Neue Corona-Variante „unter Beobachtung“ – was wir über Acrux wissen

Die WHO hat die Corona-Variante XBB.2.3, auch Acrux genannt, als Variante unter Beobachtung eingestuft. Dem indischen Mediziner Vipin Vashishta zufolge hat sie das Potenzial, Arcturus als ansteckendste Variante zu entthronen. Was wir wissen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Coronavirus-Variante XBB.2.3 auf ihre Beobachtungsliste genommen. Damit sehen die Experten „Charakteristika, die auf eine erhöhte Ansteckungskapazität hindeuten“. Tatsächlich haben indische Experten schon Ende April vorhergesagt, dass XBB.2.3, genannt Acrux, die aktuell ansteckendste Corona-Variante Arcturus (XBB.1.16) möglicherweise ablösen wird.

„Ein neuer Anwärter auf die Entthronung ist da – Acrux (XBB.2.3), wohl der schnellste des derzeit zirkulierenden XBB-Clans“, schrieb der indische Experte Vipin Vashishta, Kinderarzt sowie Forscher am Mangla Hospital and Research Center im indischen Bijnor und Mitglied der WHO-Vakzin-Gruppe, auf Twitter. Acrux käme mit einer äußerst immunsystemausweichenden Mutation daher – S:T478K von der tödlichen Delta-Variante.

Warum heißt XBB.2.3 Acrux?

Die derzeit zirkulierenden XBB-Linien bekommen Spitznamen aufgrund von Mutationen und Merkmalen (Immun-Flucht, ACE2-Bindung usw.), Wachstumsvorteil und bemerkenswerter Verbreitung. Das neue Spitznamensystem verwendet astronomische Namen, um damit Informationen über die Abstammung mitzugeben. Das erläutert T. Ryan Gregory , kanadischer Evolutionsbiologe und Genombiologe sowie Professor am Department of Integrative Biology und am Biodiversity Institute of Ontario an der University of Guelph.

Zum Hintergrund für das neue System erklären die Vertreter des „ World Health Network “: „Astronomische Namen sind zahlreich und können so zugeordnet werden, dass sie Hinweise auf Varianten geben, die mit griechischen Buchstaben oder PANGO-Aliasnamen nicht ersichtlich sind.“ Im konkreten Fall von Acrux bedeutet das also:

  • Beginnt mit A-H = BA.2-Abstammung
  • Der Name enthält ein R im Namen = eine Rekombinante oder ein Nachkomme einer Rekombinanten.

Auch gut, zu wissen: Die Aussprache von „Acrux“ erfolgt mit einem A wie in „space“ und einem U wie in „trucks“.

Welche Mutationen bringt Acrux mit sich?

Acrux, XBB.2.3, hat Vashishta zufolge vier definierende Mutationen:

  • Spike-Mutationen: S:D253G und S:P521S
  • ORF-Mutationen: ORF1a:G2091S und ORF7a:A13V
  • Über XBB.2 hinaus hat Acrux die Spike-Mutationen P521S und S486P

Auch Acrux entwickelt schnell viele Nachkommen. Einer davon, XBB.2.3.2, gilt als der schnellste. Dieser hat auch eine interessante ORF1a-Mutation, die bereits in mehreren schnell wachsenden Linien aufgetaucht ist.

Noch sind andere XBB-Varianten vorherrschend

Mit Acrux sind derzeit sieben Varianten auf der Beobachtungsliste (variants under monitoring, VUM) der WHO. Zwei weitere, XBB.1.5 und XBB.1.16, sind auf der nächsthöheren Stufe und damit „Varianten von Interesse“ (variants of interest, VOI). Aktuell wird keine Variante auf der höchsten WHO-Stufe der „besorgniserregenden Varianten“ (variants of concern, VOC) aufgeführt.

Am weitesten verbreitet ist derzeit noch immer Arcturus (XBB.1.5). 44 Prozent der weltweiten Fälle macht diese Variante aus, gefolgt von XBB.1.16 mit zwölf Prozent. Zum Vergleich: Acrux (XBB.2.3) liegt derzeit noch bei knapp fünf Prozent, Tendenz leicht steigend.

Laut Robert Koch-Institut bleibt auch in Deutschland Arcturus mit 20 Prozent noch am häufigsten vertreten, gefolgt von XBB.1.9.1 mit 17 Prozent. XBB.1.16 macht dagegen nur einen Anteil von etwa drei Prozent aus, Acrux (XBB.2.3) noch weniger.

Wie gefährlich sind die XBBs?

Wenn auch das Coronavirus kontinuierlich mutiert, verändert sich keineswegs gleichzeitig die Gefährlichkeit. Bisher gibt es für keine der XBB-Varianten Hinweise auf eine stärker krankmachende Fähigkeit im Vergleich zu den Vorgänger-Linien. Auch das RKI schreibt unter Berufung auf die europäische Gesundheitsbehörde ECDC, dass die derzeit dominierende Sublinie XBB.1.5 für die allgemeine Bevölkerung ein geringes Risiko darstellt. Für die aufgeführten Sublinien werde, wie in den Vorwochen, mit zunehmender Verbreitung keine Erhöhung der Krankheitsschwere beobachtet.

Zu diesem Ergebnis kommt auch eine neue epidemiologische Studie aus Singapur , die keine signifikanten Unterschiede bezüglich Fallzahlen und Krankenhausaufenthalten zwischen den verschiedenen XBB-Linien feststellen konnte.

„Ich glaube nicht, dass es wieder zu vielen schweren Verläufen durch Arcturus kommen wird“, erklärte Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie des Universitätsklinikums Essen, auf Nachfrage von FOCUS online. Besonders Menschen, die erst geimpft wurden und dann leicht bis mittelschwer erkrankt seien, hätten eine ganz breite Immunität – durch Antikörper, wie auch durch T-Zellen. Das treffe auf sehr viele in Europa zu. „Das schützt sie sehr gut vor schwerer Erkrankung und dem kann keine denkbare Variante vollständig aus dem Weg gehen.“

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