Public Health – auch ein Thema für Apotheker:innen
Bei Public Health steht statt der Gesundheit des Einzelnen, die Gesundheit der gesamten Bevölkerung im Vordergrund. Somit ist Public Health auch ein für Apotheker:innen relevantes Feld, das zu betreten sich jedoch zu wenige trauen – so die Meinung des Vereins demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP), der ein Netzwerk für an Public Health interessierte pharmazeutische Fachkräfte gegründet hat. Mehr dazu hat VdPP Vorstandsreferentin Esther Luhmann der DAZ im Interview erzählt.
DAZ: Was versteht man unter dem Begriff „Public Health“?
Luhmann: Die Deutsche Gesellschaft für Public Health definiert es so: Public Health ist die „Wissenschaft und Praxis zur Verhinderung von Krankheiten, zur Verlängerung des Lebens und zur Förderung von physischer und psychischer Gesundheit unter Berücksichtigung einer gerechten Verteilung und effizienten Nutzung der vorhandenen Ressourcen. Zunehmende gesundheitliche Ungleichheit, gesundheitliche Folgen der Veränderungen in der Arbeitswelt, die Zunahme von Antibiotikaresistenz oder die Konsequenzen des Klimawandels sind nur einige der aktuellen Themen.“ Es geht also um die Förderung, den Erhalt und die Wiederherstellung der Gesundheit der Bevölkerung (im Gegensatz zur individuellen Gesundheit) und die damit verbundenen Anstrengungen von Staat und Gesellschaft.
DAZ: Warum ist Public Health auch ein Thema für Apotheker:innen?
Luhmann: Es gibt zunehmend nationale und internationale Entwicklungen, die darauf setzen, die verschiedenen (sozialen) Determinanten von Gesundheit zu analysieren und bevölkerungsgruppenbezogene Strategien zur Verbesserung der Gesundheit zu entwickeln. Um erfolgreich zu sein – Informationen zu sammeln und auszuwerten sowie Informationen in die Bevölkerung hineinzutragen – sind die an der „Basis“ arbeitenden Dienstleister, wie die 18.000 Apotheken in Deutschland, äußerst hilfreich. Durch den täglichen Patient:innenkontakt in Apotheken sind sie prädestiniert für Public Health und tragen somit zur Gesundheit der Bevölkerung bei. Deswegen ist es lohnenswert, sich über den Tellerrand der Pharmazie mit Public Health zu beschäftigen.
DAZ: Welche Weiterbildungsmöglichkeiten und Berufsfelder gibt es für pharmazeutisches Fachpersonal in diesem Bereich?
Luhmann: An vielen Universitäten, zum Teil auch an Fachhochschulen, finden sich Angebote für generalisierte Ausbildungen im Bereich Public Health oder für Spezialgebiete, wie Epidemiologie, Versorgungsforschung oder Gesundheitsförderung. Besonders interessant sind berufsbegleitende Angebote, die es ermöglichen, zusammen mit anderen Berufsgruppen, wie Pflegefachkräften, Sozialarbeiter:innen, Ökonom:innen usw. gemeinsam zu lernen und bereits erste Netzwerke aufzubauen. Diejenigen, die sich lieber mit anderen Pharmazeut:innen weiterbilden möchten, können sich an das Wissenschaftliche Institut für Prävention im Gesundheitswesen (WIPiG) der Landesapothekerkammer Bayern wenden.
Mit einem Masterabschluss Public Health eröffnen sich unterschiedliche Berufsmöglichkeiten auf verschieden Ebenen in Wissenschaft und Verwaltung sowie in Einrichtungen zur Prävention und Gesundheitsförderung. Dabei kann es durchaus von Vorteil sein, wenn man neben dem Public Health-Abschluss auch einen pharmazeutischen Abschluss vorweisen kann.
DAZ: Wohin können sich Apotheker:innen wenden, die sich für Public Health interessieren?
Luhmann: Was bislang schmerzlich vermisst wird, sind in den Berufsfeldern der Pharmazie praktizierende Pharmazeut:innen mit Public Health-Qualifikation, die die Türen zu lokalen und überregionalen Public Health-Netzwerken öffnen könnten und damit Pharmazie und Public Health näher zusammenführen. Um hier voranzukommen, bietet der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP) seit Oktober 2023 vor allem für diesen Personenkreis eine Vernetzungsmöglichkeit. Eine ganze Menge von Pharmazeut:innen haben in den vergangenen Jahren einen Public Health-Abschluss erworben (die genaue Zahl ist allerdings nicht bekannt). Mit der Vernetzungsmöglichkeit wollen wir ein Angebot zum Austausch darüber schaffen, wie die Erkenntnisse aus dem Zusatzstudium umgesetzt werden können, welche Hürden bestehen und welche guten Beispiele motivieren, vergleichbare Schritte auf den Weg zu bringen.
Bei Interesse kann Kontakt aufgenommen werden über unsere Website: http://www.vdpp.de/pharmazie-und-public-health/
Vielen Dank für das Gespräch.
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