Neue europäische Leitlinie soll den Teufelskreis brechen

Die European Academy of Neurology (EAN) hat eine Leitlinie zum Management des Medikamentenübergebrauchskopfschmerzes publiziert. Sie gibt Präventions- und Therapieempfehlungen, mit denen der „circulus vitiosus“ zwischen Kopfschmerzen und Einnahme von Schmerzmedikamenten und Migränemitteln vermieden oder durchbrochen werden soll.

Kopfschmerzen durch Medikamentenübergebrauch (medication-overuse headache/MOH) ist nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Neurologie ein häufiges Problem im klinischen Alltag. Ein MOH liegt nach der Klassifizierung der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft vor, wenn bei Patienten mit einer existierenden Kopfschmerzerkrankung an 15 oder mehr Tagen pro Monat Kopfschmerzen auftreten, wenn diese über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten mit einem oder mehreren Schmerzmedikamenten überbehandelt werden und wenn eine andere ICHD-3-Diagnose nicht besser zutrifft.

Fast immer Frauen betroffen

Nach den Recherchen der Leitlinienautoren liegt die Prävalenz der MOH in Europa in der Gesamtbevölkerung bei etwa ein bis zwei Prozent, wobei mit weitem Abstand Frauen betroffen sind (bis zu 93 Prozent). Bei Patienten mit chronischen Kopfschmerzen, insbesondere chronischer Migräne, beträgt die Prävalenz von MOH bis zu 70 Prozent. Migräne ist auch die häufigste zugrunde liegende primäre Kopfschmerzstörung (80 Prozent der MOH-Patienten). Die verbleibenden zwanzig Prozent haben Spannungskopfschmerzen oder seltener posttraumatische Kopfschmerzen, neue tägliche anhaltende Kopfschmerzen oder andere sekundäre Kopfschmerzen. Triptane, einfache Analgetika, Kombinationsanalgetika und Opioide sind die Medikamente, die am häufigsten mit MOH in Verbindung gebracht werden. Die meisten Patienten mit MOH nehmen mehr als ein Präparat ein. Häufige Begleiter des Phänomens sollen Angsterkrankungen, Depressionen und Abhängigkeitsverhalten sein.

Information und Anleitung der Patienten als wichtigste Präventionsmaßnahme

Die neue Leitlinie der European Academy of Neurology gibt anhand von sieben sogenannten PICO questions (P= popular, I= intervention, C= control, O= outcome) Empfehlungen für das Management von Medikamentenübergebrauchskopfschmerz. Die grundlegende und wichtigste Präventionsmaßnahme ist nach Meinung der Autoren die Information und Anleitung der Patienten. Sie können maßgeblich dazu beitragen, dass es bei Migränepatienten gar nicht erst zu dem Übergebrauchskopfschmerz kommt. Die Leitlinie empfiehlt darüber hinaus, dass MOH-Risikopatienten in regelmäßigen Abständen, das heißt alle drei bis sechs Monate, bei ihrem Hausarzt oder Neurologen vorsprechen sollten. Diese Empfehlung sei zwar nicht evidenzbasiert, meint Hans-Christoph Diener, Pressesprecher der DGN und Erstautor der Leitlinie, aber eine „Common Sense“-Empfehlung. „Wir wissen, dass Patienten seltener einen MOH entwickeln, die umfassend über den Zusammenhang von Schmerzmitteln und Schmerzmittelübergebrauchskopfschmerz informiert wurden“, erläutert Diener.

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Außerdem zeigten Studien, dass ein Beratungsgespräch plus Print-Informationsmaterial um einiges effektiver sei als Informationsmaterial alleine. Für den Schmerzexperten liegt auf der Hand, dass regelmäßige Gespräche die Sensibilität für die Thematik erhöhen und die Patienten darin bestärken, trotz Schmerzen gelegentlich auf Medikamente zu verzichten oder die Dosis zu reduzieren. 

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