Mein liebes Tagebuch
Aus die Maus, der diesjährige Apothekertag fällt der Pandemie zum Opfer, die ABDA hat ihn abgesagt. Der Apothekertag, er wird uns fehlen. Die wichtigen Tage unserer apothekerlichen Meinungsbildung, Ausdruck der lebendigen Demokratie, Quell der berufspolitischen Freude – perdu. Kommt ein irgendwie gearteter Ersatz? Die ABDA weiß es (noch) nicht. Genauso wenig scheint sie zu wissen, ob sie eine mögliche Verfügbarkeitsabfrage in der E-Rezept-App der Gematik für gut befindet. Aus einer unklaren ABDA-Klarstellung zur medialen Missinterpretation ihrer offiziellen Stellungnahme zur Verfügbarkeitsabfrage wird man beim besten Willen nicht schlau. Da kann nur noch Pfingsten helfen.
25. Mai 2020
Eine private Krankenversicherung, die Generali Deutschland AG, arbeitet schon seit vier Jahren mit einem niederländischen Arzneimittelversender zusammen. Das Geschäftsmodell: Den Versicherten wird eine kostenlose Medikationsanalyse angeboten, durchgeführt vom niederländischen Versender „Shop Apotheke“. Den Ausschlag für die Zusammenarbeit hatte angeblich die Möglichkeit gegeben, dass die elektronische Bereitstellung der Daten nur in Zusammenarbeit mit einer Online-Apotheke möglich sei, weil diese über die nötige technische Anbindung verfüge, nämlich einen sicheren Datenkanal. Und es sei natürlich einfacher, mit nur einer großen Apotheke zu verhandeln als mit zig kleinen Vor-Ort-Apotheken, sagt ein Generali-Sprecher. Und so läuft’s ab: Willigt der Patient ein, stellt die Generali dem Arzneiversender die für die Medikationsanalyse benötigten Patientendaten zur Verfügung. Der Patient bekomme eine Liste der entsprechenden Angaben zur Durchsicht und Prüfung, die er dann nach Überarbeitung an den Arzneiversender (Shop Apotheke) zurückschickt. Im Versandhaus würden die Angaben gecheckt (Interaktionen, Priscus-Liste), der Patient werde über das Ergebnis informiert. Bei schwerwiegenden Interaktionen rufe der Arzneiversender den Arzt des Patienten an. Für den Versicherten sei die Medikationsanalyse kostenlos, der Service sei auch nicht an eine Arzneibestellung gekoppelt. Das Honorar, das Generali an die Shop Apotheke zahlt, ist geheim. Mein liebes Tagebuch, so also beginnt der harte Kampf der EU-Versender gegen die Vor-Ort-Apotheken in Deutschland. Und bis jetzt können die deutschen Vor-Ort-Apotheken noch nicht wirklich in diesen Kampf einsteigen und sich wehren. Die sicheren Datenverbindungen befinden sich gerade im Aufbau und das Dienstleistungshonorar für die Medikationsanalyse hängt im Apothekenreformgesetz fest. Aber, noch ist nichts verloren. Die Datenleitungen kommen, das E-Rezept steht ante portas – und mit dem Honorar für Medikationsanalyse werden wir auch noch weiterkommen. Immerhin, der Generalisprecher betont, dass es nicht der Plan gewesen sei, die Vor-Ort-Apotheken von diesem Projekt auszuschließen. Neeiiin, wer glaubt denn sowas. Und er lässt durchblicken, dass sein Haus das Angebot mit Vor-Ort-Apotheken weiter ausbauen möchte. Wie schön. Mein liebes Tagebuch, dann soll dieser Versicherer das mal versuchen. Wir meinen: Wenn die Mehrzahl der 19.000 Apotheken bald technisch und strukturell für ihre eigenen Medikationsanalysen bereitsteht, dann Gute Nacht für die Versender. Glauben Sie nicht?
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