Münchner Forscher finden Marker im Blut, der schweren Covid-19-Verlauf vorhersagt

Ärzte des Münchner LMU Klinikums konnten in einer Pilotstudie zeigen, dass bei Patienten mit schweren Covid-19-Verläufen ein bestimmter Botenstoff im Blut erhöht ist. Er könnte künftig helfen, schwere Krankheitsverläufe frühzeitig zu erkennen.

Covid-19 kann für Patienten einen sehr unterschiedlichen Verlauf nehmen. Für Mediziner ist es daher hilfreich frühzeitig zu erkennen, welchen Corona-Patienten ein Lungenversagen droht. Diese Patienten könnten dann gezielt intensiv überwacht werden. Patienten ohne Risikomerkmale könnten im Gegenzug auf der Normalstation oder sogar zu Hause behandelt werden, Plätze auf Intensivstationen geschont und denjenigen zugewiesen werden, die sie wirklich brauchen.

Wie die Erkrankung verläuft, lässt sich bislang allerdings nur schwer vorhersehen. Mediziner des LMU Klinikums München wollen nun einen sogenannten Biomarker gefunden haben, der genau diese Unterscheidung ermöglichen soll. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im „Journal of Allergy and Clinical Immunology“.

„Sagte das spätere Lungenversagen mit hoher Genauigkeit voraus“

Für ihre Studie untersuchten Tobias Herold und Tobias Weinberger, Oberärzte der Zentralen Notaufnahme (ZNA) am Campus Großhadern des LMU Klinikums, den klinischen Verlauf und die Laborparameter von 89 Covid-19-Patienten, die aufgrund der Schwere ihrer Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden mussten. 32 von ihnen – größtenteils Männer – mussten zumindest zwischenzeitlich künstlich in der Klinik beatmet werden.

Bei der Analyse der Patientendaten stellte sich heraus, dass sie alle erhöhte Werte eines Markers für Entzündungen aufwiesen – und zwar des Botenstoffs Interleukin-6, kurz IL-6.

Mehr noch: „Ein IL-6-Wert von über 80 Pikogramm/Milliliter sowie ein CRP-Wert über 9,7 Milligramm/Deziliter während der Erkrankung sagte das spätere Lungenversagen mit hoher Genauigkeit voraus“, schreiben die Oberärzte. Das Risiko für ein Lungenversagen war für Patienten mit erhöhten Werten um ein Vielfaches erhöht.

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Weitere Studien sind nötig

Zwar sei bisher unklar, ob der Botenstoff ein zentraler Faktor des ausufernden Krankheitsgeschehens in der Lunge ist oder lediglich ein Marker der Krankheitsaktivität, schränken die Mediziner ein. Falls ersteres aber zutrifft, könnten Medikamente, die in diesen Entzündungsprozess eingreifen, den Erkrankungsverlauf in Zukunft positiv beeinflussen.

Um dieser Frage nachzugehen, werde aktuell ebenfalls am LMU Klinikum eine weiterführende Studie durchgeführt. Hierbei wird versucht, den ausufernden Entzündungsprozess zu bremsen.

„Brauchen Marker, die klinischen Verlauf vorhersagen“

Die meisten Menschen erkranken nach einer Infektion mit dem Virus Sars-CoV-2 nur leicht und erholen sich rasch, führt die Klinik aus. Bei etwa fünf Prozent der Patienten aber komme es zu einem schweren Erkrankungsverlauf mit Atemnot. Einige dieser Patienten müssten auf der Intensivstation künstlich beatmet werden. Sie frühzeitig zu identifizieren sei besonders wichtig, um den Bedarf an Betten in den Kliniken einzuschätzen.

„Wir sahen im März und April viele Patienten mit Covid-19 in unserer Notaufnahme und mussten entscheiden, bei welchen der Patienten mit einem schweren Verlauf der Erkrankung zu rechnen ist“, erklären die Münchner Oberärzte. Um Patienten zu erkennen, denen eine Verschlechterung des Zustands droht, „brauchen wir Marker, die den klinischen Verlauf vorhersagen“.

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