirkuliere und sich weiter verändere.
Doch „die Auswirkungen in Form von Krankenhausaufenthalten und Todesfällen sind nicht so gravierend, da die Menschen weitgehend durch Impfungen, aber auch durch frühere Infektionen geschützt sind, sodass eine gewisse Immunität aufgebaut wurde“, so Van Kerkhove weiter.
Warum wir weiter wachsam sein müssen
Trotzdem zeigt sich Van Kerkhove besorgt, da „möglicherweise neue Varianten auftreten könnten, die schwerwiegender sind, und das ist etwas, worauf wir achten müssen“.
Es sei von entscheidender Bedeutung, dass die Länder ihre Überwachung fortsetzen und vor allem der WHO weiterhin die Hospitalisierungs-, Intensivbehandlungs- und Todesraten melden, damit Trends verfolgt werden können, mahnt die Epidemiologin. Auch die Sequenzierung sei unerlässlich. „Das Virus ist nicht verschwunden.“
Zwar nehmen auch in den USA die wöchentlichen Covid-19 Krankenhauseinweisungen wieder auf 9056 zu, aber das sind gerade mal 6 Prozent im Vergleich zum Höhepunkt der Omikron-Welle im Januar 2022.
Ob die Mutationen in EG.5 für den jüngsten Anstieg verantwortlich sind, ist jedoch unklar. US-Mediziner Eric Topol betont, dass es wichtig sei, die Entwicklung zu verfolgen, aber es keine eindeutige Beziehung zwischen Ursache und Wirkung und dem derzeitigen (geringen) Anstieg von Spuren in Abwässern, Fällen und Krankenhausaufenthalten aufweisen.
Gemeinhin herrscht Einigkeit darüber, dass von EG.5 keine große Gefahr ausgeht. Der Anstieg bei den Fallzahlen kann auch auf die Begleitumstände zurückzuführen sein: Wir befinden uns mitten in einer Covid-Sommerwelle. Viele halten sich aufgrund der Hitze in klimatisierten Innenräumen auf. Das Virus mutiert weiterhin. Der Schutz durch frühere Infektionen oder Impfungen nimmt ab. Die Anfälligkeit für eine erneute Infektion steigt.
Dennoch ist es eine gute Erinnerung daran, Covid-19 und das Infektionsgeschehen im Blick und vor allem im Griff zu behalten. Angepasste Impfstoffe – die auch gegen EG.5 wirksam sein sollen – werden im Herbst auf den Markt kommen.
Autor: Hannah Fuchs
Das Original zu diesem Beitrag „EG.5: Was wir über die neue Covid-Variante wissen“ stammt von Deutsche Welle.
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