Reimann: Dienstleistungshonorare der Apotheken sind viel zu hoch
Nicht nur die Ärzteschaft hat ein Problem mit den seit kurzem feststehenden pharmazeutischen Dienstleistungen und der für die Apotheken vorgesehenen Honorierung. Auch die Chefin des AOK-Bundesverbands, Carola Reimann, meldet nun Kritik an: Die Honorare seien viel zu hoch angesetzt und stünden in keinem Verhältnis zur Vergütung der niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen.
Seit vergangenem Freitag ist der Schiedsspruch zu den pharmazeutischen Dienstleistungen bekannt. Fünf verschiedene Angebote können die Apotheken nun den Versicherten unterbreiten, von der umfassenden Medikationsberatung bis zu schlichtem Blutdruckmessen. Die Kritik aus der Ärzteschaft ließ nicht lange auf sich warten. Versorgungschaos fürchten die Hausärzte, die KBV spricht von einem fundamentalen Angriff auf die hausärztliche Versorgung und auch die Fachärzte wollen nichts wissen von der Substitution ärztlicher Aufgaben. Auch Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt meldete sich am heutigen Mittwoch zu Wort. „Die vorgesehenen Dienstleistungen in den Apotheken werden ohne echten Mehrwert für die medizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten bleiben und eher zu Reibungsverlusten und Abstimmungsstörungen führen“.
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Nun stimmt auch die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, in die Kritik ein. In einem Statement erklärt sie, dass man zwar offen für pharmazeutische Dienstleistungen sei, „sofern sie regional, dezentral und freiwillig vereinbart werden“. Aber: „Dass sie nun per Gesetz als Pflichtprogramm durchgesetzt werden, ist ein spätes Geschenk des ehemaligen Bundesgesundheitsministers an die Apothekerinnen und Apotheker“. Reimann ist überzeugt: Die Entscheidung der Schiedsstelle wird nicht zu einer qualitativ besseren Versorgung der Versicherten führen. „Die Honorare, zum Beispiel für eine simple Leistung wie die Blutdruckmessung, sind zudem viel zu hoch angesetzt. Das steht in keinem Verhältnis zu den Vergütungen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte für die entsprechenden Leistungen“, so die Chefin des AOK-Bundesverbands.
Reimann macht aber auch deutlich: „Mit ihrer Schlussfolgerung, die Leistungen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte seien unterfinanziert, liegen die Ärzteverbände allerdings komplett falsch. Die GKV finanziert die ambulante Versorgung sehr gut und auskömmlich“. Sie verweist darauf, dass die Ausgaben für die ambulante vertragsärztliche Versorgung allein von 2019 auf 2020 um gut 5,1 Prozent gestiegen seien – von 40,7 auf 42,7 Milliarden Euro. „Angesichts der dramatischen Finanzlage der GKV gibt es aktuell keinen Spielraum für finanzielle Wohltaten, weder in Richtung der Apotheken noch in Richtung der Arztpraxen“.
Wohl nicht zuletzt mit Blick auf das erwartete Spargesetz aus dem Bundesgesundheitsministerium betont Reimann, dass es angesichts der täglich wachsenden Defizite der Kassen ein Mix von Maßnahmen nötig sei – „nicht nur im Arzneimittelbereich, sondern auch in der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung.“
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