Noch viel Luft nach oben bei KIM
KIM, was für Kommunikation im Medizinwesen steht, könnte Fax und herkömmliche E-Mails beim Austausch zwischen Apotheken und Arztpraxen ersetzen. Könnte. Denn von Apotheken wird der Dienst kaum genutzt, wie unsere nicht-repräsentative Umfrage zeigt.
Die Gematik bietet neben dem E-Rezept weitere Anwendungen an, die über die Telematikinfrastruktur laufen. Eine davon ist der Kommunikationsdienst KIM (Kommunikation im Medizinwesen). KIM soll einen sicheren und schnellen digitalen Kommunikationsweg zwischen allen Beteiligten im Gesundheitswesen bieten. Dazu gehören unter anderem Ärzte, Zahnärzte, Apotheken, Physiotherapeuten und Kliniken.
Die Anwendung gleicht dem Schreiben einer herkömmlichen E-Mail, die verschlüsselt und signiert über den geschützten Kanal der Telematikinfrastruktur übermittelt wird. Apotheken können KIM in das Warenwirtschaftssystem einbinden lassen oder ein E-Mail-Programm wie Outlook verwenden. Im Fachportal der Gematik kann zwischen zahlreichen Anbietern ausgewählt werden, dazu gehören zum Beispiel Pharmatechnik, Noventi, AD Apotheken Datenverarbeitung und die Telekom.
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Der ausgewählte KIM-Anbieter generiert spezielle neue E-Mail-Adressen, die ausschließlich für KIM verwendet werden. Die Kosten für die Einrichtung sind individuell, sie richten sich nach der Anzahl der angeforderten E-Mail-Adressen und der Größe der zu übermittelnden Daten. Nach der Freischaltung sollte die Apotheke ihre Kontaktdaten im Verzeichnisdienst der TI eintragen, damit sie für Arztpraxen und Kollegen auffindbar ist. Im bundeseinheitlichen Adressbuch sind alle KIM-Nutzer eingetragen, was die sichere Kommunikation vereinfachen soll. So findet man auch Praxen, die nicht um die Ecke liegen oder spezielle KIM-E-Mail-Adressen für einzelne Abteilungen in Kliniken.
Großteil der Apotheken hat KIM noch nie benutzt
Theoretisch wären somit viele Faxe und E-Mails, bei denen Datenschützer sich ohnehin die Haare raufen, sowie Anrufe überflüssig. Apotheken nutzen allerdings unserer nicht-repräsentativen Umfrage zufolge KIM bislang sehr wenig. So gaben mehr als drei Viertel (77,4 Prozent) der 469 Teilnehmenden an, den Dienst noch nie verwendet zu haben. 11,51 Prozent nutzen KIM bislang nur testweise. Die übrigen tauschen sich offenbar mit ihren Arztpraxen über KIM aus: 6,4 Prozent vereinzelt und 4,6 Prozent tun dies regelmäßig.
Einzelne Teilnehmer:innen kommentierten, dass sie KIM schon nutzen würden, es aber an den Arztpraxen scheitert. Das überrascht insofern, als im Gegensatz zu den Apotheken für viele Arztpraxen KIM de facto eine Pflichtanwendung ist. Denn Vertragsärztinnen und -ärzte müssen bereits seit 1. Oktober 2021 Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen an die Krankenkassen über KIM schicken. War die digitale Verarbeitung der eAU in der Praxis technisch noch nicht möglich, durften sie bis Ende Juni 2022 mit dem AU-Papierausdruck arbeiten. Wer AUs ausstellt, benötigt also KIM.
Dieser Zwang ist auch für die hohe Anzahl an versendeten KIM-Nachrichten verantwortlich: So wurden laut TI-Dashboard (Stand 12.2.) bislang 94.232.275 Nachrichten versendet, davon entfielen 77.179.141 auf eAUs. Dazu kommen 4.578.257 elektronische Arztbriefe, die auch nur noch über KIM versendet werden können, andernfalls gibt es keine Vergütung, und 1.852.203 Leistungsanträge aus Zahnarztpraxen. Das E-Rezept dümpelt mit 1.173.316 eingelösten Exemplaren im Vergleich dazu etwas vor sich hin.
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