Morgen streiken die Apotheken – wie Sie jetzt an Medikamente kommen

Am Mittwoch bleiben viele Apotheken im Süden Deutschlands zu. Die Apothekerverbände fordern höhere Honorare, warnen vor Schließungen und kritisieren Lauterbachs Reformpläne. Antworten auf die fünf wichtigsten Fragen.

Wer am Mittwoch Hustenbonbons oder Salbe in der Apotheke kaufen will, wer Pflaster braucht, Tabletten oder einen guten Rat, der dürfte sehr oft vor verschlossenen Türen stehen. Zumindest in Süddeutschland, denn in Baden-Württemberg und Bayern protestieren die Apothekerinnen und Apotheker gegen die Gesundheitspolitik. Gemeinsam gehen sie am Mittwoch in Stuttgart auf die Straße. Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass die Branche ihrem Ärger Luft macht.

Warum protestieren die Apotheken?

Vor allem ächzen die Apotheker im Land nach eigenen Worten unter Bürokratie und ärgern sich über zu geringe Vergütung. Auch sind ihnen die Pläne für Gesundheitskioske ebenso ein Dorn im Auge wie die Medikamentenengpässe. Viele verschriebene Arzneimittel seien oft nicht lieferbar und müssten aufwendig ersetzt werden, sagt der Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbands, Hans-Peter Hubmann. Beispielsweise indem die Apothekerinnen und Apotheker den verschriebenen Antibiotikasaft aus Tabletten selbst herstellten.

Das koste Zeit, die nicht angemessen vergütet werde, beklagte Hubmann. „Ich kann nicht immer mehr arbeiten für das gleiche oder gar inflationsbereinigt weniger Geld.“

Warum gibt es immer weniger Apotheken?

Die Zahl der Apotheken sinkt seit Jahren stetig. Zum einen spielen da der Standort und die Ärztedichte eine Rolle. Zum anderen ist die wirtschaftliche Situation schlecht, Apotheken seien in vielen Fällen nicht mehr auskömmlich, heißt es bei Kammer und Verband. Apotheker müssten steigende Betriebskosten stemmen. Die staatlich geregelte Vergütung aber sei in den vergangenen 20 Jahren nur einmal angehoben worden.

Auch um den Nachwuchs stehe es schlecht. Nach dem Studium entschieden sich die Apotheker vielfach lieber für einen gut bezahlten Job in der Industrie. Mit den Gehältern dort könnten Apotheken nicht mithalten, betont der LAV. Wegen fehlender wirtschaftlicher Perspektive scheuten sich viele  auch, sich mit einer Apotheke selbstständig zu machen. „Betriebe, die zum Beispiel aus Altersgründen abgegeben werden wollen, finden keine “Käufer“ oder Nachfolger, weil die wirtschaftliche Perspektive nicht gesichert ist“, teilte der Sprecher mit.

Was ist am Mittwoch geplant?

Die Apothekerschaft aus Baden-Württemberg und Bayern trifft sich mit ihren Teams um 12:05 Uhr zur Kundgebung auf dem Schlossplatz in Stuttgart. „Unser Protest beginnt nicht umsonst um 12:05 Uhr, denn unsere aktuelle Situation ist mehr als besorgniserregend“, erklärt Tatjana Zambo, die Präsidentin des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg.

„Es ist für unseren Berufsstand nicht mehr 5 vor 12, sondern schon 5 nach 12.“ Erwartet werden laut Verband 20 Busse aus Bayern, zudem bis zu 4000 Demonstrierende aus Baden-Württemberg. Bei der Kundgebung sollen auch Vertreter der Angestellten, der Ärzteschaft und von Patientenorganisationen zu Wort kommen.

Was bedeutet das am Mittwoch für Kunden?

Tausende Apotheken werden geschlossen sein, aber nach Angaben des Landesapothekerverbandes ist die Versorgung mit Arzneimitteln gesichert. Notdienstapotheken sollen geöffnet bleiben. Der Verband empfiehlt aber, planbare Medikamente vor dem Protesttag oder am Donnerstag danach zu kaufen.

Hier finden Sie die Notdienst-Apotheken in Ihrer Nähe

Ist das der einzige landesweite Protest gegen die Apothekenpolitik?

Nein, aus Protest gegen die Gesundheitspolitik sind bereits am vergangenen Mittwoch in Westdeutschland viele Apotheken geschlossen geblieben. Begonnen hatte der Protest-Monat am 5. November in Hannover mit einer zentralen Kundgebung für Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Nach der Kundgebung in Stuttgart wollen Apothekerinnen und Apotheker am 29. November auch in Dresden zusammenkommen begleitet von Schließungen in Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen.

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