Studie zeigt, wie die Corona-Mutante B.1.351 den Impfschutz untergräbt

Corona-Mutanten bereiten Experten Sorge – allen voran die Variante B.1.351, die besonders stark in Südafrika verbreitet ist. Erste Hinweise, dass die derzeit verfügbaren Impfstoffe weniger gut gegen B.1.351 wirken, gibt es bereits seit längerem. Im Februar wurde eine Impfstoffstudie mit dem Corona-Vakzin von Astrazeneca in Südafrika nach Hinweisen auf eine geringe Wirksamkeit vorsorglich gestoppt.

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In dieser Woche haben Forscher nun die Ergebnisse der Phase1/Phase 2-Studie veröffentlicht. Sie zeigen: Trotz Impfung mit dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca erkrankten in Südafrika mehrere Erwachsene an Covid-19. Der Impfstoff zeigte "aufgrund der Variante B.1.351 keinen Schutz gegen leichtes bis mittelschweres Covid-19", schreiben die Forschenden im "New England Journal of Medicine". Immerhin: Schwere Verläufe wurden in der Studie nicht beobachtet. 

Kein Impfstoff kann zu 100 Prozent vor einer Erkrankung schützen. Von Interesse ist die Studie aber vor allem deshalb, weil sie zeigt, wie sich der Corona-Impfstoff gegen die Mutante B.1.351 bei echten Patienten schlägt. Studien hatten dem Impfstoff eine gute Wirksamkeit gegen ursprüngliche Corona-Varianten von etwa 60 bis 70 Prozent bescheinigt. 

Südafrika-Variante macht es Antikörpern schwer

Wie die britische Variante B.1.1.7 besitzt die Südafrika-Variante eine Mutation am Spike-Protein des Virus, die es dem Virus erlaubt, noch effektiver an menschliche Zellen anzudocken. Auch für diese Variante wird daher, ähnlich wie bei B.1.1.7, "eine höhere Übertragbarkeit diskutiert", schreibt das Robert Koch-Institut (RKI). B.1.351 besitzt zusätzlich weitere kritische Mutationen. Sie scheinen den Zugriff von Antikörpern zu erschweren, wie sie nach einer Impfung oder einer durchgemachten Infektion mit bisherigen Corona-Varianten gebildet werden.

Allerdings ist die Immunreaktion des Körpers deutlich komplexer und basiert nicht allein auf Antikörpern. Studienautor Shabir Madhi von der Witwatersrand Universität in Johannesburg hält es laut "Ärzteblatt" für denkbar, dass die Impfung zwar nicht vor Erkrankungen, wohl aber vor schweren Verläufen mit B.1.351 schützen könnte. Er verweist darauf, dass keiner der Probanden in der Studie ins Krankenhaus kam oder beatmet werden musste. 

An der südafrikanischen Studie nahmen rund 2000 Erwachsene teil. Das mittlere Alter (Median) lag bei 30 Jahren. Eine Hälfte der Probanden bekam den Impfstoff, die andere ein Placebo. In der Folge erkrankten 23 Menschen in der Placebo-Gruppe an Covid-19; in der Impfstoff-Gruppe waren es dagegen 19. Das entspricht einer Wirksamkeit von lediglich 21,9 Prozent.

Es gebe Hinweise, dass Menschen, die mit der ursprünglichen Variante des Virus infiziert waren oder einen auf dieser Variante beruhenden Impfstoff erhalten haben, "weniger gut vor einer Infektion mit B.1.351 geschützt sind", schreibt auch das RKI. Gegen die Variante B.1.1.7, die sich auch in Deutschland ausbreitet, scheinen die derzeit verfügbaren Impfstoffe aber wirksam zu sein.

B.1.1.7 auf Vormarsch in Deutschland

Der B.1.1.7-Anteil in Deutschland betrage bei untersuchten Proben inzwischen 72 Prozent, teilte das Robert Koch-Institut (RKI) am Mittwoch mit. Die Variante B.1.351 wird bislang nur in etwa einem Prozent der Proben nachgewiesen.

Angesichts der bevorstehenden Osterferien hatte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach vor einer weiteren Ausbreitung der B.1.351-Mutante in Deutschland gewarnt. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag forderte er, Reiserückkehrer auf das Coronavirus testen zu lassen. Die dritte Welle dürfe nun nicht durch den Eintritt von Mutationen befeuert werden, so Lauterbach. 

Quelle: The New England Journal of Medicine / Robert Koch-Institut (RKI)

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